Wittenberg Gemüse / Elite Frische Service GmbH

Lohnnebenkosten – ein Thema Ende nie09. Mai 2025

Jede Erhöhung des Kollektivlohnes und des gesetzlichen Mindestlohnes zieht aliquot erhöhte Lohnnebenkosten und damit eine Steigerung der gesamten Produktionskosten nach sich.

Dies ist nicht nur in der Industrie so, dies trifft die landwirtschaftliche Produktion genau so.

Besonders spüren dies auch Obst- und Gemüsebetriebe mit sehr handarbeitsintensiven Kulturen.

Vor allem bei größeren Betrieben gibt es einen Unterschied im Zugang zu Saisonarbeitskräften.

Wenn ein Betriebsleiter die Arbeitskraft als Betriebsmittel sieht und genau so wie er andere Betriebsmittel wie Dünger oder Maschinen bei einem Lieferanten bestellt, auch Arbeitskräfte bei einem Arbeitskräftevermittler bestellt.

Oder der Betriebsleiter kümmert sich über einen längeren Zeitraum zumindest um Vorarbeiter und Partieführer persönlich. Es ist ein offenes Geheimnis, dass diese Arbeitskräfte nicht um den Mindestlohn zu haben sind.

Diese Vorarbeiter bekommen in vielen Fällen zusätzliche Benefits, die sie animieren, für die nächste Saison wieder zu kommen. Sie kennen bereits die Betriebsabläufe und somit profitieren beide Seiten davon.

Die Lohnnebenkosten sind aber bei genauerer Betrachtung auch in den mitteleuropäischen Ländern erheblich unterschiedlich. Damit sind auch die Produktionskosten bei regional hergestellten Produkten aus diesem Grund spürbar unterschiedlich.

Augenscheinlich zu Tage getreten ist dies vor nicht all zu langer Zeit im Grenzgebiet zwischen den beiden beinahe angrenzenden Gemüseanbaugebieten von Österreich und Deutschland.

Wenn in einem Land über ein Sondermodell die Lohnnebenkosten im Verhältnis zum übrigen regulären Verrechnungsmodell der Lohnnebenkosten die effektiven Kosten arbeitgeberseitig pro verrechneter Arbeitsstunde vier Euro niedriger macht, so ist dies keine Kleinigkeit.

Da ist es dann verständlich, dass Saisonarbeitskräfte von zu Hause aus die zweihundert Kilometer längere Anreise in Kauf nehmen, wenn sie etwa zehn Prozent mehr Netto vom Brutto für die gleiche Arbeit bekommen.

Wichtige politische Arbeit ist also, in Mitteleuropa eine einigermaßen gleiche Ausgangssituation zu schaffen, bevor man sich über die Dumping-Arbeitskosten in Billiglohnländern aufregt. Die Produktion in Mitteleuropa ist doch sehr stark mit Regionalität und damit mit etwas höheren Endkundenpreisen verbunden. Da wird es dann schwierig, dem Konsumenten zu erklären, dass auf der einen Seite für dieses Produkt wenig in den Sozialtopf eingezahlt wird, dass man aber trotzdem den Regionalbonus dafür haben möchte.

Auch wir in Mitteleuropa haben Herkünfte, wo mit wesentlich billigeren Mitteln produziert wird wie beim Nachbarn.


Fritz Prem

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