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Technik – ein Wunderwerk05. Juli 2015

Letztes Wochenende war der „Tag der Technik im Obst- und Weinbau“ in Österreich. Alle möglichen und erdenklichen Varianten und Technologien zur Arbeitserleichterung und Effizienzsteigerung waren ausgestellt und präsentiert. Knapp 3.000 Fachbesucher haben sich vor Ort über die neuesten technischen Errungenschaften informiert.

Wissenschaft, Forschung, Versuchswesen, Handel und Praktiker fanden unendlich viele Möglichkeiten, Erfahrungen aus zu tauschen und neue Denkansätze zu ventilieren.

Für mich eines der interessantesten Gespräche fand in einer größeren Gruppe rund um ein GPS-gesteuertes Grundgerät statt, mit dem man Grundarbeiten in Dauerkulturen automatisieren kann. Dies beginnt beim mähen der Fahrgassen, bei der Pflege des Baumstreifens und geht hin bis zum vollautomatischen Pflanzenschutz in ganzen Obstanlagen oder Weingärten.

Auf den ersten Blick eine faszinierende Sache. Vor allem deshalb, da sich diese Technologie langsam in Richtung erschwingliche Preiskategorie zu bewegt.

Nach der ersten Euphorie, dass man damit eintönige Alltagsarbeit wegrationalisieren kann, kam aber im Gespräch auch eine weitere Seite zu Tage. Wenn diese Technologie für 10 oder 20-Hektar-Betriebe funktioniert, dann funktioniert sie erst recht auch für 100 oder 500-Hektar-Betriebe und wird den großen Betrieben nochmals einen Kostenvorsprung gegenüber Klein- und Mittelbetrieben bringen. Diese Frage ist aber sehr philosophisch. Wenn es einen Kostenvorteil gibt, dann hält der Einzug, egal ob die Gesamtbranche dies für richtungsweisend hält oder nicht.

Ein bislang kaum betrachteter Aspekt hat mich aber sehr bewegt. Mit zunehmender Automatisierung entfernt sich der einzelne Produzent von den Wurzeln der Produktion. Wenn er bisher durch Pflanzenschutzarbeit oder Kulturpflegemaßnahmen zumindest einmal die Woche bei jedem einzelnen Baum vorbeigekommen ist, so muss er dies durch zusätzliche Kontrollgänge kompensieren.

Wenn wir ehrlich sind, so hat ein Produzent bisher durch den häufigen Kontakt mit seinen Pflanzen sein Sensorium für eventuell im Anzug befindliche Probleme in der Produktion laufend geschärft.

Dies bestätigten fast alle Gesprächsteilnehmer, die bereits Teile ihrer Arbeit „ausgelagert“ haben.

Dies ist ein Grundproblem, das wir aus anderen Bereichen zu gut kennen. In Schulen wird der Unterricht computerunterstützt abgehalten. Sehr viel Focus geht in die Richtung, perfekt mit dem Computer umgehen zu können. Der Computer rechnet Algorithmen viel schneller als das menschliche Gehirn.

Aber die wirklich großen Dinge stammen von kreativen Menschen mit zündenden Ideen.

Prem 28/2015

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