Wittenberg Gemüse / Elite Frische Service GmbH

Wettbewerb beflügelt20. November 2025

Es gibt sie doch, die „Best Practice“ Beispiele. Auch in der Vermarktung von Obst ist wieder ein solches Beispiel vor den Vorhang getreten.

Die Branche in ganz Europa jammert seit Jahren darüber, dass der Apfelkonsum stagniert und teilweise sogar leicht zurück gegangen ist. Der Großteil der Branche macht trotzdem das Gleiche wie im Vorjahr und im Jahr davor. Somit ist keine wesentliche Aufwärtsentwicklung zu erwarten.

Einzig der Konsument sei einfach zu dumm, um den wirklichen Wert des Apfels zu kennen, so die simple Ausrede.

Die Erfolgsgeschichte entsteht in Österreich, wo sich zwei Vollsortimenter und zwei Diskonter den gesamten Lebensmittelmarkt untereinander aufteilen. Zusammen verkaufen sie 93% aller Lebensmittel in ihren Filialen.

Einer der Vier hat sich jetzt in seiner Strategie fest geschrieben, den Apfel als Massenprodukt zu pushen und dabei die anderen am falschen Fuß erwischt. In der ersten Phase geht es ganz klar um Marktanteil vor Marge.

Die Überlegung dahinter ist kaufmännisch sehr logisch. Wenn ich bei einem Massenprodukt meinen Marktanteil anhebe und später diesen Marktanteil ins normale Tagesgeschäft überführen kann, dann habe ich bei einem Massenprodukt die normale Marge von einem höheren Marktanteil.

Ein uraltes Wissen wieder einmal neu versucht.

Es scheint auf zu gehen, wie man in der Mitte des Projektes sehen kann. Dies in einem Jahr, wo der Betreiber dieses Best Practice Projekts von der Menge her aus dem vollen schöpfen kann.

Wenn jemand weiß, dass andere dies auf Kosten der Lieferanten auch schon versucht hätten, der irrt hier. Diese Strategen haben über einen längeren Zeitraum nach dem Motto gehandelt – Einkaufspreis plus Mehrwertsteuer ist Verkaufspreis an der Registrierkasse.

Das Ergebnis (doppelt abgesichert von Marktforschungsunternehmen):

Über die ganze Saison 29% aller Äpfel, die im Land verkauft wurden, gingen über die Ladentheke dieses Handelsunternehmens (bei einem Anteil bei den übrigen Lebensmitteln von 23%). Über die Saison waren davon 14% Bioäpfel.

Im Spitzenmonat wurde jeder dritte in Österreich verkaufte Apfel dort gekauft und der Anteil Bioäpfel lag bei 18%. Dies natürlich auf Kosten der der beiden anderen großen Mitbewerber.

Was passiert gerade jetzt? Die beiden größten Mitbewerber haben die Herausforderung angenommen und sehen nicht tatenlos zu. Schwere Geschütze im Marketingbereich sind in Stellung.

Der Apfel wird in nächster Zeit ein Feuerwerk an Marketingaktivitäten erleben. Die großen Vier werden danach den Konsum angekurbelt haben und für ein Massenprodukt bei mehr Menge wieder zu mehr Margen kommen.

Die Produktion wird mehr Menge im Inland absetzen können und längerfristig wird der Mehr-Konsum von Äpfeln nachhaltig steigen.


Fritz Prem

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