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Obst-Produktion und alternative Energie30. Mai 2025

Es gehört schon fast zum guten Ton, dass sich Obst- und Weinbauversuchsstationen auch mit alternativer Energieproduktion befassen. Ein leitender Mitarbeiter einer Weinbauversuchsstation erklärte mir in einem Gespräch, dass er jetzt auch den Auftrag bekommen habe, im nächsten Versuchsplan Photovoltaik über einen kleinen Teil seiner Versuchsfläche mit auf zu nehmen.

Man solle sich ja dem Mainstream nicht entziehen. Er wird wissenschaftlich erarbeiten, wie sich die Pflanzen darunter verhalten und wieviel vom Sonnenlicht an Strom und wieviel an Erntegut anteilig pro Hektat geerntet werden kann.

Er wird aber darüber hinaus noch weitere Betrachtungen in dieses Projekt mit einfließen lassen. Gibt es Sinn, ähnlich wie beim Hagelnetz, die gesamte Produktionsfläche mit Agro-Photovoltaik ein zu decken. Weiters wie einfach lassen sich Stromerträge von zehn oder zwanzig Hektar Agro-Photovoltaik verkaufen.
Wie weit sind die Einspeispunkte zum ausreichend leistungsfähigem Strom-Netz weg und was kostet die Infrastruktur bis zu diesem Punkt. Viele Fragen, sehr anspruchsvoll für einen Versuchsansteller.

Was er nicht untersuchen wird, wie weit Obstbauern die Bonität mitbringen, um eine Finanzierung von Neuinvestitionen in der Größenordnung von 1,3 Millionen Euro pro Hektar aufstellen zu können (bei zwanzig Hektar wären dies etwa 25 Millionen Euro). In dieser Kategorie habe dann die Ernte der Kultur darunter eine deutlich untergeordnete Rolle.

Was nicht zu seinem Versuchsauftrag gehört, ist die Möglichkeit, eine möglichst gewinnbringende Verwendung dieser produzierten Energie, aus zu loten.

Gerade da wären spannende Ergebnisse zu erwarten. Wenn als Beispiel ein Obstlagerhaus theoretisch mit seinen Photovoltaikpaneelen auf den Hallendächern übers Jahr theoretisch siebzig Prozent seines Ganzjahresbedarfes an Strom produziert und diesen aber zum größeren Teil während der Einlagerungsphase im Herbst verbraucht.

Aber dies geht über den ursprünglichen Auftrag einer landwirtschaftlichen Versuchsanstellung hinaus und ist ein Thema für Spezialisten bei Energiespeichersystemen. Derzeit wissen nämlich auch diese Experten keine wirtschaftliche Lösung für diese Fragestellung.

Somit wird der Versuchsansteller in einem Teilbereich des Gesamtkonzeptes zu Ergebnissen kommen, die wahrscheinlich sehr interessant sein werden. So seine Aussage.

Wir brauchen darüber gar nicht orakeln, ob dies theoretisch von der Praxis angenommen werden wird.
Mein persönlicher Seismograf in der Beurteilung neuer Ideen ist immer, ob die Gesamtidee so stimmig ist, dass sie vom besseren und fortschrittlicheren Drittel in einer Branche angenommen wird.

Wie sagte mein alter Lehrmeister in solchen Situationen: Na schauen wir mal.


Fritz Prem

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