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Starke Ernte15. Dezember 2025

Die Voraussetzungen in ganz Europa haben in dieser Saison eine überaus gute Kartoffelernte in die Lager gebracht. Bereits mitten in der Erntesaison haben die Produzenten befürchtet, dass dadurch die Preise in den Keller rasseln werden.

Ich war gespannt, wie die Kartoffelbranche mit dieser Situation umgehen wird. Könnte ja auch für andere Branchen lehrreich sein, wenn da eine gute Idee entstanden wäre.

Bewusste Beobachtungen im Konsumverhalten vom größeren Bekanntenkreis haben keine Auffälligkeiten zu Tage gebracht. So gut wie niemand hat zusätzliche Kartoffelgerichte in seinem Speiseplan aufgenommen. Nur die übliche Form als Beilage.

Dabei gibt es für die „tolle Knolle“ phantastische Möglichkeiten. Kindheitserinnerungen können wach gerüttelt werden. Bei der Oma gab es am Abend heiße Kartoffel mit etwas Butter, ein wenig Salz drüber und der Himmel war auf Erden gekommen.

Derzeit finde ich nirgendwo in der Presse, auf Sozial-Media Kanälen, in Rundfunk oder TV einen Hinweis, der solche alten Sehnsüchte nach mehr Kartoffelkonsum wecken würde.

Bei einer bewussten Recherche auf den aktuellen Speisekarten von Spitzenrestaurants sind derzeit kaum besonderen Tagesspezialitäten aus Kartoffel zu finden – eben auch nur das übliche.

Am ehesten gibt es eine Bereicherung mit der Kartoffel in der Küche in bodenständigen Landgasthäusern. Dies kann auch damit zusammenhängen, dass diese Küchenchefs direkt bei Kartoffelbauern einkaufen und bereits wissen, dass sie heuer beim Rohstoff aus dem Vollen schöpfen können.

Wie sind andere Branchen in der Vergangenheit mit starken Ernten umgegangen?

Größtenteils wird zuerst einmal nach dem Motto gehandelt: schauen wir  mal, wir sich die Lage entwickelt. Kaum jemanden ist bei diesem Verhalten bewusst, dass er damit das Gesetz des Handelns aus der Hand gegeben hat. Es kann alles seinen Lauf nehmen und der Einkäufer presst den Verkäufer aus.

Aktivere Strategien sind „Entlastungsverkäufe“ auf Märkten, die den eigenen Kundenkreis nicht tangieren. Dort kann man ohne größeren Kollateralschaden bei den eignen Kunden Ware teilweise beinahe „verschenken“. Bei dieser Variante haben nur die Mitbewerber einen Schaden.

Es geht auch anders.

Eine Erzeugergemeinschaft hat in einem Vollertragsjahr (als beinahe ganz Europa Vollerträge hatte) bei Bioäpfeln die billigste Sorte Idared zur Gänze aus dem Markt genommen und der Verwertung zugeführt.

Das Management konnte den Produzenten vorrechnen, dass damit Kontinuität am Markt sichergestellt war und sie dadurch am Ende der Saison mehr Geld in der Kasse hatten.

Ebenso hat dieses Jahr eine Erzeugergruppe in Belgien entschieden, ein Drittel ihrer Produktion nach der Ernte in die Verarbeitung zu bringen. Die ganze Branche blickt hier gespannt auf das Ergebnis.


Fritz Prem

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