Wittenberg Gemüse / Elite Frische Service GmbH

Regionalität – wo fängt sie an, wo hört sie auf02. November 2014

Auf Grund einiger heftiger Reaktionen auf die Kolumne der vorletzten Woche möchte ich mit Ihnen nochmals den Begriff „Regionalität“ betrachten. Es ist unbestritten, dass dieser Begriff eine wichtige emotionale Aufladung für ein Produkt geworden ist. Dies besonders für Konsumenten mit höherer Kaufkraft, die sich obendrein bewusster mit ihrer Ernährung als Baustein ihrer Gesundheit und ihrer Umwelt beschäftigen. Hier sind wir mit unseren Produkten, dem Obst und Gemüse, richtig. Wenn wir  obendrein auch die ökonomische Seite gut hinbekommen, dann sind wir auf allen Ebenen auf der Gewinnerseite.

Regionalität ist kein mathematisch oder physikalisch definierbarer Begriff. Es ist ein Begriff, der auf emotionaler Ebene massiv mitschwingt. Die Frage ist, ob regional nur der Markt vor der Haustüre ist, ob es ein Produkt aus dem Bundesland ist, ob es ein nationales Produkt oder ob das Obst und Gemüse aus einem Umkreis von ein paar hundert Kilometer kommt. 
Zur genaueren Betrachtung dieses Themas möchte ich sie gedanklich auf den Markt in München einladen.

Ein Beispiel: Wen dort neben den geringen eigenen Mengen Bioäpfel aus Bayern auch Bioäpfel Baden-Württemberg verkauft werden, so kann man diese im Wesentlichen als regional betrachten. Bioäpfel aus dem Rheinland werden kaum nach München kommen, da dort ein sehr starker Heimmarkt da ist. Bioäpfel aus dem Alten Land werden in München noch als regionales Produkt betrachtet, da sie aus deutscher Produktion kommen. Sie haben etwa 800 Kilometer zurückgelegt. Die italienischen Kollegen bringen ein, dass ihr Produkt aus Südtirol nur 250 Kilometer auf der Straße nach München unterwegs ist, österreichische Anbieter erwähnen, dass ihr Produkt aus Eferding mit 200 Straßenkilometer so nah ist wie Baden-Württemberg und aus der Steiermark die Äpfel halb so lang auf der Straße sind wie aus dem Norden Deutschlands.
Wir könnten diese Gedankengänge auf jedem Marktplatz weiterspielen.

Es gibt auch in dieser Frage keine Zentrale irgendwo oben, die verbindliche Definitionen nach unten gibt. Tatsache ist, dass die Aufladung eines Produktes mit Emotionen immer die Aufgabe des Verkäufers ist. Er muss damit die aktuellen Sehnsüchte seiner Kunden treffen oder wecken. 

Die Definition der Regionalität gehört somit auch zu seinen Aufgaben als Verkäufer.

Prem 45/2014

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