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Glyphosat19. Juli 2017

Die Zulassung oder nicht Zulassung von Glyphosat steht wieder einmal an und beschäftigt so ziemlich alle politischen Ebenen in der gesamten EU. Am Beispiel dieses Wirkstoffes kann man generell die Problematik einer Pflanzenschutzmittelzulassung verfolgen.

Im Jahre 1974 war das erstmalige Auftauchen von Glyphosphat als Herbizid ein kleines „Wundermittel“: alles was grün war, konnte bekämpft werden. Mit der wissenschaftlichen Beurteilung von 1974 und davor war der Wirkstoff unbedenklich.

Wenn sich heute ein kleines Heer an Wissenschaftlern damit beschäftigt, mit dem derzeitigen Stand der Möglichkeiten die Gefährlichkeit des Wirkstoffes neu zu bewerten, dann kommen folgende Ergebnisse heraus: die Substanz ist wahrscheinlich krebserregend (2015), die Substanz wirkt beim Menschen wahrscheinlich nicht genotoxisch und nicht kanzerogen (2016).

Somit hat die Wissenschaft die Frage eindeutig mit einem „vielleicht“ beantwortet. Politiker sollen daraus eine 10-jährige Weiterzulassung oder Ablehnung erwirken.

Der Lebensmittelmarkt selbst hat in all dem „Wirrwar“ bereits schön langsam eine Entscheidung getroffen, wie man mit den ganzen Unsicherheiten, die jeweils als „letzte Erkenntnis der Wissenschaft“ publiziert ist, umgeht.

Begonnen hat es damit, dass sich die großen Lebensmittelketten in Europa gar nicht mehr wirklich um die gesetzlichen Höchstwerte bei Pflanzenschutzmittelrückständen kümmern. Sie machen ihre eigenen Gesetze mit Höchstwerten, die deutlich unter den gesetzlichen Höchstwerten liegen. Dies deshalb, da sie den Finger am Puls haben, was in der Produktion möglich ist. Und dies deshalb, da sie mit einer einzigen Entscheidung eines Einkaufsapparates dies auch umsetzen können.

Sobald es in der Produktion eine Alternative zu Glyphosat gibt, so wird sie im Lebensmittelhandel umgesetzt. Dies ungehindert dessen, ob die Produktion mit dieser Alternative um 5% teurer wird.

Die Pflanzstreifen im Obstbau werden dann eben nicht mit Glyphosat, sondern mit anderen technischen Möglichkeiten bewuchsfrei gehalten.

Eine Dimension eines Verbots für Glyphosat ist bisher noch kaum in der öffentlichen Diskussion aufgetaucht. Glyphosat ist der zentrale Baustein der gentechisch veränderten Pflanzenproduktion. Kein Gen-Soja ohne Glyphosat. Die meisten Nutzpflanzen aus der Gentechnik sind so verändert, dass sie den Wirkstoff Glyphosphat vertragen, während beim gesamten übrigen Aufwuchs am Feld die herbizide Wirkung weitgehend gegeben ist.

Somit bräuchte man sich nach einem Verbot von Glyphosat keine Gedanken über eine lückenlose Kontrolle von gentechnisch veränderten Futtermitteln machen -  es gäbe sie derzeit schlichtweg nicht!

Fritz Prem

KOMMENTARE (2) Artikel kommentieren
20.07.2017
17:48 Uhr
Genetti Raimund
Ja das sind wohl wahre Worte dabei. Inzwischen wird in den armen Ländern auch produziert und da keine Lagermöglichkeiten wird vieles einfach entsorgt wenn es nicht der Qualität der Konzerne entspricht. Der Bioanbau hat in den letzten Jahr vieles möglich gemacht. es wurde die Monokultur erhalten die Vielfalt wurde nicht mehr. Ob mit oder ohne glifosate in der eu subventionierten Landwirtschaft wird auch bioanbau gefördert wie konventionelle anbaumethoden da macht das glifosate gar keinen Unterschied mehr. Durch den Bioanbau gehen die anbauflächen zurück und es wird mehr konventionell integriert angebaut der konsument kennt sich da nicht mehr aus. bei der Milch gibt es jetzt Heumilch und in der Produktion wird nichts geändert. Durch das Überangebot haben die Konzerne leichtes Spiel.
21.07.2017
17:51 Uhr
Fritz Prem
Hallo Raimund, es ist immer wieder erfrischend, sich mit dir über grundsätzliche Sichtweisen zu unterhalten. Viele deiner Ausführungen sind richtig. Beim Bioanbau ist es jedoch so, dass die Flächen nicht zurückgehen, sondern wir gerade eine stärkere Ausdehnung erfahren. In der Apfelproduktion gibt es derzeit sogar die stärksten Umstellungsraten seit Jahren. Am Markt wächst der Konsum von Bioäpfeln jährlich etwa 5-8%, während der Konsum von konventionellen Äpfeln in den letzten Jahren jährlich um etwa 2% abnimmt. Eine Entwicklung, die wir noch einmal genauer betrachten werden.