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Eingriffe der Politik in den Lebensmittelhandel06. Oktober 2025

Die österreichische Regierung drohte mit Eingriffen in die Lebensmittelpreise und der sechstgrößte Lebensmittelkonzern zieht die Reißleine und verkauft auf einen Schlag alle seine Filialen und sperrt de facto über Nacht zu. Die Konzentration im Lebensmittelhandel steigt damit für die größeren Vier auf gemeinsam 95% vom gesamten Angebot.

Die Wettbewerbsbehörde wird nicht umhin kommen und den Verkauf der Filialen im großen und ganzen an die größten Mitbewerber zu genehmigen. Damit steuert die Konzentration im Lebensmittelhandel auf das höchstmögliche Maß zu.

Wollte das die Regierung?

Auf den ersten Blick wirkt es wie ein Kollateralschaden der politischen Arbeit. Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht.

Wenn man aber einen längeren Zeitraum hinter die Kulissen blickt, dann gab es schon Vorzeichen, die eine Entwicklung anzeigen. In jedem Unternehmen gibt es verschiedene „Seismographen“, die ein Erdbeben ankündigen.

Alle Lebensmittelhändler verkaufen auf dem gleichen Inlandsmarkt, wo angeblich alles wirtschaftlich schwierig sei und die Konsumenten weniger Geld hätten. Tatsache ist, dass die Konsumenten heute etwa 20 Prozent mehr am Lohnkonto haben wie vor zweieinhalb Jahren.

Jedes Unternehmen braucht eine gewisse Ertragskraft, um längerfristig wirtschaftlich zu überleben.

So ist im österreichischen Lebensmittelhandel einer der Parameter eine jährliche Netto-Umsatzrendite von 1,5 bis 2,5 Prozent. Wenn ein Konzern dies über mehrere Jahre gesehen nicht erwirtschaftet, dann ist sein Ende vorgezeichnet.

Wenn diese Größe drüber liegt, dann hat der Konzern entweder seine Lieferanten und Dienstleister ausgequetscht oder er hat den Konsumenten gekonnt zu viel Geld abgenommen.

Was in dieser Situation noch dazu kommt, dass die vier Großen mit 95% Marktanteil unerreicht effizient wirtschaften. Es wird in absehbarer Zeit kaum jemand eine Chance haben, wesentliche Teile des Lebensmittelhandels neu zu bearbeiten. Zwei große gescheiterte Versuche stehen in den Geschichtsbüchern. Vielleicht profitiert die Direktvermarktung in Ballungszentren und den Speckgürteln der Großstädte ein wenig davon.

Wenn wir uns neben anderen „Seismographen“ in den Unternehmen wieder den wichtigen Punkt Netto-Umsatzrendite ansehen, dann ist ein weiterer mittelständischer Lebensmittelhändler angezählt. Er wird einen Kraftakt brauchen, um weiter seinen Marktanteil behaupten zu können.

Neben all den Polemiken von Groß und Klein, von Regional und International, von Bio und Konventionell – kaufmännische Grundspielregeln dürfen weder dort noch da ignoriert werden.

Die Luft ganz oben ist wirklich dünn. Politische Eingriffe sind nicht die Ursache, aber sind oft der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen oder in diesem Fall zur Aufgabe bringt.


Fritz Prem

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