Gestiegene Betriebsmittelpreise setzen Ackerbau unter Druck Oberösterreich: Witterung sichert Spitzen-Erträge zur Herbsternte
Ein nasskalter Mai hemmte heuer die Jugendentwicklung der im Frühjahr gesäten Herbstkulturen. Ölkürbis, Mais und Sojabohne konnten sich aber infolge eines warmen bis heißen Juni und einer anhaltend guten Niederschlagsverteilung über den Sommer optimal entwickeln.
Über alle Kulturen hinweg freuen sich die Ackerbauern über hohe Erträge, die heuer auch auf leichten Schotterböden zufrieden stellten.
Das Jahr 2025 geht mit einer äußerst zufriedenstellenden Ertragssituation zu Ende und kann die wirtschaftlich schwierige Situation im oberösterreichischen Pflanzenbau zu einem gewissen Maß entspannen. Nur bei Kernobst und Gemüse sind die Ergebnisse differenzierter zu betrachten.
Die finanzielle Situation im Ackerbau bleibt angespannt und drückt spürbar auf die Stimmung in der Branche. Laut Grünem Bericht 2025 liegt das Einkommensniveau im Marktfruchtbau um 20,6% unter dem Dreijahresdurchschnitt, während der Durchschnitt aller landwirtschaftlichen Betriebe ein leichtes Plus von 3,3% verzeichnet.
Besonders die Deckungsbeiträge der flächenstarken Kulturen, allem voran Getreide, stehen massiv unter Druck. Die Erlöse orientieren sich am Weltmarkt, während die Kosten in der EU deutlich stärker gestiegen sind als bei internationalen Mitbewerbern - etwa durch die Verteuerung von Düngemitteln infolge des CO₂ -Grenzausgleichsmechanismus (CBAM) und aufgrund von Zöllen auf russische Importe. Viele Ackerbaubetriebe sehen sich dadurch, trotz hoher Erträge, zunehmend in ihrer Wettbewerbsfähigkeit gefährdet.
"Oberösterreich zählt mittlerweile zu den stärksten Ackerbaustandorten in der EU und unsere Betriebe haben im internationalen Vergleich eine hohe Eigenkapitalausstattung. Wir appellieren daher an unsere Ackerbauern die aktuelle Talsohle durchzuhalten und auf eine starke Kooperation mit der heimischen Verarbeitungsindustrie. Ebenso gilt es weiterhin funktionierende Nischen, wie den Ölkürbisanbau, zu nutzen. Für manche Betriebe ergeben sich auch Chancen im Heil- und Gewürzpflanzenanbau, wo Österreich in Westeuropa führend ist", erläutert Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Waldenberger.
Ölkürbis - ein sensibler Markt mit aktuell guter Nachfrage
Ölkürbis ist ein gutes Beispiel für den Kontraktanbau. Defacto jeder Landwirt schließt vor dem Anbau einen Vertrag mit dem Aufkäufer ab, wo Mindestpreise von netto 3 bis 3,10 Euro pro Kilogramm festgeschrieben wurden. Die endgültige Preisfestsetzung erfolgt in der Regel nach Abschluss der gesamten Ernte im November. Die Nachfrage nach Kürbiskernprodukten hat sich in den letzten zwölf Monaten positiv entwickelt.
Zikaden bedrohen Zuckerrüben- und Kartoffelanbau
In Süddeutschland ist die Rübenkrankheit SBR (Syndrom der niedrigen Zuckergehalte), welche durch die Schilfglasflügelzikade übertragen wird, das Hauptproblem und eine massive Bedrohung für die Zuckerwirtschaft. Die Zikaden übertragen ein Bakterium, welches zur Gelbfärbung der Rübenschläge ganzer Regionen führt.
Die Krankheit breitet sich langsam aus und die Problemregionen liegen derzeit rund 80 bis 100 Kilometer vom Inn entfernt. Für Oberösterreich besteht aktuell noch keine Gefährdung. Der Kartoffelanbau wird durch die Zikaden ebenso gefährdet. Bisher gibt es kaum Bekämpfungsmöglichkeiten.
Klimawandel gefährdet Ernten und Existenzen: Zehn Millionen Euro Schäden durch Frost, Starkregen, Sturm und Hagel
Der Klimawandel zeigt sich immer deutlicher und gefährdet nicht nur Ernten, sondern auch Existenzen. Begonnen hat das Jahr sehr trocken und warm. Dies ließ vor allem die Obstbauern und die Baumschulen zittern. Mehrere Frostnächte Mitte März führten an den in der Vegetation bereits stark fortgeschrittenen Kulturen zu Schäden. So entstand in Oberösterreich aufgrund des Frostes ein Gesamtschaden von 1,5 Millionen Euro.
Der Frühling war in Oberösterreich mit 15 bis 35% weniger Niederschlag deutlich zu trocken. Lokale Starkregenereignisse führten jedoch zu Verschlämmungen und Abschwemmungen, wodurch auf rund 1.300 Hektar - vor allem bei Zuckerrüben - ein Wiederanbau nötig wurde. Zusätzlich verursachten Krähen und Wildtauben zunehmend Schäden an frischen Saaten.
Die Gewittersaison begann am 23. Juni mit schweren Unwettern in mehreren Bezirken und verursachte allein dabei Schäden von fast fünf Millionen Euro. Weitere Unwetter im Juli führten zu zusätzlichen Schäden von 8,5 Millionen Euro - betroffen waren unter anderem Getreide, Mais, Soja, Grünland, Gemüse und Obst.
Landwirte setzen auf Risikomanagement
Während im Juni der Süden Österreichs mit erheblichen Dürreschäden zu kämpfen hatte, kam in Oberösterreich Ende Juni der dringend notwendige Niederschlag. Großflächige Dürreschäden blieben damit aus.
Die Bäuerinnen und Bauern in Oberösterreich haben die Notwendigkeit von betrieblichem Risikomanagement schon lange erkannt: Neun von zehn Ackerbäuerinnen und Ackerbauern sind gegen das Risiko Hagel und sonstige Naturkatastrophen wie Frost, Dürre, Sturm, Überschwemmung oder Auswuchs abgesichert.
Zudem haben drei von vier Ackerbaubetrieben eine zusätzliche Absicherung in Form der Dürreindex-Versicherung abgeschlossen.
Rasche Hilfe hat oberste Priorität
Unter Anwendung von modernsten Technologien bietet die Österreichische Hagelversicherung eine moderne und rasche Schadenserhebung. In Oberösterreich sind rund 30 Sachverständige - alles praktizierende Landwirte - im Einsatz, um Schäden rasch zu erheben. Im Schadensfall hat rasche Hilfe oberste Priorität.
Private Public Partnership ist ein dem internationalen Trend folgendes Erfolgsmodell
Dank des Know-hows der Österreichischen Hagelversicherung als führendem agrarischen Spezialversicherer ist die oberösterreichische Landwirtschaft im Risikomanagement bestens abgesichert.
Landwirte erhalten 55% der Prämie aus öffentlichen Mitteln. Diese Kombination aus öffentlicher Unterstützung und Eigenvorsorge ist angesichts zunehmender Wetterextreme unverzichtbar - ein Trend, der sich auch international zeigt.
"Jedenfalls müssen auch Maßnahmen getroffen werden, um den Klimawandel und die in Folge an Häufigkeit und Intensität zunehmenden Wetterkapriolen zu bremsen. Zur Absicherung des Agrarstandortes gehören auch Maßnahmen, um den Bodenverbrauch zu bremsen. Sonst gefährden wir in einem Bundesland wie Oberösterreich mit ertragreichen Böden und professionellen Bewirtschaftern die Zukunft einer starken und regionalen Landwirtschaft - und damit auch die heimische Lebensmittelversorgung. Ein umfassend geschützter Agrarstandort ist auch angesichts der Landschafts- und Kulturpflege für den Tourismus unverzichtbar", ist Präsident Waldenberger überzeugt.
Quelle: AIZ.info
Veröffentlichungsdatum: 14.10.2025