Österreich: Gemüse- und Obstbauern ringen um bessere Möglichkeiten zum Pflanzenschutz
Die Gemüse- und Obstbäuerinnen und -bauern zeigen sich heuer im Großen und Ganzen mit der Ernte zufrieden, die als gut und hochqualitativ bezeichnet wird.
Dafür musste jedoch einiges getan werden – von aufwendigen Frostschutzmaßnahmen in manchen Obstbauregionen bis zu Bewässerungen im Gemüsebau während des überaus heißen und trockenen Junis, berichtet das Agrarische Informationszentrum (AIZ).
Zunehmend Sorgen bereiten jedoch die fehlenden Möglichkeiten zum Schutz der Pflanzen sowie die unverändert hohen Lohnnebenkosten, wie der Präsident der LK Österreich, Josef Moosbrugger, und der Obmann des Branchenverbands für Obst und Gemüse (ÖBOG), Manfred Kohlfürst, betonen.
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Bewässerung rettete Gemüseernte – gute Qualität erwartet
Die diesjährige Gemüsebausaison befindet sich aktuell auf ihrem Höhepunkt. Die Witterung im Mai war überwiegend günstig, wurde jedoch von einem sehr heißen und trockenen Juni sowie einem regenreichen Julibeginn abgelöst.
Die Hitze hat das Wachstum beeinflusst, durch Bewässerung können die Landwirte aber dennoch eine gute Gemüsequalität ernten. Einzelne Hagelereignisse haben regional jedoch große Schäden verursacht. Insgesamt sind die Qualitäten sehr gut und die Märkte versorgt.
Fehlender Pflanzenschutz und Lohnnebenkosten als Sorgenpunkte
Die Witterung im Juni führte aber zu zunehmendem Schädlingsdruck – etwa durch Blattläuse. Durch den Regen kam es vermehrt zum Auftreten von Krankheiten wie Phytophthora.
"Der Pflanzenschutz bleibt neben den hohen Lohnnebenkosten und daraus folgender fehlender Wettbewerbsfähigkeit weiterhin ein zentraler Sorgenpunkt der Gemüsebäuerinnen und Gemüsebauern. Deswegen setzen wir uns gemeinsam mit dem Branchenverband für Obst und Gemüse (ÖBOG) intensiv für Verbesserungen auf nationaler und europäischer Ebene ein", betonte LK Österreich-Präsident Josef Moosbrugger.
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Obstbau weitgehend von Frostschäden verschont – mit regionalen Ausnahmen
Der Obstbau wiederum blieb in weiten Teilen Österreichs heuer von Frostschäden verschont – mit einigen regionalen Ausnahmen, in denen – vor allem im Steinobstanbau – kostenintensive Frostschutzmaßnahmen notwendig waren.
Auch gab es örtlich schwere Hagelschäden, die trotz verbreiteter Hagelnetze Schäden verursacht haben. Insgesamt wird die heurige Saison in allen Kulturen als gut eingeschätzt.
Im Kernobst wird aus heutiger Sicht eine gute Durchschnittsernte erwartet, noch ist sie aber nicht eingebracht. Die Trockenheit entwickelt sich – neben dem Thema Frost – zunehmend zur Herausforderung.
Nach wochenlanger Trockenheit hat es in der ersten Juliwoche endlich wieder geregnet. Die Wasserversorgung ist damit wieder ausreichend, und in den meisten Fällen hatte die Trockenperiode keine nachhaltigen Auswirkungen auf die Kulturen.
Schadinsekten wie 2011 eingewanderte Kirschessigfliege bereiten massive Sorgen
Bei Beerenobst zeigt sich die heurige Saison bislang insgesamt erfreulich. Im Steinobstanbau konnte die Ernte bei Kirschen schon abgeschlossen werden und ist sonst in vollem Gange.
Die Situation im Bereich Schadinsekten – etwa bei Baumwanzen – ist vielerorts angespannt und verursacht in manchen Kulturen sichtbare Schäden.
Auch die Kirschessigfliege bleibt weiterhin ein ernstzunehmender, nicht ausreichend bekämpfbarer Schaderreger.
"Auch wenn bei den Konsumentinnen und Konsumenten nur beste Ware landet, führt die 2011 nach Österreich eingewanderte Kirschessigfliege im Vorfeld dazu, dass die Bäuerinnen und -bauern sehr viele, ungenießbare Kirschen wegwerfen müssen. Nicht nur gegen diesen Schädling fehlen uns zunehmend geeignete Schutzmöglichkeiten", berichtete Moosbrugger.
Kohlfürst: Bei vielen Kulturen stoßen wir an die Grenzen des Machbaren
"Ein ausreichender Werkzeugkoffer für den Pflanzenschutz bleibt somit auch im Obstbau interessenspolitischer Schwerpunkt Nummer 1", betont der LKÖ-Präsident.
„Bei vielen Kulturen stoßen wir bereits an die Grenzen des Machbaren. Gewisse Krankheiten und Schädlinge lassen sich mit den verfügbaren Mitteln kaum mehr wirksam bekämpfen. Wir brauchen dringend Lösungen auf europäischer und nationaler Ebene bei der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln.
Alle rechtlichen Möglichkeiten müssen ausgeschöpft werden. Der Mangel an geeigneten 'Instrumenten' und damit das unkalkulierbare Produktionsrisiko schrecken viele potenzielle Betriebsnachfolgerinnen und -nachfolger ab – eine langfristige Planung ist kaum mehr möglich.
Gleichzeitig werden Produkte nach Österreich importiert, die mit Mitteln erzeugt worden sind, deren Einsatz bei uns verboten ist. Das ist weder fair noch nachvollziehbar", kritisiert der Obmann des Branchenverbands für Obst und Gemüse, Manfred Kohlfürst, der selbst Obstbauer in der Steiermark ist.
Ausreichende Wasserversorgung weiterer Brennpunkt
"Ebenso bleibt der Ausbau von Beregnungs- und Bewässerungsmöglichkeiten eine Zukunftsfrage, die unsere Bäuerinnen und Bauern intensiv beschäftigt", unterstreicht Moosbrugger.
Derzeit werden in diesem Bereich, unterstützt von EU, Bund und Ländern, zahlreiche Investitionen getätigt.
Die Wasserversorgung der Pflanzen hat höchste Priorität, um den Markt mit Qualität und Menge bedienen zu können – sowohl im Obst- als auch im Gemüsebau.
Laut der Studie "Wasserschatz Österreichs" (2021) entfallen lediglich 4% des Wasserbedarfs auf die Landwirtschaft.
Quelle: AIZ.info
Veröffentlichungsdatum: 22.07.2025