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Universität Hohenheim/Bioökonomie: Lebensmittelverpackungen aus Meeresalgen

02. November 2020

Die meisten Lebensmittel, die wir heute konsumieren, sind in Plastik verpackt – mit den bekannten Problemen: In der Regel wird dieser Kunststoff aus der begrenzten Ressource Erdöl gewonnen. Darüber hinaus hat er große Auswirkungen auf die Umwelt, da die Zersetzung der meisten Kunststoffabfälle mehr als 400 Jahre dauert. Sogar sogenannter kompostierbarer Kunststoff, z.B. aus Stärke, benötigt höhere Temperaturen oder höhere Feuchtigkeit zur Zersetzung als es unter natürlichen Bedingungen der Fall ist.

Foto © Universität Hohenheim / Astrid Untermann
Bioökonomie: Die Universität Hohenheim forscht seit Jahren zur Verwendung von Algen u.a. als Zutat für Lebensmittel. Im Bild: Mikroalgenpulver zur Wurstherstellung | Foto © Universität Hohenheim / Astrid Untermann

Die Forscher von BIOCARB-4-FOOD beschäftigen sich deshalb mit nachhaltigeren Lebensmittelverpackungen, die über die notwendigen mechanischen und chemischen Eigenschaften verfügen.

EU-Forschungsprojekt mit Beteiligung der Uni Hohenheim sucht nach neuen, nachhaltigen Lebensmittelzusätzen und Verpackungsmaterialien aus Algen und Seegräsern.

Aus Algen gewonnene Kunststoffe

Algen dienen der Industrie schon heute als Rohstoffquelle für Stabilisatoren oder Verdickungs- und Geliermittel, wie Agar, Alginat und Carrageen. Immer stärker in das Interesse der Forschung rückt aber auch ihr Potenzial als Kohlenhydratlieferanten für Biokunststoffe. Diese sind nicht nur biologisch abbaubar, sondern können durch zusätzliche Eigenschaften dazu beitragen, dass darin verpackte Lebensmittel länger haltbar sind. Aktuell sind die gängigen Extraktionsverfahren allerdings sehr ineffizient. In dem von der EU geförderten Forschungsprojekt BIOCARB-4-FOOD suchen Forscherinnen und Forscher nun nach nachhaltigeren Prozessen für die Gewinnung von Kohlenhydraten aus sogenannten Makroalgen, also großen Algenarten, und auch Seegras. Dabei gehen sie sowohl der Frage nach, wie diese Stoffe aus dem Rohmaterial gewonnen werden können, als auch, wie die Rückstände der schon bestehenden Extraktionsverfahren weiter genutzt und verarbeitet werden können.

„Wir suchen nach alternativen natürlichen Ressourcen wie Algen und Meerespflanzen. Nicht nur weil sie im Überfluss vorhanden sind, sondern auch weil sie eine große Anzahl potenziell interessanter Verbindungen aufweisen“, erklärt Dr. Amparo Lopez-Rubio vom Institut für Agrochemie und Lebensmitteltechnologie (IATA-CSIC) in Valencia, Spanien, und Koordinatorin des Projekts BIOCARB-4-FOOD.

„Schon heute erwirtschaftet die Algenindustrie weltweit einen Umsatz von ca. 7,4 Milliarden Dollar (rund 6,3 Milliarden Euro) - mit steigender Tendenz. Denn aufgrund ihrer besonderen physikalisch-chemischen und biologischen Eigenschaften wächst auch das Interesse der Lebensmittel- und Pharmaindustrie an Verbindungen, die aus Algen gewonnen werden“, erläutert Dr. Nadja Reinhardt vom Forschungszentrum für Bioökonomie der Universität Hohenheim, das die Kommunikation zu dem Projekt übernommen hat.

So sollen in einer Teilaufgabe von BIOCARB-4-FOOD neuartige Extrakte gewonnen werden, die als Lebensmittelzutaten verwendet werden können – weit über den Einsatz als Gelier- oder Verdickungsmittel hinaus. Denn aufgrund der spezifischen Eigenschaften dieser Algen-Kohlenhydrate, auch als Phycokolloide bezeichnet, sehen die Wissenschaftler auch das Potenzial, sie als smarte Verpackungsmaterialien einzusetzen.

Quelle: Ots/Universität Hohenheim

Veröffentlichungsdatum: 02.11.2020

Schlagwörter

Universität Hohenheim, Lebensmittelverpackungen, Meeresalgen