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Weniger Gemüse geerntet Schweiz: Die Pflanzen- und Pilzproduktion

27. Februar 2024

Das Wetter spielte im Jahr 2023 eine zentrale Rolle in der Obstproduktion in der Schweiz, so berichtet lid.ch. «Der kalte und nasse Frühling beeinträchtigte die Bestäubung der Blüten und Blütenknospen - im Sommer haben sich die Unwetter dann in der Ostschweiz und im Wallis negativ auf die Erntemengen ausgewirkt und die Hitzeperiode hat zusätzlich vor allem dem Steinobst stark zugesetzt», erklärt Chantale Meyer vom Schweizer Obstverband SOV.

Die Wetterbedingungen führten ausserdem zu Schwierigkeiten in der Bekämpfung von Krankheiten wie Schorfbildung beim Apfel. Aber auch die Wicklerentwicklung und die Kirschessigfliege habe die Produzentinnen und Produzenten vor grosse Herausforderungen gestellt. «Vor allem der Zwetschgenwickler hat massiven Schaden verursacht», so Chantale Meyer. Daneben haben neue invasive Schädlinge, wie der Japankäfer oder die Mittelmeerfliege, in der Branche für Unruhe gesorgt.

Beeren: Lichtblicke und Schattenseiten

Im Gegensatz zu anderen Obstsorten profitierten hingegen die Beeren von den Wetterverhältnissen. Chantale Meyer berichtet von einer leichten Steigerung der Beerenernte im Vergleich zum Durchschnitt der letzten fünf Jahre, mit einer Gesamtmenge von rund 11’195 Tonnen.

«Die warmen und trockenen Wetterbedingungen Anfang Juni nahmen Einfluss auf die Beerensaison und liessen die Beeren sehr schnell und sehr früh reifen – so kam es beispielsweise bei den Erdbeeren im Juni während drei Wochen zu Rekordernten», ergänzt Meyer. Allerdings habe die fehlende Staffelung bei den Beeren zu negativen Preisentwicklungen geführt, was die Wirtschaftlichkeit beeinträchtigte.

Resistenzmanagement und Pflanzenschutz

Ein weiteres grosses Thema war die Reduktion der verfügbaren Pflanzenschutzmittel. Chantale Meyer betont die Schwierigkeiten, die sich daraus für die Produzentinnen und Produzenten ergeben: «Wirksame Mittel wurden verboten, ohne wirkungsvolle Alternativen – die geringere Wirksamkeit und den dadurch vermehrt gleichen Mitteleinsatz erhöhen die Risiken einer Resistenz und machen eine gute Agrarpraxis schwieriger.»

Gleichzeitig verschärfe die Kombination des sich verändernden Klimas und dem Auftreten von Krankheiten und Schädlinge die Lage, erklärt Chantale Meyer weiter. «Die extremen Witterungen erhöhen die Komplexität und beeinflussen das Auftreten von Schädlingen und die Anzahl der notwendigen Interventionen», ergänzt sie. Die Risiken, dass der Schutz der Kulturen nicht gewährleistet sei, werde somit immer grösser.

Entwicklung des Anbaus und Preissituation

Trotz der Herausforderungen bleibe der Sektor dynamisch. Die Anzahl der Betriebe sei zwar leicht rückläufig, aber die Anbauflächen seien stabil bis leicht steigend. Zudem gebe es seit Jahren eine leichte Entwicklung Richtung Bio-Produktion und auch die IP-Suisse-Produktion habe vor allem im letzten Jahr im Bereich Kernobst etwas zulegen können.

Derweil seien die Preise für Kernobst für die Kernobstkampagne 2023/24 leicht besser als im Vorjahr, während bei den Beeren negative Preisentwicklungen zu verzeichnen seien. Abschliessend betont Chantale Meyer die Priorität Schweizer Äpfel bei den Abnehmern und die Notwendigkeit, sich frühzeitig über Kontingente oder die freie Phase zu beraten: «Wir werden uns im Frühling mit unseren Branchenpartnern darüber beraten.»

Weniger Gemüse geerntet

Die Gemüsegesamtmenge liegt seit Saisonbeginn unter dem Vorjahr. Der nasse Frühling zögerte den Start hinaus und der eher trockene und heisse Sommer förderte die Entwicklung weiter. «Trotzdem könne man nicht von einem aussergewöhnlichen Gemüsejahr sprechen, wie beispielsweise im Sommer 2021», erklärt Markus Waber vom Verband Schweizer Gemüseproduzenten VSGP. Damals war es sehr nass und viele Salate konnten dadurch nicht geerntet werden.

Bei den zwei stärksten Lagergemüsen, Karotten und Zwiebeln, konnte weniger geerntet werden. «Bei den Zwiebeln sorgten die Sommerhitze gefolgt von starken Niederschlägen und der Herbstwärme nicht für ein optimales Wachstum und schwierige Einlagerungsbedingungen», so Markus Waber. Mengenmässig liegt die Ernte von rund 16’700 Tonnen bei nur zirka 10 Prozent über dem Niveau von 2021 beziehungsweise gut 15 Prozent unter einem normalen Jahr.

Bei den Karotten hätten die sehr nassen Monate Oktober und November für erschwerte Erntebedingungen gesorgt, sagt Markus Waber weiter. Teils konnten Felder gar nicht mehr geerntet werden. Aktuell ist eine definitive Prognose bei den Karotten schwierig, da zum Zeitpunkt der Lagererhebung noch Karotten auf den Feldern standen. Nach Produzentenschätzungen wird der Ertrag aber zirka 20 Prozent unter dem der Vorjahre liegen. Über alle Lagergemüse hinweg betrachtet liegt die Menge 16 Prozent unter den Erntemengen der letzten vier Jahre.

Wetter setzt Kartoffeln unter Druck

Die Kartoffelernte dieses Jahres zeichnete ein Bild der Herausforderungen: Trockenheit, Krankheiten und Schädlingsbefall. Und die Vorzeichen waren bereits früh erkennbar: «Die Ertragserhebungen Anfang September haben gezeigt, was sich nun bestätigt hat – die Erträge und Qualitäten lagen vielerorts auf tiefem Niveau», fasst Niklaus Ramseyer, Geschäftsführer der Vereinigung Schweizerischer Kartoffelproduzenten VSKP, die Situation zusammen.

Wassermangel und Krankheitsdruck

Heute seien zirka 50 Prozent der Kartoffelfläche bewässert, erklärt Niklaus Ramseyer. «Die Möglichkeit zum Bewässern wird in Jahren, in denen die Niederschläge während den Sommermonaten ausbleiben, immer wie wichtiger – dementsprechend wird bei den Kartoffeln tendenziell immer wie mehr Fläche bewässert», ergänzt er.

Gerade das aktuelle Jahr zeige aber, dass die Bewässerung gerade bei extremer Hitze die Ertragseinbussen nicht immer kompensieren könne. Und mit einem Nettoertrag, der 30 bis 40 Prozent unter dem Durchschnitt liegt, seien grössere Importe dieses Jahr unausweichlich, um den inländischen Bedarf zu decken, so der VSKP-Geschäftsführer weiter.

Die Produzenten sahen sich aber nicht nur mit einem Ertragsdefizit wegen des Wetters konfrontiert, sondern auch mit Schädlingen und Krankheiten. «Der heisse und trockene Sommer begünstigte die Vermehrung des Kartoffelkäfers», erklärt Niklaus Ramseyer, der auch das Auftreten neuer Pilz- und Bakterienkrankheiten als besorgniserregend hervorhebt.

Und in dieser Saison war das Resistenzmanagement ein besonderes Problem: «Das reduzierte Wirkstoffportfolio birgt grosse Risiken für Resistenzbildungen», warnt er. Die Auswahl an verfügbaren Wirkstoffen schrumpfe und neue Mittel seien nicht in Sicht. Die Förderung alternativer Schutzmassnahmen und der Anbau resistenter Sorten gewinne darum an Bedeutung, betont Niklaus Ramseyer.

Mehr Importkartoffeln für die Verarbeitung

Die Kantone Bern, Freiburg und Waadt tragen mehr als die Hälfte zur schweizerischen Kartoffelproduktion bei und die Schweiz kann normalerweise bis zu 90 Prozent des eigenen Kartoffelbedarfs decken. Die geschätzten 30 bis 40 Prozent Mindererträge haben entsprechend auch weitreichendere Folgen, die sich auch in der Verarbeitungsindustrie widerspiegeln. Um den hiesigen Bedarf zu decken dürften die dafür nötigen Importe aber teurer zu stehen kommen als auch schon – auch die Nachbarländer sind nämlich von ähnlichen Problemen betroffen.

Rund um die Pilze steht es gut 

Bislang hat sich die Entwicklung der Schweizer Pilze positiv gestaltet, jedoch ist der Absatz von Schweizer Champignons im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken. Champignonsimporte verzeichneten dafür einen Anstieg von 8,15 Prozent. Das Wachstum der Schweizer Edelpilze sei hingegen erfreulich, sagt Nicole Badertscher, Geschäftsführerin des Verbandes Schweizer Pilzproduzenten VSP.  

Die Konsumentinnen und Konsumenten betrachten Pilze vielmals immer noch als typisch herbstlich, obwohl sie das ganze Jahr verfügbar sind. Dieser «saisonale» Gedanke hatte auch Einfluss auf die Nachfrage nach Schweizer Pilzen zum Herbstbeginn. Durch die anhaltenden warmen Temperaturen verschob sich das Interesse der Verbraucher in kältere Monate.

«Pilze sind im Trend – rund um den Pilz lässt sich ein gesteigertes mediales Interesse feststellen, sei es durch neue Forschungen, Projekte und Startups oder Berichterstattungen über die positiven Inhaltsstoffe und Eigenschaften der Pilze und ihre Vielfältigkeit», so Nicole Badertscher. «Dies unterstützt den Konsum von Schweizer Kulturpilzen und es ist eine Chance und wichtig das Potenzial der Pilze zu nutzen», ergänzt sie.

Priorität und im Fokus des VSP stehen im neuen Jahr die Weiterentwicklung und Ausrichtung der Marke Champignons Suisses. Das positive Image und die Bekanntheit sowie die Nachfrage von Schweizer Pilzen sollen dadurch weiter gesteigert werden.

 

Quelle: LID.ch

Veröffentlichungsdatum: 27.02.2024

Schlagwörter

Schweiz, Pflanzen- und Pilzproduktion