Hochschule Osnabrück: Materialanalyse für sichere Hydroponik
Promovendin der Hochschule Osnabrück untersucht die Wechselwirkungen von Material und Pflanzen in Anbausystemen ohne Erde. Viele Bauteile hydroponischen Anlagen, wie Pflanzenrinnen, Schläuche oder Wassertanks bestehen aus Kunststoff. Damit kommen sowohl die Pflanzen als auch die Nährlösung in Kontakt.
Anders als bei Lebensmittelverpackungen gibt es aber bislang keine spezifischen gesetzlichen Vorgaben, welche Materialien hier verwendet werden dürfen.
In hydroponischen Anbausystemen wachsen die Pflanzen in Nährlösung anstatt in Erde. Das spart Fläche, Wasser und ist standortunabhängig das ganze Jahr über möglich. (Foto © Hochschule Osnabrück)
Dabei ist bekannt, dass Kunststoffe sogenannte Additive – etwa Weichmacher – enthalten können, die sich aus dem Material lösen und in die Nährlösung übergehen.
„Um die Qualität und Sicherheit der angebauten Lebensmittel zu gewährleisten, ist es entscheidend zu wissen: Welche Stoffe gelangen aus dem Kunststoff in die Nährlösung? Werden sie von der Pflanze aufgenommen? Und welche Auswirkungen hat das? Denn einzelne Additive gelten als potenziell gesundheitsschädlich – einige sind sogar in Deutschland verboten, dürfen aber trotzdem als Bestandteile importierter Bauteile in die Systeme gelangen“, sagt Susanna Herrmann, von der Hochschule Osnabrück.
Susanna Herrmann, Promovendin an der Hochschule Osnabrück, untersucht in ihrer Arbeit, wie und in welchem Umfang Additive aus verschiedenen Kunststoffmaterialien in hydroponischen Systemen migrieren. (Foto © Hochschule Osnabrück)
Für sichere und nachhaltige Anbausysteme
Im Rahmen ihrer Promotion an der Hochschule Osnabrück und der Universität Duisburg-Essen untersucht Herrmann systematisch, wie und in welchem Umfang Additive aus verschiedenen Kunststoffmaterialien in hydroponischen Systemen migrieren. Dabei analysiert die Promovendin, welche Stoffe unter realistischen Bedingungen sowie Extrembedingungen – etwa bei erhöhten Temperaturen oder verändertem pH-Wert – freigesetzt werden. Parallel beobachtet Susanna Herrmann, ob und wie diese Substanzen von Pflanzen aufgenommen werden und ob sie das Pflanzenwachstum oder die Qualität der Ernte beeinflussen. Aktuell werden vorrangig Salate untersucht, künftig sollen die Versuche auf Tomaten und Wurzelgemüse wie Radieschen ausgeweitet werden.
„Es macht mir unglaublich Spaß, den Dingen auf den Grund zu gehen: Was löst sich aus den Kunststoffen? Was nimmt die Pflanze davon auf? Und wie verändert das das ganze System? Genau diese Wechselwirkungen sichtbar zu machen, ist für mich der spannendste Teil der Arbeit“, so die Wissenschaftlerin.
Unterstützt wird Herrmann bei ihrer Arbeit von Prof. Dr. Svea Petersen, Professorin für Chemie und Oberflächenmodifikation polymerer Biomaterialien an der Hochschule Osnabrück und Prof. Dr. Michael Giese, Professor für Supramolekulare Materialien an der Universität Duisburg-Essen.
„Wenn wir alternative Anbausysteme wie die Hydroponik weiterentwickeln wollen, müssen wir frühzeitig potenzielle Risiken identifizieren und ausschließen“, sagt Petersen.
„Susanna Herrmanns Ergebnisse tragen dazu bei, empfohlene Materialien zu benennen und klare Handlungsempfehlungen für sichere, schadstoffarme Systeme zu formulieren – ein Beitrag zu einer zukunftsfähigen, klimaangepassten und gesunden Landwirtschaft.“
Quelle: Hochschule Osnabrück
Veröffentlichungsdatum: 14.11.2025

