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Bodensee-Obstbauern erwarten exzellente Apfelernte in Spitzenqualität

29. August 2025

Die Obstbauern am Bodensee erwarten dieses Jahr eine Erntemenge von rund 227.000 Tonnen Äpfel, was einem leichten Rückgang zum Vorjahr, jedoch noch rund 9.000 Tonnen mehr als im Jahr 2023 entspricht. Die Qualität ist sehr gut, mit einem ausgewogenen Zucker-Säure-Verhältnis und einer guten Festigkeit.


Von links nach rechts: Erich Röhrenbach, Vorsitzender Obstregion Bodensee e.V., Marlene Löhle, Bodensee-Apfelprinzessin, Jürgen Nüssle, Geschäftsführer WOG Raiffeisen e.G. Lara Baur, Bodensee-Apfelprinzessin Emelie Witzigmann Bodensee-Apfelkönigin, Dr. Ulrich Mayr, Stellvertretender Geschäftsführer KOB Bavendorf, Sabine Kurtz, Staatssekretärin MLR BW, Thomas Heilig, Vorsitzender Obstregion Bodensee e.V., Anja Renz, Geschäftsführerin Obstregion Bodensee e.V., Monika Steffelin, Obsthof Steffelin, Svenja Steffelin, Christoph Steffelin und Anna Steffelin. (Foto © Obst vom Bodensee Marketing GmbH / Nicole Keßler)

Am 28.08.2025 feierten die Obstbauern die offizielle Eröffnung der diesjährigen Apfelsaison am Obsthof der Familie Steffelin in Ittendorf mit einem positiven Blick in die Zukunft.

Die Apfelernte am Bodensee hat in den letzten Tagen begonnen und es werden wieder frische, knackige Äpfel geerntet.


Erich Röhrenbach, Vorsitzender Obstregion Bodensee e.V. (Foto © Obst vom Bodensee Marketing GmbH / Nicole Keßler)

„Als zweitgrößtes Obstanbaugebiet Deutschlands hat die Region auch 2025 eine herausragende Stellung für die heimische Erzeugung. Während andere Anbauregionen im vergangenen Jahr witterungsbedingt deutliche Ausfälle verzeichneten, insbesondere durch Spätfröste, konnte der Bodenseeraum 2024 eine überdurchschnittliche Ernte einfahren und stellte  rund 45 Prozent der gesamten deutschen Apfelproduktion“, eröffnet Erich Röhrenbach, welcher gemeinsam mit Thomas Heilig Vorsitzender des Obstregion Bodensee e.V. ist, die Bodensee-Apfelsaison 2025.

In seinem Rückblick auf die Saison berichtet Röhrenbach von einem relativ milden Winter mit wenig Niederschlägen und einem zeitig, jedoch nicht zu früh gestarteten Frühjahr. 

„Wir wurden größtenteils verschont von Frostnächten, welche in anderen Teilen von Europa, besonders in Polen, erheblich waren. Das Frühjahr und der Sommer waren, ganz im Gegensatz zum letzten Jahr, relativ trocken. Wir hatten immer gerade noch genug Niederschläge, sahen aber, dass wir an der Grenze dessen waren, was unsere Äpfel aushalten können. Glücklicherweise kam Ende Juli, Anfang August, gerade noch rechtzeitig ausreichend Regen, unsere Äpfel und Birnen konnten wachsen und die Obstbauernfamilien aufatmen.“
 
Neben dem optimistischen Blick auf den Markt berichtet Erich Röhrenbach aber auch von den schwierigen Rahmenbedingungen für den deutschen Obstbau. Zu den drängendsten Problemen gehört weiterhin die geplante Erhöhung des Mindestlohnes, welches sicherlich den gesamten deutschen Mittelstand belastet, aber eben außerordentlich so handarbeitsintensive Bereiche wie den Sonderkulturanbau beim Obst.

Er betont in diesem Zusammenhang abermals die Notwendigkeit von guten Schutzsystemen, wie Hagelnetzen, Pflanzenschutz und Bewässerungsmöglichkeiten, ebenso wie die Mehrgefahrenversicherung und zukunftsfähige Projekte wie FAIRDI zum Erhalt der landwirtschaftlichen Familienbetriebe, zur Sicherung der Versorgung mit heimischem Obst und gleichzeitig zur Pflege unserer schönen Kulturlandschaft.

Besonders große Hoffnung setzt er in die Fortführung des neuen Anbau- und Vermarktungskonzepts FAIRDI als Chance zur Reduktion von Pflanzenschutzmitteln, Steigerung der Biodiversität und einer gesteigerten Gewinnbeteiligung für die Erzeuger, eben frei nach dem Motto: „Fair zur Umwelt, fair für die Gesellschaft und fair zum Erzeuger.“

Auch wenn 4 Jahre nach Beginn des Projektes erste Äpfel der Sorte Mammut entsprechend dem Konzept vermarktet werden konnten, bleiben die Initiatoren weiterhin auf die finanzielle Unterstützung durch das Ministerium angewiesen.

Der Vorsitzende ruft besonders auch die Generation junger Erwachsener dazu auf, beim Einkauf auf die heimischen Früchte, statt auf Avocados und Exotischem aus Übersee zurückzugreifen. 

Neben den kurzen Transportwegen, welche sich positiv auf die CO2-Bilanz auswirken, trägt dies auch zur Förderung der Biodiversität in der Region durch unsere Obstbauernfamilien bei.

Anschließend stellt sich die neue Geschäftsführerin des Obstregion Bodensee e.V., Anja Renz, vor. Sie hat bereits als Interimsgeschäftsführerin 2019 während des Volksbegehrens „Rettet die Bienen“ ihre Leidenschaft für die Berufsstandsarbeit für die Obstbauernfamilien entdeckt und nun nach dem Wechsel Ihres damaligen Nachfolgers (und jetzt auch Vorgängers) Andreas Ganal zur MaBo die Chance zur Rückkehr genutzt.

Als gelernte Juristin und im kleinen Nebenerwerbsobstbaubetrieb ihres Mannes Mitarbeitende entspricht der Einsatz für die Obstbäuerinnen und -bauern genau ihren Fähigkeiten. Es fühlt sich für Sie mehr nach Berufung als nach Beruf an.


Staatssekretärin MLR BW Sabine Kurtz. (Foto © Obst vom Bodensee Marketing GmbH / Nicole Keßler)

Staatssekretärin Sabine Kurtz vom Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz spricht als Ehrengast zu den Gästen.

Sie überbringt Grüße von Landwirtschaftsminister Hauk und betont die Bedeutung des Bodensee-Obstbaus für die Eigenversorgung mit gesundem Obst, da inzwischen jeder 4. in Deutschland geerntete Apfel aus der rund 6500 Hektar großen Anbaufläche der Bodenseeregion stammt. 

„Die deutsche Bodenseeregion zählt zu den klimatisch weltbesten Anbaugebieten für aromatisches Obst und ein so vielseitiger Obstbaubetrieb wie der der Familie Steffelin bietet eine wunderbare Kulisse für die Apfelsaisoneröffnung.“

Ferner erklärt Frau Kurtz die Wichtigkeit des Projekts „FAIRDI“, welches das Ministerium finanziell fördert. „Diese Initiative, unterstützt von Praktikern aus dem Obstbau, der Wissenschaft und Politik spielt eine wichtige Rolle bei der nachhaltigen Weiterentwicklung des hiesigen Obstanbaus.

Wir in Baden-Württemberg setzen auf Regionalität, gerade auch im Zusammenhang mit unseren Qualitätsprogrammen.
Mit dem Programm zur Förderung des Obst- und Gemüsesektors steht der Obstbranche ein besonderes Förderinstrument mit vergleichsweise großem Gestaltungsspielraum für die Erzeugerorganisationen zur Verfügung.“

Frau Kurtz betont die wichtigen Leistungen der Obstbauern für die Gesellschaft, nicht nur für die Ernährungssicherung, sondern „auch aus wirtschaftlicher Sicht betrachtet, sind die Obstbauern einer der Eckpfeiler der Bodenseeregion. Sie erhalten und bewahren mit Ihrer Arbeit diese besondere Kulturlandschaft, in der die Menschen so gerne Urlaub machen. Auch ich komme immer wieder gerne mit meiner Familie an den Bodensee.“

Neu hinzu kam in den letzten Jahren die Energieerzeugung und was oftmals aus dem Blick gerät, der wichtige Beitrag im Bereich Bildung. 

„Das Kompetenzzentrum Obstbau-Bodensee ist ein Hotspot für Wissenschaft, Forschung und breit gefächerte Bildung rund um den Obstbau. Die Landesregierung wird alle Anstrengungen unternehmen, um die politischen Rahmenbedingungen zu erhalten, die es dem Obstbau ermöglichen, sich weiterzuentwickeln“, so Staatssekretärin Kurtz.
 
Dr. Ulrich Mayr, der stellvertretende Geschäftsführer des bereits erwähnten KOB, berichtet in seinem Impulsvortrag über die Chancen und Möglichkeiten für einen zukunftsorientierten Obstbau aufgrund der Züchtung von neuen, gegen den Schorfpilz resistenten und robusten Apfelsorten. 

Deren Anbau werde für die Obsterzeuger immer attraktiver, da sie inzwischen den hohen Qualitätsanforderungen für Tafeläpfel entsprechen und sich dadurch eine deutliche Reduzierung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes erreichen lässt. Dies senkt nicht nur die Kosten des Anbaus, sondern entspricht auch dem Wunsch der Verbraucher. 

Im Bericht zur diesjährigen Ernteprognose und dem Ausblick auf den Markt berichtet Jürgen Nüssle, Geschäftsführer der Württembergischen Obstgenossenschaft Raiffeisen e.G.: „Am Bodensee werden wir mit ca. 227.000 Tonnen eine um 10 % kleinere Menge gegenüber den 258.000 Tonnen im Vorjahr ernten aber wiederum mehr gegenüber den 218.000 Tonnen im Jahr 2023.

Die für diese Ernte geschätzte EU-Apfelproduktion liegt mit 10,455 Mio. Tonnen fast genau auf dem Vorjahresniveau (Endauswertung 10,468 Mio. Tonnen). Bedeutet eine um 0,13 % kleinere Ernte als im Vorjahr, aber im Schnitt der letzten 3 Jahre sogar 7,53 % weniger. Somit sogar die kleinste Ernte der letzten 5 Jahre. 

Die größten Produktionsländer sind hierbei Polen mit 3,3 Mio. Tonnen, einem Vorjahreszuwachs um 110.000 Tonnen; Italien mit 2,2 Mio. Tonnen mit einem Rückgang um 81.000 Tonnen; Frankreich mit 1,4 Mio. Tonnen mit einer Steigerung von 52.000 Tonnen gegenüber dem Vorjahr und dann Deutschland mit ebenfalls 1,0 Mio. Tonnen was bedeutet, dass für Deutschland 14,68 % mehr heimische regionale Äpfel verfügbar sind. 

Nach wie vor produzieren diese Länder ca. 75 % der gesamt europäischen Äpfel. Generell ist aber auch anzumerken, dass sich die Anbaufläche innerhalb der letzten 10 Jahre um 10 % auf 475.000 ha verringert hat.

Wie im Vorjahr sind europaweit die Äpfel aus der Ernte 2024 verkauft, Bestände von Ware aus der Südhalbkugel nur in geringerem Umfang vorhanden.“

Die Steigerung von nahezu 15 % in Deutschland entspricht im 3 Jahresdurchschnitt allerdings nur einer Steigerung von 4 %. Dies liegt hauptsächlich an den Ernteausfällen in Ostdeutschland im vergangenen Jahr. 

Aufgeteilt nach den Regionen sind dies für die Niederelbe 319.000 Tonnen, den Bodensee 227.000 Tonnen, Sachsen-Anhalt 64.000 Tonnen und Nordrhein-Westfalen 78.000 Tonnen. Der Bodensee und die Region Niederelbe repräsentieren allein 60 % der Gesamtproduktion in Deutschland. 

Hauptsorten in Deutschland sind Elstar, die Jonagoldgruppe, Braeburn und Gala. Allein für diese Sorten wurden 499.000 Tonnen geschätzt, was nahezu 50 % der deutschen Erntemenge entspricht. Vor zwei Jahren betrug der Marktanteil dieser Sorten noch 70 %. Den größten Zuwachs während dieses Zeitraums erreichten die Clubsorten. 

Mit geschätzten 202.000 Tonnen bleibt Elstar die alleinig größte Sorte und weiterhin eine der Lieblingssorten in Deutschland.

Als persönlichen Wunsch äußert Nüssle, dass der Handel und die Verbraucher die Wertigkeit eines in Deutschland regional und sicher produzierten Lebensmittels wieder zu schätzen wissen und dies auch entsprechend würdigen. Die Obstbauern erwarten die entsprechende Unterstützung aus der Politik. 

„Erzeugerpreise wie in der vergangenen Saison bei gleichzeitig steigenden Kosten für Energie, Personal sowie höheren Auflagen werden den Obstbau in unserer Region und auch in Deutschland zerstören“, prophezeit Nüssle. 


Von links nach rechts: Lara Baur, Bodensee-Apfelprinzessin, Emelie Witzigmann, Bodensee-Apfelkönigin, Martin Hahn, MdL, Marlene Löhle, Bodensee-Apfelprinzessin, Manuela Heinrich, Geschäftsführerin OVB Marketing GmbH, Jürgen Nüssle, Geschäftsführer WOG Raiffeisen e.G., August Schuler, MdL, Hartwig Roth, Vizepräsident LVEO BW, Dr. Ulrich Mayr, Stellvertretender Geschäftsführer KOB Bavendorf, Dr. Manfred Büchele, Geschäftsführer KOB Bavendorf, Prof. Dr. Alexander Bruns, Landtagskandidat Monika Steffelin, Obsthof Steffelin, Karl-Heinz Mayer, Vizepräsident BLHV e.V., Anja Renz, Geschäftsführerin Obstregion Bodensee e.V., Roswitha Geyer-Fäßler, Vizepräsidentin LBV BW, Sabine Kurtz, Staatssekretärin MLR BW, Erich Röhrenbach, Vorsitzender Obstregion Bodensee e.V., Bernhard Eisenhut, MdL, Thomas Heilig, Vorsitzender Obstregion Bodensee e.V., Klaus Burger, MdL, Simon Pfluger, Ortsvorsteher Ittendorf
Christoph Steffelin, Obsthof Steffelin. (Foto © Obst vom Bodensee Marketing GmbH / Nicole Keßler)

Der Obstregion Bodensee e.V. ist der berufsständische Fachverband der Obstbauern am Bodensee und vertritt rund 1.000 Obstbaubetriebe mit etwa 9.000 Hektar Gesamtanbaufläche, wovon ca. 6500 Hektar auf den Apfelanbau entfallen. 

Das Anbaugebiet Bodensee, mit der typischen Bewirtschaftungsform des bäuerlichen Familienbetriebs, erstreckt sich über die Landkreise Konstanz, Bodenseekreis, Ravensburg und Lindau. Der Auftritt der Obstregion und die Vermarktung der Produkte erfolgt unter der bekannten Marke „OBST VOM BODENSEE.“

Veröffentlichungsdatum: 29.08.2025

Schlagwörter

Bodensee-Obstbauern, Apfelernte, Spitzenqualität