BLE: Von der Forschung in den Handel – allergikerfreundliche Äpfel erhältlich
Die ersten beiden Apfelsorten, die von der Europäischen Stiftung für Allergieforschung (ECARF) als allergikerfreundlich zertifiziert wurden, sind ab dem 15. November 2025 unter dem gemeinsamen Dachmarkennamen 'Pompur' im Handel erhältlich. Apfelallergiker können nun endlich frische Äpfel genießen.
Foto © Hochschule Osnabrück / BLE
Die nun erhältlichen Sorten sind das Ergebnis einer transdisziplinären Zusammenarbeit der Hochschule Osnabrück, der Technischen Universität München, der Charité Berlin und der Züchtungsinitiative Niederelbe.
Von August 2016 bis Dezember 2021 wurde das Forschungsprojekt "All-Arm – Züchtung allergenarmer Äpfel" über die Deutsche Innovationspartnerschaft Agrar aus dem Programm zur Innovationsförderung des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat mit rund 385.000 Euro gefördert. Die BLE hat das Projekt als Projektträger begleitet.
Wie züchtet man einen allergikerfreundlichen Apfel?
Prof. Werner Dierend von der Hochschule Osnabrück arbeitet bereits seit mehr als 20 Jahren mit der Züchtungsinitiative Niederelbe zusammen. Die Entwicklung der allergenarmen Äpfel begann bereits 2004 mit ersten Kreuzungen von vielversprechenden Sorten.
Zu Beginn des Forschungsprojektes im Jahr 2016 standen dann ca. 3.000 Klone auf den Versuchsfeldern der Züchtungsinitiative Niederelbe zur Verfügung, die von der Hochschule Osnabrück unter der Federführung von Prof. Werner Dierend hinsichtlich Fruchtgröße, Aussehen und Geschmack beurteilt wurden. Klone, die hier gut abschnitten, wurden im weiteren Verlauf auf ihre Allergenität hin untersucht.
Ursächlich wird die Allergie in der Regel durch Birkenpollen ausgelöst. Äpfel und weitere Nahrungsmittel enthalten sehr ähnliche Proteine, auf die das Immunsystem ebenso reagiert (Kreuzallergie). Das Hauptallergen im Kulturapfel wird als "Mal d 1" bezeichnet.
Ein allergikerfreundlicher Apfel zeichnet sich durch einen sehr niedrigen Gehalt dieses Proteins aus. Doch wie findet man einen solchen Apfel unter tausenden potentiellen Kandidaten?
Foto © Hochschule Osnabrück / BLE
Hierfür musste im Projekt zunächst ein eigenes Verfahren entwickelt werden, womit eine große Anzahl an Früchten kostengünstig und schnell getestet werden kann.
Die Wahl fiel auf ein ELISA-Verfahren (Enzyme-Linked Immunosorbent Assay), das von Prof. Karl-Christian Schwab an der Technischen Universität München erfolgreich entwickelt und etabliert wurde. Hierdurch konnten über mehrere Jahre geeignete Apfelklone selektiert und weiter vermehrt werden.
Parallel zu den agrarwissenschaftlichen Untersuchungen der Hochschule Osnabrück und der Bestimmung des "Mal d 1"-Gehalts in den Laboren der Technischen Universität München fanden am Institut für Allergieforschung der Charité Berlin unter Prof. Klaus Bergmann klinische Untersuchungen zur Allergenität der selektierten Apfelklone statt.
In Blindverkostungen wurden die selektierten Apfelklone von Allergikerinnen und Allergikern getestet – zunächst in kleinen Stücken und später ganze Äpfel. Hervorgetan haben sich zwei Sorten, die gut vertragen wurden, geschmacklich hervorragend sind und nun in den Handel kommen.
Allergikerfreundlich mit Zertifikat
Die klinischen Untersuchungen waren Voraussetzung dafür, dass die Apfelsorten eine Zertifizierung als allergikerfreundliches Produkt erhalten konnten.
Das ECARF-Qualitätssiegel, das nur an Angebote vergeben wird, die strenge wissenschaftliche Kriterien erfüllen, wurde den beiden Apfelsorten im Jahr 2022 verliehen. Darüber können sich nun über 3,5 Millionen Menschen in Deutschland freuen, die unter einer Apfelallergie leiden.
Die Betroffenen mussten bislang auf frische Äpfel verzichten oder auf erhitzte Früchte zurückgreifen, da eine medikamentöse Therapie nicht existiert.
Die neuen Sorten sind für viele allergisch reagierende Menschen verträglich, dies bestätigen die klinischen Tests. Dennoch ist es ratsam, bei einer sehr stark ausgeprägten Allergie sich erstmal langsam an die Sorten ran zu tasten, da das Allergen zwar stark reduziert ist, die Äpfel aber nicht vollständig allergenfrei sind.
Vertrieb läuft an
Nach Vergabe des ECARF-Qualitätssigels erfolgte durch die Züchtungsinitiative Niederelbe die Vermehrung und Anzucht mehrerer hunderttausend Apfelbäume, die diesen Herbst den ersten nennenswerten, wenn auch überschaubaren, Ertrag liefern.
Die Bäume wachsen noch und werden erst in den kommenden Jahren in den Vollertrag kommen. Trotzdem haben mehrere Vertriebspartner die Äpfel bereits in ihr Sortiment aufgenommen.
Weiterführende Informationen und Ergebnisse aus anderen interessanten Projekten der Innovationsförderung finden Sie HIER.
Weitere Informationen zu "Pompur" finden Sie HIER.
Quelle: BLE
Veröffentlichungsdatum: 26.11.2025

