BMLEH / Bundesminister Rainer: Schilf-Glasflügelzikade mit praxisnahen Mitteln bekämpfen
Der Bundesminister für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat, Alois Rainer, hat gemeinsam mit dem Minister für Wirtschaft, Tourismus, Landwirtschaft und Forsten des Landes Sachsen-Anhalt, Sven Schulze, und dem Präsidenten des Julius Kühn-Instituts, Prof. Dr. Frank Ordon, die Modellregion Elbaue in Sachsen-Anhalt besucht.
Bundesminister Rainer besucht Modellregion Elbaue gemeinsam mit Minister Sven Schulze. (Foto © BMLEH)
Bundesminister Rainer hat sich dort im Rahmen eines Feldbesuchs, an dem auch Vertreter aus Wirtschaft und Wissenschaft sowie Landwirte aus der Modellregion teilgenommen haben, ein Bild von den vor Ort erprobten Maßnahmen gegen die Ausbreitung der Schilf-Glasflügelzikade gemacht.
Bundesminister Rainer sagte dazu: "Die Schilf-Glasflügelzikade ist eine ernsthafte Bedrohung für unsere Landwirtschaft. Wir dürfen deshalb kein Mittel ungenutzt lassen, um die weitere Ausbreitung dieses Schädlings zu verhindern.
Wir haben dafür bereits praxisnahe Maßnahmen auf den Weg gebracht: Mit gezielten Lockerungen bei der EU-Agrarförderung sorgen wir dafür, dass Landwirte leichter Schwarzbrachen anlegen können, um den Nymphen – den Nachkommen der Zikade – im Boden die Nahrungsgrundlage zu entziehen. Versuche zeigen: Das ist besonders effektiv.
Über Notfallzulassungen hat unser BVL den Betrieben zudem Pflanzenschutzmittel zugänglich gemacht, die ein weiterer Baustein im Kampf gegen die Zikade sind. Gleichzeitig wollen wir die Forschung stärken und stellen dafür im Haushalt 2026 zusätzliche Mittel bereit.
Das Beispiel Modellregion Elbaue zeigt eindrucksvoll: Am meisten erreichen wir, wenn alle Partner an einem Strang ziehen. Die Betriebe, die bereit sind, Neues zu wagen. Die Wissenschaft, die ihre Expertise einbringt. Und wir als Bundesregierung, die aufmerksam zuhört und Lösungen bereitstellt, die die Praktiker vor Ort auch wirklich gebrauchen können."
Das Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH) beobachtet das Auftreten der Schilf-Glasflügelzikade sehr intensiv und hat in Abstimmung mit den betroffenen Akteuren eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, um gegen ihre Ausbreitung vorzugehen.
So hat das BMLEH erst kürzlich eine Verordnung zur Änderung der GAP-Konditionalitäten-Verordnung vorgelegt, die im November im Bundesrat beschlossen werden soll.
Mit der Änderungsverordnung wird im Rahmen der EU-Agrarförderung ab dem Antragsjahr 2026 eine Ausnahme vom GLÖZ-Standard 6 zur Mindestbodenbedeckung eingeführt.
Danach sind Betriebe in Gebieten, in denen die zuständige Landesstelle eine Bedrohung oder einen Befall durch die Schilf-Glasflügelzikade festgestellt hat, nach der Ernte bestimmter Hauptkulturen von der Verpflichtung zur Mindestbodenbedeckung auf diesen Ackerflächen ausgenommen (sogenannte "Schwarzbrache").
Dadurch wird den im Boden lebenden Nymphen der Zikade die Nahrungsgrundlage entzogen.

Bildquelle: Pixabay
Über das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) wurden bereits für die Anbausaison 2025 Notfallzulassungen für die Anwendung von Insektiziden bei Zuckerrüben, Kartoffeln, Möhren, Rote Bete sowie Blumen- und Kopfkohl erteilt.
Die Notfallzulassungen sind in ein Gesamtkonzept zur Bekämpfung der Zikade eingebettet, das in enger Abstimmung zwischen dem BVL, dem Julius Kühn-Institut (JKI) und den Pflanzenschutzdiensten der Länder entwickelt wurde.
Ein zentraler Baustein im Vorgehen gegen die Schilf-Glasflügelzikade ist aus Sicht des BMLEH zudem der Forschungsbereich.
Als Forschungsinstitut im Geschäftsbereich des BMLEH arbeitet beispielsweise das JKI an praxisnahen Fragestellungen wie alternativen Bekämpfungskonzepten und erprobt die Wirksamkeit von Pflanzenschutzmitteln. Um diese Forschung fortzuführen, sind im Regierungsentwurf für den Bundeshaushalt 2026 zusätzliche Mittel für das JKI vorgesehen.
Auch über die Forschungsprogramme des BMLEH werden verschiedene Projekte gefördert und weitere sind in Planung.

Hintergrund:
Die Schilf-Glasflügelzikade ist ein kleines Insekt, das sich in den letzten Jahren durch die milderen Temperaturen in Deutschland stark verbreitet hat. Sie überträgt zwei bakterielle Erreger, die in Kombination das sogenannte "Syndrome Basses Richesses" (SBR) und Stolbur auslösen.
Beides führt zu massiven Ertragseinbußen, besonders im Zuckerrübenanbau, aber auch bei Kartoffeln und diversen Gemüsearten. Eine direkte Bekämpfung der Bakterien ist nicht möglich – deshalb ist die Eindämmung des Überträgers entscheidend.
Die Modellregion Elbaue wurde 2024 aus der Praxis heraus gegründet. Sie hat über 2.000 Hektar Anbaufläche für Zuckerrüben. Vor Ort arbeiten Betriebe, Beratung und Wirtschaft eng mit der Forschung zusammen.
Der Verzicht auf Winterung wurde hier bereits 2024 auf über 75 Prozent der Anbauflächen umgesetzt. Zeitgleich wurde an über 30 Standorten der Modellregion das Monitoring zur Ausbreitung der Zikade und der Krankheitsausbreitung an den Zuckerrüben durchgeführt.
Quelle: BMLEH
Veröffentlichungsdatum: 27.10.2025

