BOGK: Konserven- und Konfitürenindustrie klagt - Obst ist so knapp wie nie
„Die obstverarbeitende Industrie in Deutschland leidet erheblich unter der Knappheit bei allen Fruchtsorten, die industriell verarbeitet werden. Die Betroffenheit erstreckt sich auch auf Sorten, bei denen der Frischmarkt in Deutschland gut versorgt ist, etwa Kirschen. Der Biomarkt ist fast vollständig zusammengebrochen.“
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Frost und Hitze, Starkregen und Trockenheit: Infolge des Klimawandels ist das Wetter so wechselhaft wie noch nie – mit direkten Auswirkungen auf die Lebensmittelversorgung der Bevölkerung.
Denn im zweiten Jahr in Folge fällt in ganz Europa die Obsternte ganz aus oder zumindest erheblich knapper als gewohnt. Darauf weist der Bundesverband der obst-, gemüse- und kartoffelverarbeitenden Industrie hin.
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Nach Angaben des Verbandes haben Regenfälle, Hagel und Frost die Ernte von Pflaumen in der gesamten EU halbiert. Die Kirschernte in Polen ist stark geschmälert, und in Südosteuropa kommt es zu Ausfällen von 30 – 40 Prozent.
Schwerwiegend beeinträchtigt weiterhin die um 70 – 80 Prozent schlechter ausfallende Ernte in der Türkei und Serbien den Markt. 40 – 80 Prozent der Aprikosenernte und die Hälfte der Pfirsichernte fallen in Griechenland aufgrund von Trockenheit und Hitze aus. Die Apfelernte in Ungarn wird voraussichtlich 25 – 30 Prozent unter einer Normalernte liegen, ebenso wie in Frankreich.
Deutschland selbst scheint auf den ersten Blick nicht betroffen, denn auf dem Frischmarkt gibt es genügend einheimisches Obst. Doch die deutschen Hersteller von Konfitüren und Obstkonserven sind ganz überwiegend auf die Obstgärten in den genannten europäischen Partnerländern angewiesen, die sich auf die Belieferung der Industrie spezialisiert haben.
„Hier führt der Klimawandel zum Strukturwandel“, kommentiert BOGK-Geschäftsführer Christoph Freitag. Denn die Zahl der Bauern und ihre gesamte Anbaufläche sinken seit Jahren.
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Neben dem Risiko der Wetterschwankungen kämpfen sie mit steigenden Energie- und Personalkosten; zum Teil finden sie gar keine Erntehelfer mehr. Hinzu kommen neue Pflanzenkrankheiten, die sich aufgrund milder Winter immer stärker ausbreiten und aktuell den Anbau von Steinobst (hauptsächlich Pfirsiche) massiv bedrohen.
Im Bio-Anbau gelingt die Eindämmung von Pflanzenkrankheiten in diesem Jahr europaweit überhaupt nicht. Noch stärker als im konventionellen Anbau fehlt es hier an zugelassenen Pflanzenschutzmitteln.
Die Bio-Ernte bei Obst – und auch bei Gemüse – fällt dieses Jahr äußerst gering aus, ist daher das traurige Fazit des BOGK.
Als Folge davon liegen die Preise für Rohwaren so hoch wie nie, die Preissteigerungen gegenüber dem bereits sehr knappen Vorjahr sind enorm.
Nach mehreren schlechten Jahren sind die Bestände erschöpft; selbst normale Ernten in den kommenden Jahren – die wiederum unwahrscheinlich erscheinen – werden keine Trendumkehr bewirken können.
„Die Verbraucher werden zum Teil vor leeren Regalen stehen“, prognostiziert Freitag, „in diesem und im nächsten Jahr besonders bei Produkten aus Kirschen und schwarzen Johannisbeeren.“
Für die Hersteller ist diese Situation verheerend. Was nicht gewachsen ist, kann nicht verarbeitet werden. Was nicht verkauft wird, erzielt auch keinen Umsatz. Die Unternehmen aber stehen an einem Scheideweg: Einerseits müssen sie steigende Energie- und Personalkosten auffangen, andererseits wollen sie in Nachhaltigkeit und Innovationen investieren.
An die Politik appelliert der BOGK daher, jetzt unmittelbar Senkungen bei den Energiekosten umzusetzen, die Steigerung Löhne nicht auch noch politisch zu forcieren und die Unternehmen durch spürbaren Bürokratieabbau nachhaltig zu entlasten.
Veröffentlichungsdatum: 18.07.2025