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Interpera 2025: Arbeitskräfte, Klimawandel, Konsum – Birnensektor auf der Suche nach Lösungen

26. Juni 2025

Experten der Birnenbranche diskutierten eine Reihe gemeinsamer Herausforderungen für Gegenwart und Zukunft des Sektors im Rahmen der Interpera-Konferenz, die am 25. Juni begann.


Foto © Interpera

„Viele Herausforderungen gilt es zu bewältigen, darunter Arbeitskräftemangel, die Notwendigkeit, Anbaumethoden angesichts phytosanitarischer Restriktionen anzupassen, sowie das Wassermanagement. Ein weiteres bedeutendes Thema ist der Rückgang des Konsums, insbesondere bei jungen Menschen“, erklärte die Organisation.

Jo Brouns, flämischer Minister für Landwirtschaft, eröffnete den Interpera-Kongress und lobte die Widerstandskraft des Birnensektors. Er betonte die Bedeutung der drei Säulen: Forschung und Innovation, Promotion sowie internationale Zusammenarbeit.


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Wie jedes Jahr berichteten Vertreter der sechs wichtigsten Birnenproduktionsländer – Belgien, Spanien, Frankreich, Italien, die Niederlande und Portugal – ausführlich über die vergangene Saison.

Insgesamt fiel die Saison für die meisten Länder zufriedenstellend aus, wenngleich anhaltende Herausforderungen die Produktionsbedingungen zunehmend erschweren:

  • Obstbaumschutz: Dieser wird durch den Verlust bestimmter Wirkstoffe geschwächt, für die es keine wirksamen Alternativen gibt, um die zunehmende Anzahl an Krankheiten und Schädlingen zu bekämpfen.
  • Arbeitskosten und -verfügbarkeit: Aufgrund des Mangels an Arbeitskräften wächst das Interesse an Robotisierung.
  • Wassermanagement: Hier bestehen große Bedenken; die Wasserspeicherung ist trotz Regenperioden unzureichend, was die Verfügbarkeit unregelmäßig und schwer vorhersehbar macht.
  • Sinkender Konsum: Besonders bei jungen Menschen. Die Attraktivität der Birne muss neu gedacht werden, um neue Verbraucher zu gewinnen.

Im zweiten Runden-Tisch des Tages teilten die sechs Hauptproduzentenländer ihre Ernteprognosen für die Saison 2024-2025. Diese Schätzungen sind mit Vorsicht zu genießen, da die Saison noch nicht ihr volles Potenzial entfaltet hat:

  • Spanien: Erwarteter Produktionsanstieg von 31 % im Vergleich zu 2024, wobei das volle Potenzial noch nicht erreicht wurde.
  • Belgien: Prognose eines Anstiegs um 25 %, nach einem Rückgang im Vorjahr.
  • Portugal: Volumen stabil im Vergleich zum Vorjahr.
  • Frankreich: Erwarteter Rückgang um 9 %, doch Zuwächse bei der Anbaufläche und die Einführung neuer Sorten sind zu verzeichnen.
  • Italien: Möglicher Anstieg, der jedoch später in der Saison bestätigt werden muss, da die wichtigsten italienischen Sorten spät geerntet werden.
  • Niederlande: Erste Trends deuten auf einen wahrscheinlichen Anstieg hin, nach einem Rückgang von 10 % im Vorjahr.


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Dany Bylemans, Geschäftsführer von PCfruit, stellte die Arbeit der Arbeitsgruppe ‚Digital Orchards‘ von Eufrin vor. Dabei wurden Innovationen präsentiert, wie die Erstellung digitaler Zwillingsobstgärten zur Simulation von Parametern, Szenarien und Einschränkungen sowie das Potenzial der Agrivoltaik.

In Präsentationen von Kris Jans (BelOrta) und Filip Fontaine (VLAMS) wurden Verbraucherprofile und Einkaufsgewohnheiten beleuchtet. Dabei wurde auf den Rückgang des Birnenkonsums in den letzten 20 Jahren hingewiesen. Es wurden bewährte Praktiken im Marketing und in der Promotion vorgestellt, um den Konsum anzukurbeln.

Die technischen Sessions am Nachmittag beschäftigten sich mit zentralen Fragestellungen für die Zukunft der Birnenproduktion. Ann Schenk, Projektleiterin bei der VCBT, gab einen Überblick über die Nachernteforschung und berichtete über Fortschritte bei der Fruchtkonservierung und -qualität.

Auch die präzise Bewirtschaftung stand im Fokus: Peter Frans De Jong von der Universität Wageningen zeigte, wie man vom Makro- zum Mikrobereich übergeht, um eine feinere Steuerung auf Baumebene zu ermöglichen.

Gesundheitliche Aspekte wurden ebenfalls behandelt: Gianfranco Anfora von der Universität Trient präsentierte einen umfassenden Überblick über die Bekämpfung von Stinkwanzen, während Tim Beliën von PCfruit erläuterte, wie Modellierungen die Positionierung von Bekämpfungsstrategien gegen Birnenschädlinge verbessern können.

Diese Präsentationen unterstrichen die laufende Forschungsarbeit und ihr Potenzial für praktische Anwendungen im Feld.

Angesichts der klimatischen, wirtschaftlichen und technischen Herausforderungen, die auf Interpera diskutiert wurden, sind sich Luc Vanoirbeek, Generalsekretär des VBT, und Lisa Martini, Vizepräsidentin der AREFLH, einig: „Das Bedürfnis, zusammenzukommen, Ideen auszutauschen und gemeinsam zu innovieren, war noch nie so groß. Das ist der Geist von Interpera.“

Veröffentlichungsdatum: 26.06.2025

Schlagwörter

Belgien, Interpera 2025, Birnensektor, Suche, Lösungen