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Lebensmittelverschwendung stoppen: Unternehmensübergreifende Kooperation des Handels

26. Februar 2021

Dialogforum Groß- und Einzelhandel zur Reduzierung von Lebensmittelverschwendung zieht Zwischenbilanz: „Zur Halbzeit unserer Zusammenarbeit kann das Dialogforum Groß- und Einzelhandel zahlreiche konkrete Reduzierungsmaßnahmen und erstmalig eine Datenermittlung von Lebensmittelabfällen für den gesamten Lebensmitteleinzelhandel in Deutschland vorweisen“, begrüßt Nora Brüggemann vom CSCP als Koordinatorin des Dialogforums den aktuellen Zwischenstand.

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Maßnahmen

Alle 21 Mitglieder haben die Vorgaben für eine Beteiligung am Dialogforum Groß- und Einzelhandel zur Reduzierung von Lebensmittelverschwendung erfüllt. Verbindlich sind für die Unternehmen eine Kooperation mit einer sozialen Einrichtung sowie eine Datenerfassung im eigenen Unternehmen.

Darüber hinaus erfüllen alle beteiligten Unternehmen weit mehr als die jeweils geforderten vier Wahlpflichtmaßnahmen. Insgesamt setzen die Unternehmen intern 70 Maßnahmen, 49 Maßnahmen an den Schnittstellen zu Lieferanten sowie 37 Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensmittelweitergabe um. Davon wurden 129 Maßnahmen bei Start der Beteiligung am Dialogforum gezählt. Weitere 27 Aktivitäten wurden dann bis Ende des Jahres 2020 individuell umgesetzt, was angesichts der COVID-19-bedingten Herausforderungen hervorzuheben ist. Dies verdeutlicht das Engagement der Mitgliedsunternehmen.

Datenerhebung

16 Mitglieder haben die intern erfassten Daten in Form von Umsatzverlusten (Abschreibungen) für das Jahr 2019 zur Berechnung der Lebensmittelabfälle durch das Thünen-Institut bereits teilen können. „Da wir mit Buchführungsergebnissen teils sehr großer Unternehmen verschiedener Betriebstypen und Umsatzzahlen des gesamten deutschen Lebensmitteleinzelhandels arbeiten konnten, ist die Hochrechnung der Verluste an Lebensmitteln von sehr hoher Datenqualität“, erläutert Thomas Schmidt vom Thünen-Institut die Zusammenarbeit mit den Unternehmen zur Verbesserung von Datenqualität und -quantität.

Die nun folgenden veröffentlichten Zahlen[1] für den gesamten deutschen Lebensmitteleinzelhandel (LEH) basieren auf der Auswertung von Daten von 13 Unternehmen, die durch etwa 13.000 Verkaufsstellen repräsentiert werden und einen Marktanteil des gesamten LEH von etwa 35 % abdecken. Dabei umfasst hier der gesamte LEH nicht nur den organisierten LEH (Supermärkte, Discounter und Verbrauchermärkte), sondern beispielsweise auch Drogeriemärkte, Bäckereien, Fleischereien, Onlinehandel oder Wochenmärkte (anderer LEH). Zahlen für den Lebensmittelgroßhandel sollen in Zukunft ebenfalls analysiert und veröffentlicht werden.

Für das Jahr 2019 betragen die hochgerechneten Umsatzverluste für den gesamten LEH 4,1 Mrd. Euro (1,76% des Lebensmittelumsatzes), was 710 Tausend Tonnen Lebensmitteln entspricht. Abzüglich Lebensmittelspenden, die nicht als Verluste zu bewerten sind, da sie ihren intendierten Zweck der menschlichen Ernährung erfüllen, ergeben sich für den gesamten LEH etwa 500 Tausend Tonnen Lebensmittelabfälle. Betrachtet man den organisierten LEH, zu dem ein überwiegender Anteil der Mitglieder des Dialogforums gehört, ergeben sich abzüglich der Spenden an gemeinnützige Einrichtungen etwa 290 Tausend Tonnen Lebensmittelabfälle.

Ein Vergleich dieser Zahlen mit anderen Daten ist nicht möglich, da sich die Methoden der Datenermittlung sehr voneinander unterscheiden. So betrachtet z.B. die Baseline 2015 (Schmidt et al 2019)[2] nur den organisierten LEH sowie den Großmarkt.

Zu berücksichtigen ist auch, dass nicht alle Lebensmittelabfälle gänzlich vermieden werden können. Manches darf aufgrund gesetzlicher Vorschriften nicht weiterverkauft bzw. gespendet werden (z.B. wegen eines überschrittenem Verbrauchsdatums, eines Rückrufs oder aus anderen Gründen fehlender Verkehrsfähigkeit). Manches kann durch karitative Einrichtungen auch aus organisatorischen Gründen nicht rechtzeitig abgenommen werden. Hier setzen daher viele der oben genannten Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensmittelweitergabe an, z.B. wenn es um eine Unterstützung der Infrastruktur sozialer Einrichtungen geht.  

Ausblick

Das nunmehr gemeinsam erprobte Vorgehen der Erhebung, Weitergabe und Analyse von Daten kann in den nächsten Jahren weiter angewendet und verfeinert werden, sowie konkret auch auf den Großhandel übertragen werden. „In 2021 streben wir eine ähnlich hohe Datenqualität für den Großhandel an und die Verbesserung der Datenlage über Lebensmittelspenden. Darüber hinaus möchten wir die Daten von interessierten Unternehmen analysieren, um passgenau wirkungsvolle Hebel für Reduzierungsmaßnahmen zu identifizieren.“ fügt Lia Orr, Projektmitarbeiterin am Thünen-Institut hinzu.

„Das große Engagement der Unternehmen in diesem Prozess freut uns sehr. Inzwischen ist allen klar: Nur was gemessen wird, kann auch reduziert werden. Damit wird auch der gemeinsamen Erarbeitung einer Zielvereinbarung der Weg geebnet, mit welcher der Handel auf die Halbierung der Lebensmittelabfälle bis 2030 hinarbeitet.“, läutet Nora Brüggemann die Ausarbeitung und Diskussion von konkreten Reduzierungszielen, Prinzipien der Zusammenarbeit sowie Messung und Überprüfung des Fortschritts ein.

Hintergrund
Das Dialogforum Groß- und Einzelhandel ist Teil der vom Bundeskabinett 2019 verabschiedeten Nationalen Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung. Das Forum bietet Groß- und Einzelhandelsunternehmen in Deutschland eine Plattform für ihr gemeinsames Engagement zur Reduzierung von Lebensmittelverschwendung.

Unterzeichner der Beteiligungserklärung[3] sind (Stand: August 2020) folgende Unternehmen:

·       ALDI Einkauf GmbH & Co. oHG
·       ALDI SÜD Dienstleistungs-GmbH & Co. oHG
·       Alnatura Produktions- und Handels GmbH
·       BIO COMPANY GmbH
·       CHEFS CULINAR West GmbH & Co. KG, Niederlassung Wöllstein
·       EDEKA Zentrale Stiftung & Co. KG
·       HelloFresh Deutschland SE & Co. KG
·       lehmann natur GmbH
·       Lidl Dienstleistung GmbH & Co.KG
·       METRO Deutschland GmbH
·       Naturkost Elkershausen GmbH
·       Netto Marken-Discount AG & Co.KG
·       NORMA Lebensmittelfilialbetrieb Stiftung & Co. KG
·       PENNY Markt GmbH
·       Querfeld GmbH
·       REWE Markt GmbH
·       SIRPLUS GmbH
·       tegut… gute Lebensmittel GmbH & Co. KG
·       Transgourmet Deutschland GmbH & Co. OHG
·       VollCorner Biomarkt GmbH
·       WASGAU Produktions & Handels AG

Quelle: Dialogforum Groß- und Einzelhandel – handelsforumRLV

Veröffentlichungsdatum: 26.02.2021

Schlagwörter

Lebensmittelverschwendung, stoppen, Unternehmensübergreifende, Kooperation, Handel