Wittenberg Gemüse / Elite Frische Service GmbH

Landvolk kritisiert EU-Entscheidung – Widerstand gegen GMO

15. Oktober 2025

Mit deutlichen Worten reagiert das Landvolk Niedersachsen auf die Entscheidung des Europäischen Parlaments zur Reform der Gemeinsamen Marktordnung (GMO). Trotz massiver Bedenken aus der landwirtschaftlichen Praxis hat das Parlament mit großer Mehrheit für eine Verhandlungsposition gestimmt, die die umstrittenen Artikel 148 und 168 weitgehend im Sinne der EU-Kommission übernimmt. 


Dr. Holger Hennies: „Der Artikel 168 ist ein massiver Eingriff in funktionierende Marktmechanismen – ohne Not, ohne fachliche Begründung und mit hohem Risiko für unsere Betriebe.“ (Foto © Landvolk)

Nach Einschätzung des Landvolks drohen dadurch erhebliche Eingriffe in funktionierende Agrarmärkte – mit gravierenden wirtschaftlichen Folgen für die landwirtschaftlichen Betriebe.

„Ich bin sehr enttäuscht“, sagt Landvolk-Vizepräsident Frank Kohlenberg. „Wir haben alles versucht, aber zum Glück ist es noch nicht final. Wir werden den Trilog hierzu begleiten und uns weiter einbringen“, berichtet er gegenüber dem Landvolk-Pressedienst. Unverständlich sei, dass ein derart tiefer Eingriff in marktwirtschaftliche Strukturen ohne jede fachliche Grundlage erfolge. 

„Hätten wir im Kalenderjahr 2024 in Niedersachsen und Deutschland schon eine vertragliche Bindung gehabt, dann hätten die Landwirte in Niedersachsen dadurch circa 190 Millionen Euro an Milchgeld verloren und in der Bundesrepublik Deutschland circa eine Milliarde Euro. Diese Zahlen sind eindeutig belegt. Wer angesichts solcher Entwicklungen noch zusätzliche Bürokratie und Preisregulierungen schaffen will, verkennt die Realität auf unseren Höfen“, betont Kohlenberg.

Auch Landvolkpräsident Holger Hennies warnt vor den Folgen: „Die Änderung des Artikel 168 der GMO führt dazu, dass unsere Abnehmer künftig verpflichtend Verträge mit Mengen- und Preisvorgaben abschließen müssen. Das bedeutet mehr Bürokratie, mehr staatliche Kontrolle und vor allem: das gesamte Produktionsrisiko wird auf uns Landwirte verlagert.“ Schon kleine Ernteausfälle könnten dann zu Schadenersatzforderungen führen. 

„Das Hauptproblem aber ist, dass die Preise insgesamt sinken werden. Unsere Absatzgenossenschaften müssten aus kaufmännischer Sicht vorsichtig agieren und deshalb der Landwirtschaft im Durchschnitt niedrigere Preise anbieten, anstatt auf höherer Preise im Saisonverlauf oder bei schlechten Ernten setzen zu können. Für mich bedeutet das etwa fünf Cent weniger pro Kilogramm Zwiebeln – rund 2.500 Euro Verlust pro Hektar. In Summe verlieren die deutschen Zwiebelanbauer etwa 40 Millionen Euro pro Jahr. Aus einer gut gemeinten Idee wird ein wirtschaftlicher Schaden – das muss verhindert werden“, sagt Hennies.

Der Landesbauernverband sieht in der Entscheidung einen massiven Fehler: Die Preis- und Mengenregulierung nach Artikel 168 habe im landwirtschaftlichen Bereich nichts verloren. 

„Wir brauchen freie Märkte, keine Planwirtschaft“, betont Hennies. Gerade Produkte wie Getreide oder Schweinefleisch seien weltmarktabhängig und funktionieren seit Jahrzehnten ohne staatliche Eingriffe. 

„Zusätzliche Verträge und Kontrollen bringen nur Bürokratie – keine Sicherheit. Die EU muss sich stattdessen darauf konzentrieren, faire Wettbewerbsbedingungen z.B. im Rahmen von Handelsabkommen zu schaffen. Dazu gehört der Abbau der ausufernden Regulatorik und nicht die Schaffung neuer Bürokratiemonster.“

„Unsere landwirtschaftlichen Märkte sind vielfältig und sensibel“, fasst Hennies zusammen. „Was z.B. für Geflügel in Einzelfällen funktionieren mag, darf nicht zum Zwang für Gemüse, Getreide oder Schweinehaltung werden. Der Artikel 168 ist ein massiver Eingriff in funktionierende Marktmechanismen – ohne Not, ohne fachliche Begründung und mit hohem Risiko für unsere Betriebe.“

Das Landvolk Niedersachsen kündigt an, den anstehenden Trilog zwischen EU-Kommission, Rat und Parlament aufmerksam zu begleiten. Ziel sei es, die aus Sicht der Landwirte kontraproduktiven Regelungen zu verhindern. „Wir werden weiter alles daransetzen, diesen Unsinn zu stoppen“, sagt Kohlenberg abschließend. 

 

Quelle: Landvolk Niedersachsen 

Veröffentlichungsdatum: 15.10.2025

Schlagwörter

Landvolk Niedersachsen, Hennies, kritisiert, EU-Entscheidung, Widerstand, GMO-Plan