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Kampagne „Aus dem Gewächshaus“ – Interview mit José Francisco Martínez Tornero Gewächshäuser in Südeuropa – Sonnenenergie statt Photovoltaikmodule

18. September 2025

Die Anbaugebiete in Südeuropa, wie beispielsweise die Provinz Almería, verfügen über eine Gewächshausfläche von rund 30.000 Hektar. Davon sind 95 % Solar-Gewächshäuser. Das Pressestelle-Team der Kampagne „Aus dem Gewächshaus“ berichtet in einem Interview über die Funktionsweisen und Vorteile des Gemüseanbaus im Solargewächshaus.

Die Kombination aus traditionellen Techniken und technologischer Innovation dieses Produktionssystems sowie die strategisch günstige Lage und das günstige Klima ermöglichen eine nachhaltige Produktion von Obst und Gemüse während der Wintermonate.


Foto © Kampagne „Aus dem Gewächshaus“

In dem Interview erklärt ein Experte, warum die einfache Konstruktion der Solar-Gewächshäuser es ermöglicht, das Innenklima ausschließlich durch manuelle oder technische Maßnahmen zu steuern: José Francisco Martínez Tornero ist Generaldirektor von Novagric, einem Pionierunternehmen im Bereich der Konstruktion und Gestaltung von Gewächshäusern.


Foto © Kampagne „Aus dem Gewächshaus“

Herr Tornero, was ist das Besondere an Solar-Gewächshäusern? Werden sie ausschließlich mit Solarenergie betrieben oder wird auch Photovoltaik genutzt?

José Francisco Martínez Tornero: Die in Südeuropa errichteten Gewächshäuser werden als „Solar-Gewächshäuser” bezeichnet, da sie ausschließlich direkte Sonneneinstrahlung nutzen, um das Innere zu erwärmen und Energie im Boden zu speichern, die nachts an die Luft abgegeben wird.

Solar bedeutet nicht, dass sie mit Photovoltaikmodulen betrieben werden, sondern dass sie den natürlichen Treibhauseffekt nutzen, der durch die Sonneneinstrahlung entsteht. Die Kunststoffverkleidung lässt Sonnenlicht herein und speichert die Wärme. 

Es gibt jedoch auch Versuche, Sonnenkollektoren einzusetzen, um den Eigenverbrauch von Strom zu fördern.

Warum ermöglichen ihr Design und ihre Konstruktion den Anbau von Pflanzen unter Einsparung so vieler Ressourcen?

José Francisco Martínez Tornero: Das Design dieser Gewächshäuser erleichtert die Optimierung der können die Pflanzen während der Wintermonate in den Gewächshäusern bleiben, ohne dass Heizung oder künstliches Licht eingesetzt werden müssen. Das führt zu einem minimalen Energieverbrauch.

Für die Photosynthese benötigen wir Licht, Wasser, CO2 und einen bestimmten Temperatur- und Feuchtigkeitsbereich. Je länger wir die Pflanze unter optimalen Bedingungen halten, desto höher ist die Photosyntheserate und desto effizienter ist die Pflanze in ihrer Produktion, da wir Stresssituationen vermeiden, die den Ertrag und die Qualität beeinträchtigen. 

Dies erreichen wir durch die Klimakontrolle in den Gewächshäusern. Die natürliche Belüftung ist ein sehr nützliches Instrument zur Kontrolle von Temperatur, relativer Luftfeuchtigkeit und CO2-Konzentration und ermöglicht dem Landwirt eine effiziente Bewirtschaftung bei sehr geringem Stromverbrauch. 

Darüber hinaus können Sensoren installiert werden, die Feuchtigkeit, Temperatur und andere Klimaparameter messen und uns anzeigen, wann beispielsweise bewässert oder die Lüftungen geöffnet werden müssen.
 
Seit wann werden Anbaumethoden mit dieser Art von Technologie eingesetzt?

José Francisco Martínez Tornero: Schon seit den 1970er Jahren wurden Lösungen für den geschützten Anbau nach diesen Prinzipien entwickelt. Aber mit der Verbreitung automatisierter Belüftungssysteme und automatischer Klimaregelung konnten in letzter Zeit hohe Erträge und Rentabilität erzielt werden.


Foto © Kampagne „Aus dem Gewächshaus“

 Für welche Obst- und Gemüsesorten eignen sich Solar-Gewächshäuser besonders gut?

José Francisco Martínez Tornero: Theoretisch für jedes Gemüse mit hohem Mehrwert. Aber es ist hervorzuheben, dass in Solargewächshäusern derzeit 46 Prozent der Paprika, 45 Prozent der Gurken, 32 Prozent der Zucchini und Auberginen sowie 29 Prozent der Tomaten Europas und auch Melonen, Wassermelonen und viele andere Obst- und Gemüsesorten angebaut werden.

Warum gibt es besonders geeignete Standorte in Südeuropa?

José Francisco Martínez Tornero: Die Anzahl der Sonnenstunden pro Jahr in Südeuropa und insbesondere im Südosten Spaniens sowie die milden Mindesttemperaturen ermöglichen es, in diesen Gewächshäusern auch in den kältesten Monaten des Jahres ohne Heizung oder künstliches Licht und mit geringem Stromverbrauch zu produzieren. 

Dieses Modell nutzt die direkte Sonneneinstrahlung und insbesondere die mediterranen Klimabedingungen, die für diesen
effizienten Betrieb optimal sind.

Was sind die wesentlichen Vorteile des Gewächshausanbaus bei der Produktion von Obst und Gemüse?

José Francisco Martínez Tornero: Der Gewächshausanbau ermöglicht eine bessere Kontrolle des Klimas, in dem der gesamte Anbauzyklus stattfindet, einen besseren Schutz vor Schädlingen und Krankheiten sowie Einsparungen und eine höhere Effizienz beim Wasser- und Düngemittelverbrauch. 

Darüber hinaus erzielt die Gewächshausproduktion aufgrund der besseren Temperaturverhältnisse und der geringeren Exposition gegenüber Wind, Regen, Hagel usw. höhere Erträge und Qualitäten als im Freiland und liefert bis zu dreimal höhere Erträge pro Kubikmeter Wasser im Vergleich zum Freiland.

Abschließend: Inwieweit ist das Solar-Gewächshaus in Südosteuropa ein ökologischer Verstärker?

José Francisco Martínez Tornero: Der Anbau von Gemüse mit Heizung hat einen höheren Energieverbrauch. Außerdem sind die CO2-Emissionen der Solar-Gewächshäuser pro kg Produkt fast dreimal niedriger als bei anderen Gewächshaus-Produktionssystemen in Europa, selbst wenn wir den Transport unserer Gemüse per LKW berücksichtigen.

Wenn wir außerdem eine ausreichende Abdichtung des Gewächshauses erreichen, minimieren wir das Eindringen von Schädlingen, was zu einem höheren Ertrag führt, wenn wir mit biologischer Schädlingsbekämpfung arbeiten und dank der Nutzung der funktionalen Biodiversität außerhalb und innerhalb des Gewächshauses (einheimische Pflanzen, die natürlichen Feinden Schutz bieten), was zu einem geringeren Einsatz von Wirkstoffen führt. 

Die geringere Exposition gegenüber dem Außenklima minimiert das Auftreten von Pilz-, Bakterien- und Viruserkrankungen, wodurch der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln weiter reduziert wird.

In den letzten Jahren hat sich außerdem die Fläche der Solar-Gewächshäuser, in denen nach den Vorschriften für ökologischen, biodynamischen Anbau usw. angebaut wird, stark vergrößert, was zusätzlich den Boden und seine Biologie und natürliche Fruchtbarkeit schont.

Schließlich wird durch den zunehmenden Einsatz digitaler Werkzeuge im Gewächshaus (z. B. Elektrotensiometer und andere Sensoren) sogar die Effizienz der Wasser- und Düngemittelzufuhr gesteigert.  

Kampagne „Es de invernadero”

Die spanische Branchenorganisation für Obst und Gemüse, HORTIESPAÑA, hat das Programm „Es de invernadero. Frutas y Hortalizas Sostenibles de Europa” (Aus dem Gewächshaus. Nachhaltiges von nachhaltigem Obst und Gemüse in Europa.

Die Initiative, die in Spanien und Deutschland voraussichtlich drei Jahre (bis Februar 2026) dauern wird, verfügt über ein Gesamtbudget von 2 Millionen Euro und wird von HORTIESPAÑA und der Europäischen Union im Rahmen der Kampagne zur Förderung von Agrar- und Lebensmittelprodukten „Enjoy, It’s from Europe” kofinanziert.

Veröffentlichungsdatum: 18.09.2025

Schlagwörter

Kampagne „Aus dem Gewächshaus“, Gewächshäuser, Südeuropa, Interview, José Francisco Martínez Tornero