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Deutsche O&G Markt wird immer uninteressanter - Südspanische Bauern suchen neue Absatzmärkte

02. Dezember 2021

Hierzu veranstalteten UNA und die Kampagne Fruits from Spain eine Tagung bei der die Themen „Neue Märkte“ und „Wassermangel in Spaniens Landwirtschaft“  im Vordergrund standen. Der Verband UNA (Unión de Agricultores de Almería) ist sich sicher und die Teilnehmer der Konferenz am 26. November, waren es auch.

Foto © Fruits from Spain - Eurofreshproduce
Foto © Fruits from Spain - Eurofreshproduce

"Der asiatische Markt ist eine echte Chance für den Absatz von Obst und Gemüse und wir müssen uns aus der 96% Abhängigkeit im europäischen Markt befreien", wie Oliver Huesmann als Initiator von FRUITS FROM SPAIN sagt.

Jesús Fuentes, Präsident des Verbandes UNA, eröffnete die Konferenz, indem er die Schwierigkeiten des Sektors erläuterte, welcher mit dem starken Wettbewerb durch Produkte aus Drittländern klarkommen muss, gegen die wir nicht konkurrieren können. Weitere Punkte sind der Anstieg der Produktionskosten, die Preise für Pflanzenschutzmittel sowie für Wasser und Energie. Hier müssen wir neue Wege gehen, sagte Fuentes.

Emilio Galdeano von der Universität Almeria erläuterte zu Beginn der Konferenz den strategischen Charakter der Landwirtschaft in Spanien, die er als vorrangig ansieht. Die gemeinsame Politik der EU sollte auf die Unterstützung der Landwirtschaft ausgerichtet sein. Er wies auch auf die unausgewogene Verteilung der GAP hin und teilte mit den Anwesenden die Ansicht, dass die GAP vor allem die kontinentale Landwirtschaft schützt indem sie ihre Beihilfen auf vier Hauptsektoren konzentriert. " Es gibt kein Bewusstsein für die Bedeutung des Agrar- und Ernährungssektors für die Ernährungssicherheit der europäischen Bevölkerung",  fügte er am Ende seiner Rede hinzu.

Foto © Oliver Huesmann FruitConsulting Hong Kong ltd.
Foto © Oliver Huesmann FruitConsulting Hong Kong ltd.

Der internationale Handelsberater Oliver Huesmann betonte, dass die Landwirte, wenn sie nicht künftig außerhalb Europas verkaufen in dem sie beispielsweise nach Asien exportieren, auf dem europäischen Markt für Obst- und Gemüseerzeugnisse einen prekären Preis erzielen werden.
Seinen Vortrag "Sterben oder überleben?" beginnt er mit dem Satz „Nur 2,7% der spanischen Obst und Gemüse werden außerhalb von Europa verkauft“.
Danach zeigt er die verschiedenen Szenarien die aktuell im Weltmarkt konkurrierenden Produktionsländer und Absatzmärkte, sowie die Konsequenzen.

„Das ist die Zukunft der spanischen Landwirtschaft“, sagte Huesmann und er stellte die aktuelle Situation auf dem europäischen und deutschen Markt vor und erläuterte die letzten  Preisentwicklung für einige Produkte in diesem Land. Fazit ist, die Preise steigen signifikant am Bestimmungsort und im Point of Sale, aber nicht am Herkunftsort. Außerdem sind durch die Pandemie Produktionskosten sowie die Transportkosten teurer geworden, so dass die Landwirte nur noch eine sehr geringe Gewinnspanne oder Verluste haben.  

Huesmann nannte die Zahl von 580 Millionen Einwohnern in Europa mit einem derzeitigen negativen Wachstum und hinzukommender neuer Konkurrenz durch Produzenten aus Übersee im Vergleich zu 5.000 Millionen in Asien mit einem Konsumwachstum von 43% bis 2030, was nach Ansicht des Experten eine klare Chance zu Entzerrung und neuem Wachstum darstellt. Er konzentrierte sich in seiner Marktanalyse erst einmal nur auf Hongkong, Malaysia und Singapur, weil dort die Export Protokolle derzeit sehr einfach sind und teilte den Zuhörern mit, welche Produkte dieser Teil des asiatischen Markt verlangt.

Nach seiner Rede wurde daran erinnert, dass für alle Bauern, Produzenten und sektornahe Dienstleister die Möglichkeit  einer Teilnahme an einer der Fruits from Spain Asienmissionen im Jahr 2022 besteht.

Hicham Nader, Direktor von DHL Spanien, war der nächste, der über die Möglichkeiten der Logistik und der Luftfracht für den Transport von Produkten zu den verschiedenen asiatischen Zielen sprach: „Es gibt bereits jetzt Direktflüge von Madrid nach Hongkong und Dubai, und wir bieten auch weitere Lösungen  der Kühlkette für die frischen Produkte an". Er hob besonders hervor, dass Asien ein sehr interessanter Markt für Unternehmer ist, das es aber eine gute Vorbereitung erfordert, um die gesamte Kette zwischen Handel und der Logistikkette zu verstehen. Sollte Almeria es schaffen die Exportmengen nach Asien signifikant zu erhöhen könnten man sogar über weitere direkte Flüge nach Asien nachdenken.

Foto © Fruits from Spain - Eurofreshproduce
Foto © Fruits from Spain - Eurofreshproduce

Mari Carmen Masegosa, von Masegosa Pallarés Consulting, durfte nicht fehlen und wies darauf hin, wie wichtig es für jedes Unternehmen ist, die richtige Dokumentation für die Produkte, die sie exportieren wollen, zu erstellen. Sie betonte, dass es sehr wichtig sei, die Incoterms zu kennen, welche die Verantwortlichkeiten und Verpflichtungen der beteiligten Parteien bei jedem internationalen Kauf- und Verkaufsvorgang festlegen. Nicht zuletzt betonte sie die Bedeutung des AEO-Zolls (Authorised Economic Operator) für alle Unternehmen, die an der internationalen Lieferkette beteiligt sind, um sich auf die Erlangung dieser Zertifizierung vorzubereiten, die dank der gegenseitigen Anerkennung mit einigen asiatischen Ländern den Unternehmen dieselben Vorteile bietet, welche diese in der EU hat.

Am Nachmittag gab es mehrere Vorträge zur effizienten Wassernutzung, und zwar von María Dolores Fernández von der Versuchsstation Las Palmerillas de Cajamar, von Enrique Arias, der über die Herausforderung des Wassers und eine innovative Form der Meerwasserentsalzung sprach, von Joaquín Soriano, CEO von IKOS TECH, der neuesten Generation von Technologie für effiziente Bewässerung, der betonte, dass seine Arbeit die Entscheidungsfindung für mehr Effizienz verbessert, und schließlich von Gabriel Giménez Crespo von Agualytics, der über integriertes Wassermanagement und Energieeinsparung sprach.

Alle waren sich einig, dass Almeria auf ein jetzt schon messbares Wasserproblem zusteuert und das man für die Sicherung des künftigen Agraranbau Maßnahmen ergreifen muss, welche dazu geeignet sind die Wasserqualität wieder zu verbessern und die Quantität zu erhöhen.

„Moderne Wasser und CO2 Politik des spanischen Agrarsektors wäre zum Beispiel der künftige Anbau im asiatischen Zielland nach europäischen Standards", so Oliver Huesmann.


Quelle: Fruits from Spain - Eurofreshproduce - Oliver Huesmann

Veröffentlichungsdatum: 02.12.2021

Schlagwörter

O&G, Markt, Deutschland, Spanien, Bauer, Absatzmärkte