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Schweizer Kartoffeln im Stress: Zwischen Klimakapriolen und Schädlingsdruck

Die Schweizer Kartoffelproduzenten hatten erneut ein schwieriges Jahr: Extremwetter und Krankheiten setzen der Ernte zu und zwingen zu vermehrten Importen. Die Herausforderungen für Anbau und Lagerung dürften auch zukünftig eine Bewährungsprobe darstellen.


Bildquelle: Shutterstock.com

Dieses Jahr bauten in der Schweiz rund 4'000 Produzenten auf 10'730 Hektaren Kartoffeln an. Diese Fläche entspricht mehr als 16'000 Fussballfeldern.

Die Schweizer Kartoffelernte dieses Jahres zeichnet ein Bild der Herausforderungen: Trockenheit, Krankheiten und Schädlingsbefall. Die Erträge und Qualitäten lagen vielerorts auf tiefem Niveau, so sagt Niklaus Ramseyer, Geschäftsführer der Vereinigung Schweizerischer Kartoffelproduzenten VSKP.

Wassermangel und Krankheitsdruck

Heute werden in der Schweiz zirka 50 Prozent der Kartoffelfläche bewässert, erklärt Ramseyer. Das aktuelle Jahr zeige aber erneut, dass die Bewässerung gerade bei extremer Hitze die Ertragseinbussen nicht immer kompensieren könne. Und mit einem Nettoertrag, der 30 bis 40 Prozent unter dem Durchschnitt liegt, seien größere Importe dieses Jahr unausweichlich, um den inländischen Bedarf zu decken.

Die Produzenten sehen sich nicht nur mit einem Ertragsdefizit konfrontiert, sondern auch mit Schädlingen und Krankheiten. Der heisse und trockene Sommer begünstigte die Vermehrung des Kartoffelkäfers und auch das Auftreten neuer Pilz- und Bakterienkrankheiten bereitet Sorgen. Und in dieser Saison war das Resistenzmanagement ein besonderes Problem. Die Auswahl an verfügbaren Wirkstoffen schrumpfe und neue Mittel seien nicht in Sicht. Die Förderung alternativer Schutzmassnahmen und der Anbau resistenter Sorten gewinne darum an Bedeutung.

Temperatur beeinflusst Lagerfähigkeit

Die trockene Witterung hat zudem das Wachstum der Kartoffeln beeinträchtigt, was zu einer verzögerten Ernte führte. Die Qualität der Kartoffeln sei auf den ersten Blick gut, aber die Lagerfähigkeit muss wegen Wärmebelastung und gestörter Keimruhe genau beobachtet werden müsse.

Mehr Importkartoffeln für die Verarbeitung

Die Kantone Bern, Freiburg und Waadt tragen mehr als die Hälfte zur schweizerischen Kartoffelproduktion bei und die Schweiz kann normalerweise rund 85 Prozent des eigenen Kartoffelbedarfs decken. Die geschätzten 30 bis 40 Prozent Mindererträge haben entsprechend weitreichendere Folgen, die sich auch in der Verarbeitungsindustrie widerspiegeln. Die Kartoffeln sind kleiner und haben tiefere Stärkewerte. Trotz des prognostizierten Defizits von etwa 55’000 Tonnen heimischen Veredelungskartoffeln sei jedoch nicht mit einem Pommes-Frites-Mangel zu rechnen. Um den Bedarf zu decken, dürften die dafür nötigen Importe aber teurer zu stehen kommen als auch schon – auch die Nachbarländer sind nämlich von ähnlichen Problemen betroffen.

Quelle: lid.ch

Veröffentlichungsdatum: 07. November 2023