Deutschland setzt immer stärker auf bewussten Konsum, Nachhaltigkeit und fairen Handel im Alltag. „Soziale Grundwerte der Fairness werden dagegen noch zu wenig gelebt.“
Foto © FAIRTRADE Deutschland
„In Sachen Fairness ist sich Deutschland ausnahmsweise einig: Zwischen 80 und 93 Prozent der Menschen in Deutschland verbinden Fairness mit sozialen Werten: Dazu zählen eine gute Gesundheitsversorgung, gerechte Löhne und Einkommensverteilung, gute Bildungschancen, eine faire Gesellschaft, Kinderrechte sowie die Gleichbehandlung unabhängig von Geschlecht und Alter.“ Das ergab eine repräsentative Umfrage von Fairtrade Deutschland.
In Bundesländern wie Hamburg, Berlin oder Hessen werden diese Werte bereits von rund der Hälfte der Befragten als gelebte Realität wahrgenommen.
Im Bundesdurchschnitt sieht es allerdings anders aus: Nur 37 Prozent sehen eine gute Gesundheitsversorgung verwirklicht, 32 Prozent gerechte Löhne, ebenso viele gleiche Bildungschancen, 28 Prozent Fairness in der Gesellschaft und 29 Prozent eine gerechte Einkommensverteilung. Beim fairen Einkauf hingegen sind die Deutschen bereits sehr aktiv.
Bewusster Konsum statt bloßem Anspruch
Das größte Potenzial, sich fairer zu verhalten, sehen die Deutschen beim Einkauf von Lebensmitteln und Produkten. Wie sich der bewusste Einkauf im Alltag integrieren lässt, erklärt Claudia Brück, Vorständin für Kommunikation und Politik bei Fairtrade Deutschland: „Soziale Themen wie eine gute Gesundheitsversorgung und Bildung sind ohne Frage wichtig. Doch im Alltag können wir sie nur begrenzt beeinflussen. Beim Einkauf hingegen liegt es in unserer Hand: Es hilft, sich damit auseinanderzusetzen, woher Produkte wie Bananen kommen oder wie Kaffee und Kakao angebaut und hergestellt werden. Denn, wer die Antwort kennt, greift eher zur fair gehandelten Alternative.“
Wie fair kaufen die Deutschen ein?
74 Prozent geben an, dass sie auf faire Produktionsbedingungen Wert legen. 60 Prozent sind bereit, mehr zu bezahlen, wenn die Produzenten dafür fairen Lohn erhalten.
In Bayern liegt der Wert mit 66 Prozent und in Berlin mit 71 Prozent deutlich über dem Bundesdurschnitt.
Zugleich achtet die Republik stark auf Regionalität: 60 Prozent prüfen beim Obst- und Gemüsekauf die Herkunft. 70 Prozent kaufen häufig saisonale und 63 Prozent lokale sowie regionale Produkte.
Fairtrade-Siegel hilft bei Kaufentscheidung
41 Prozent des Bundesdurchschnitts greifen regelmäßig zu fair gehandelten Lebensmitteln. Hamburg und Berlin liegen mit 58 und 61 Prozent deutlich drüber. Fast die Hälfte der Deutschen orientiert sich am Fairtrade-Siegel. Fehlt es, lassen knapp 30 Prozent das Produkt im Regal stehen und suchen eine Alternative in einem anderen Supermarkt.
In Berlin und Hessen achten sogar 65 Prozent der Berlinerinnen und Berliner sowie 57 Prozent der Hessen auf das Siegel. In Berlin ist zudem jede bzw. jeder Zweite bereit, den Supermarkt auf der Suche nach einem Fairtrade-Produkt zu wechseln, in Hessen immerhin 41 Prozent.
Auch beim Geldbeutel setzen die Deutschen ein Signal: 41 Prozent sind bereit, für fair gehandelte Produkte mehr Geld auszugeben. Im Jahr 2023/2024 gaben die Menschen in Deutschland im Schnitt 42,76 Euro für Fairtrade-Produkte aus und kauften etwa 22 Produkte.
Nachhaltigkeit für viele Deutsche wichtig
Auch das umweltrelevante Verhalten scheint inzwischen im Alltag vieler Menschen in Deutschland angekommen zu sein. 54 Prozent sind der Meinung, dass sie Nachhaltigkeit bereits genug Aufmerksamkeit schenken. So verbrauchen 80 Prozent meistens alle Nahrungsmittel, die sie gekauft haben.
65 Prozent versuchen umweltfreundliche Verpackungen zu kaufen. Dementsprechend vermeiden 58 Prozent Einwegverpackungen bei Getränken, 47 Prozent nutzen das Angebot von Nachfüllpackungen. 88 Prozent nehmen zum Einkaufen eine eigene Tasche mit – in Sachsen und Rheinland-Pfalz sind es sogar 95 beziehungsweise 96 Prozent.
„Die Studie zeigt: Fairness ist kein fernes Ideal, sondern etwas, das sich im Alltag verwirklichen lässt. Ob durch den Kauf fair gehandelter Produkte oder durch die Wahl nachhaltiger Verpackungen – Deutschland zeigt bereits, wie es geht. Trotzdem gibt es natürlich noch Luft nach oben“, so Claudia Brück.
Quelle: FAIRTRADE Deutschland
Veröffentlichungsdatum: 08. September 2025