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Online Infoveranstaltung des Schweizer Obstverbandes: "Wir befinden uns an einem Scheidepunkt"

An der Online Infoveranstaltung anlässlich der 23. Delegiertenversammlung des Schweizer Obstverbandes (SOV) blickten Präsident Jürg Hess und Direktor Jimmy Mariéthoz auf ein denkwürdiges Jahr in Bezug auf Corona zurück.

Grafik "Der Beerenmarkt in Tonnen". Foto © SOV
Grafik "Der Beerenmarkt in Tonnen". Foto © SOV

Der Obstbau sei bis anhin verhältnismässig glimpflich durch die Krise gekommen, bilanzierte der Verbandspräsident. Der Markt für die Sommerfrüchte lief hervorragend. Details dazu finden Sie im angefügten Jahresbericht 2020.

Die statutarischen Geschäfte wurden alle im Vorfeld auf dem schriftlichen Weg genehmigt. Daher nutzten die Verantwortlichen die Infoveranstaltung, um über die kommenden Herausforderungen zu informieren und zur aktiven Unterstützung zur Bekämpfung der kommenden extremen Agrar-Initiativen aufzurufen. «Die Obstbranche befindet sich an einem Scheidepunkt, an dem wir den künftigen Weg nicht alleine bestimmen können. Die Politik respektive die Gesellschaft nehmen direkten Einfluss auf den Obstbau und damit auf unsere Arbeit. Bringen sie sich in die Diskussionen ein, denn sie als Produzentinnen und Produzenten sind die glaubwürdigsten Vertreter», betonte Hess. Konsumentinnen und Konsumenten müssten ihrerseits bewusst sein, dass sie mit ihrem Einkaufsverhalten entscheiden, wie sich der Markt und damit letztlich auch die Branche entwickeln wird. Eine staatlich verordnete Bioproduktion sei der falsche Weg. Das Wünschbare und das Machbare seien klar voneinander zu trennen. «Bei all den Veränderungsprozessen ist trotz geforderter Ökologisierung - und Extensivierungsgelüsten die Wirtschaftlichkeit nicht aus den Augen zu verlieren, denn diese sind eine Grundvoraussetzung für die Existenz der einheimischen Produktion», erklärte Hess.

Die Konzentratlager der Schweizer Mostobstbranche sind derzeit gefüllt und können den Marktbedarf von über zwei Jahren abdecken. Die Gründe sind vielfältig: einerseits übersteigen die diesjährigen Erntemengen den Bedarf und nach wie vor sind die Nachwirkungen der Rekordernte 2018 zu spüren. Andererseits ist der Absatz von Apfelsaft bei den gewerblichen Mostereien seit Jahren rückläufig. Erschwerend hinzu kommt die coronabedingte Schliessung von Gastronomie und Events als Absatzkanäle in diesem Frühjahr. Die erneuten Verschärfungen der Massnahmen im Oktober haben wiederum für einen deutlichen Absatzrückgang gesorgt. Wie lange dieser anhält, ist zurzeit nicht abschätzbar.

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Kompetenznetzwerk Obst und Beeren in den Startlöchern

«Die kommenden Herausforderungen verlangen volles Engagement von uns allen», betonte Direktor Jimmy Mariéthoz in seiner Begrüssungsansprache. Für ihn haben die Branchenlösung «Nachhaltigkeit Früchte» und die Entwicklung des Kompetenznetzwerk Obst und Beeren oberste Priorität, nebst der Bekämpfung der extremen Agrar-Initiativen.

Mit der Entwicklung des Kompetenznetzwerk Obst und Beeren (KOB) wird der Grundstein für eine nationale, zukunftsausgerichtete und praxisnahe Forschung für den Schweizer Obst- und Beerenbau gelegt. Damit sollen Koordination und Vernetzung der Aktivitäten von Agroscope und weiteren Partnern zugunsten des Obst- und Beerenbaus verbessert werden. Ebenfalls wird die Kommunikation zwischen allen Akteuren mehr Gewicht erhalten.
 
Grosse Mengen Mostobst

«2020 war für die Obstbranche und für den Schweizer Obstverband ein bewegtes und ein reich befrachtetes Jahr. Wiederum waren und sind wir an vielen Fronten gefordert», resümierte Präsident Jürg Hess. Die grossen Mengen beim Mostobst führten zu hohen Rückbehalten und Unmut in der Branche. Die zuständigen Produktezentren sind sich dem Ernst der Lage bewusst und arbeiten intensiv an der Thematik. Die Lage bleibt angespannt und einfache Lösungen sind nicht zu erwarten.
 
Ein gutes Jahr 2020 für Schweizer Früchte

Das aussergewöhnliche Jahr 2020 forderte auch den Obstbau stark heraus. Wegen der Corona-Pandemie war lange Zeit ungewiss, ob und wie viele Erntehelfer einreisen können. Der Markt für die Sommerfrüchte lief hervorragend. Dies lag einerseits am Umstand, dass viele Schweizerinnen und Schweizer aufgrund der schwierigen Situation im Inland geblieben sind und vermehrt frische Früchte konsumierten. Die marktkonformen Mengen trugen dazu bei, dass die Vermarktung ohne grössere Probleme ablief. Eine Herausforderung stellten die rekordhohen Mengen an Zwetschgen dar. Details dazu finden Sie im angefügten Jahresbericht 2020.

SOV Jahresbericht 2020.

Quelle: Schweizer Obstverband

 

Veröffentlichungsdatum: 12. April 2021