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Pandemie verändert den Lebensmitteleinzelhandel: gesünder und nachhaltiger ernähren, mehr online und mehr sparen

Die Corona-Pandemie hat dem deutschen Lebensmitteleinzelhandel im letzten Jahr Umsatzsteigerungen von 12.6% beschert, ihn aber auch vor große Herausforderungen gestellt. Das sind Ergebnisse des Reports "Disruption and Uncertainty - State of Grocery Retail 2021" von McKinsey & Company und EuroCommerce.

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Bildquelle: Shutterstock.com

Deutscher Lebensmitteleinzelhandel wächst 2020 um 12.6%, muss aber auch in Sicherheit investieren und Lieferketten anpassen

Je strenger die Lockdown-Regelungen wurden, desto mehr passten die Verbraucherinnen und Verbraucher ihr Einkaufsverhalten an und wollen neue Verhaltensweisen beibehalten. Im Vergleich zu 2020 wollen 41% der Befragten in Deutschland mehr auf gesunde Lebensmittel achten, im europäischen Durchschnitt sind es nur 34%. 33% der Deutschen wollen beim Lebensmitteleinkauf im Vergleich zum letzten Jahr mehr sparen, damit liegen die Deutschen unter dem europäischen Durchschnitt von 37%. 25% der deutschen Verbraucher wollen beides: gesünder, regional oder nachhaltiger einkaufen und gleichzeitig Geld sparen. Das sind zentrale Ergebnisse des Reports.

Für die europaweite Studie haben die Unternehmensberatung und der Verband im Januar 10.000 Konsumentinnen und Konsumenten in zehn Ländern (Deutschland, Schweiz, Großbritannien, Spanien, Frankreich, Italien, Niederlande, Polen, Russland und Schweden) sowie 48 CEOs des europäischen Lebensmitteleinzelhandels befragt. Die Studie beleuchtet die Entwicklung der Industrie im Pandemie-Jahr 2020 und analysiert, welche langfristigen Folgen das veränderte Verbraucherverhalten auf die Zukunft des Lebensmitteleinzelhandels haben wird.

Zentrale Themen der Befragung: Wie werden die Verbraucher in den kommenden Jahren ihre Lebensmittel einkaufen? Wofür sind sie bereit Geld auszugeben? Welche Kanäle werden sie nutzen? "Wir sehen sowohl in den rapiden Veränderungen des Konsumentenverhaltens als auch in den Reaktionen der Branche darauf ein neues Level an Disruption. Und wir haben keinen Grund anzunehmen, dass sich das in naher Zukunft abkühlen wird", sagt Tobias Wachinger, Seniorpartner bei McKinsey & Company. Der Studie zufolge zeichnen sich im Wesentlichen vier große Trends ab, die den Lebensmitteleinzelhandel in den kommenden Jahren maßgeblich beeinflussen werden: mehr Bewusstsein für Lifestyle und Preis, der weitere Siegeszug des Online-Shoppings sowie die absehbare Öffnung der Gastronomiebetriebe.

Gesund, regional, nachhaltig: Lifestyle beeinflusst die Lebensmittelauswahl

Die verschiedenen Verbrauchergruppen stellen immer mehr und immer unterschiedlichere Anforderungen an die Qualität ihrer Lebensmittel, die die Händler erfüllen sollen. Da es durch die Pandemie wenig andere Möglichkeiten gibt, Geld auszugeben, verwöhnen sich die Konsumenten mit Lebensmitteln und sind weniger bereit, Kompromisse einzugehen. Für 2021 geben 58% der befragten Verbraucher an, dass sie ihre Lebensmitteleinkäufe mehr als 2020 ihrem Lifestyle anpassen wollen. 41% wollen mehr auf gesunde Ernährung achten, beispielsweise auf bestimmte Zusatzstoffe verzichten. 34% wollen auf die regionale Herkunft achten, 28% auf die Nachhaltigkeit von Produkten. Die zusätzliche Herausforderung dabei aus Sicht der Händler: 25% der Verbraucher möchten dabei gleichzeitig auch noch Geld sparen.

Der Preis entscheidet (wieder)

In der Pandemie geben die Deutschen weiterhin aufgrund geschlossener Restaurants und Kantinen deutlich mehr Geld für den privaten Lebensmitteleinkauf aus. Der Preis spielte daher in diesem Segment trotz Wirtschaftskrise im Jahr 2020 kaum eine Rolle. In diesem Jahr wird sich das jedoch wieder ändern. 59% der Deutschen geben an, ihren Supermarkt nach dem besten Preisleistungsverhältnis auszuwählen, 33% der Befragten wollen nach Wegen suchen, um beim Lebensmitteleinkauf Geld zu sparen. Das Thema Preis ist auch auf der Agenda der Entscheider ganz oben: 76% der befragten CEOs geben an, dass die höhere Preissensibilität der Verbraucher einer der entscheidenden Trends der nächsten ein bis zwei Jahre sein wird.

Online wird zur Selbstverständlichkeit

Die Pandemie hat den Trend hin zum Online-Einkauf auch bei Lebensmitteln drastisch beschleunigt und diese Dynamik wird sich weiter fortsetzen. Ohne den eigenen Online-Kanal weiter auszubauen, wird es daher zunehmend schwierig, den Marktanteil zu erhöhen. 2020 ist Online in Europa um 55% gewachsen, in Deutschland allerdings nur um 40%, es gibt also Nachholpotenzial. Die Lebensmitteleinzelhändler müssen sich darauf einstellen, ihren Kunden nicht nur schnelle Lieferzeiten zu gewährleisten, sondern auch die Produktvielfalt zu erhöhen und günstige Optionen anzubieten. Jeder zweite europäische Konsument, der während der Pandemie Online-Kanäle genutzt hat, will dies auch künftig fortsetzen.

Quelle: Ots/ McKinsey & Company

Veröffentlichungsdatum: 30. März 2021