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Studie: Wie nachhaltig essen die Europäer?

Der Wille ist da – die Umsetzung schwierig

Die meisten Europäer sind bereit, ihre Ernährung nachhaltiger zu gestalten. Allerdings sind noch einige Hürden wie hohe Preise, mangelnde Kennzeichnung und geringe Verfügbarkeit von nachhaltigen Produkten zu überwinden. So lautet das Resultat einer Studie des Europäischen Verbraucherverbands (Bureau Européen des Unions de Consommateurs, BEUC) in Brüssel.

Bildquelle: Shutterstock.com Einkauf
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In elf Ländern, darunter auch Deutschland, wurden im vergangenen Herbst über 11.000 Konsumenten online zu ihrer Einstellung zu nachhaltigen Lebensmitteln befragt.

Die Lebensmittelproduktion verbraucht viel Wasser und Energie und ist für etwa elf Prozent der Treibhausgasemissionen in der Europäischen Union verantwortlich, informiert das BEUC. Damit sind Lebensmittel noch vor Wohnen und Mobilität die Hauptursache für Umweltbelastungen, die durch den Verbrauch von privaten Haushalten entstehen.

Durch ihre Kaufentscheidung können Konsumenten ein Signal für mehr Nachhaltigkeit setzen. Das Bewusstsein für dieses Thema steigt. Allerdings unterschätzen noch viele die Auswirkungen ihrer Essgewohnheiten auf die Umwelt. Zwei Drittel der Befragten sind offen dafür, ihre Essgewohnheiten zum Schutz von Umwelt und Klima zu ändern. Viele Verbraucher möchten mehr saisonales Obst und Gemüse kaufen (60 %), weniger Lebensmittel verschwenden (66 %) und mehr pflanzliche Produkte essen (45 %). Nur ein Drittel wäre bereit, den Konsum von rotem Fleisch wie Schwein und Rind zu verringern. Bei Milchprodukten sind es noch weniger (20 %).

Über 40 Prozent geben dagegen an, dass sie aus Umweltgründen bereits kein rotes Fleisch mehr essen oder den Verzehr reduziert haben. Alternativ greifen die Verbraucher zu Hülsenfrüchten wie Linsen und pflanzlichen Burger, während Insekten (10 %) und Fleisch aus dem Labor (13 %) weniger beliebt sind. Lediglich ein Fünftel der Konsumenten möchte mehr Geld für nachhaltige Lebensmittel ausgeben. Dabei muss eine nachhaltige Ernährung nicht unbedingt teurer sein, betont der Verbraucherverband.

Offenbar ist es für die Verbraucher keine leichte Aufgabe, eine nachhaltige Ernährung im Alltag umzusetzen. Hindernisse sind neben dem Preis mangelndes Wissen über eine nachhaltige Ernährung und eine begrenzte Verfügbarkeit sowie Schwierigkeiten, nachhaltige Produkte zu identifizieren. Mehr als die Hälfte der Verbraucher wünschen sich verpflichtende Informationen über Nachhaltigkeit auf dem Lebensmitteletikett. Nur 16 Prozent sind der Meinung, dass ihre Regierung genug unternimmt, um die Nachhaltigkeit von Lebensmitteln zu fördern. Rund 39 Prozent der Verbraucher würden Regeln unterstützen, die Landwirte und Lebensmittelproduzenten zu strengeren Nachhaltigkeitsstandards verpflichten.

Nach Ansicht des BEUC wird der Fokus auf die Kaufentscheidung der Verbraucher und die individuelle Verantwortung nicht reichen, um einen Wandel der Ernährungsgewohnheiten hin zu mehr Nachhaltigkeit anzutreiben. Es bräuchte Maßnahmen auf weiteren Ebenen wie Lebensmittelproduktion und Einzelhandel.

Weitere Informationen: www.beuc.eu

Bericht „One bite at a time: Consumers and the transition to sustainable food”(Juni 2020)

Quelle: BLE/BZfE - Heike Kreutz, www.bzfe.de

Veröffentlichungsdatum: 24. Juni 2020