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EHI-Studie „KI-Integration im Handel“: Zwischen Strukturen, Prozessen, Daten und Menschen

KI ist omnipräsent – auch im Handel, beispielsweise in Forecasting & Replenishment, im Support der Mitarbeitenden oder im Kundendialog. „Mit generativer KI hat das Thema noch einmal Fahrt aufgenommen. Neu ist dabei weniger die Technologie selbst, sondern die strategische Frage, wie Unternehmen KI wirksam und ganzheitlich einsetzen und welche strukturellen Voraussetzungen hierfür geschaffen werden müssen“, erklärt Dr. Tobias Röding vom EHI.

Mitarbeitende

Die Händler sind sich einig: Mitarbeitende sollten bei dem Thema KI involviert sein, denn sie sind wichtige Multiplikatoren und können als Enabler im Unternehmen wirken. 

Es gibt daher in allen Unternehmen eine oder mehrere Personen, die für das Thema KI verantwortlich sind. 

Der Grad der Auseinandersetzung variiert allerdings noch. Noch hält gut die Hälfte der Händler (55 Prozent) die KI-Kompetenz ihrer Belegschaft für niedrig oder eher niedrig. 

Aber das soll sich ändern. Um Informationen zur Nutzung aber auch zu Weiterbildungskonzepten zum Thema KI im Unternehmen zu kommunizieren, bauen die Händler spezifische Kommunikationskanäle auf.

„Wir haben sogenannte AI-Champions. Sie treiben das Thema und sind die Multiplikatoren in den Business Units“, brachte es eine Studienteilnehmerin auf den Punkt. 

53 Prozent bauen ein systematisches Multiplikatoren- oder Ambassador-Programm auf. 32 Prozent der Befragten setzen bereits eine eigene Lernplattform mit KI-Fokus ein. 

Dennoch, generelle Schulungskonzepte haben mittlerweile alle Händler bis Ende 2025 ausgerollt.

Struktur und Kultur

Alle Befragten haben ein unternehmensweites KI-Regelwerk bzw. KI-Leitlinien erstellt. Denn klare Standards, Prozesse und Strukturen gewährleisten die Einhaltung rechtlicher Vorgaben, vermeiden Risiken und stellen Transparenz bei KI-Systemen sicher. 

Aber auch wenn sich 16 Prozent als Early Adopter bezeichnen, sind rund 15 Prozent noch dabei KI-Strukturen mit ersten organisatorischen Rahmen aufzubauen.

Prozesse

KI-Projekte mit Kundenfokus wie Personalisierung, Service oder Store Experience gelten im Handel als wichtiger Faktor zur Differenzierung. 

Bei solchen nach extern gerichteten Prozessen wird KI vor allem genutzt, um Angebote und Inhalte individueller auf die Kundschaft zuzuschneiden. 

Gleichzeitig betonen die Händler die Relevanz von Marketing-Automatisierung und Nachfrageprognosen, um Kommunikation gezielter auszuspielen, Kampagnen effizienter zu steuern und Sortimente datenbasiert anzupassen.

Sicherheit und Datenstrategie

„Die größten Barrieren für den erfolgreichen Einsatz von KI liegen weniger in der Technologie selbst als in der Qualität, Konsistenz und strukturellen Einbettung der Datenprozesse“, so Imke Hahn vom EHI, Mitautorin der Studie. 

Die Integration und Nutzbarkeit von Datenquellen für den KI-Einsatz weisen bei den meisten Handelsunternehmen noch große Schwächen auf. 

So beklagen 67 Prozent den Grad der aktuellen Datenintegration für den KI-Einsatz als schlecht oder eher schlecht. Nur 13 Prozent bescheinigen hier eine gute oder eher gute Integration.

Ein Großteil der Befragten (66 Prozent) spricht von einer weiten Verbreitung von Hyperscaler-Produkten (wie Amazon Web Services, Microsoft Azure oder Google Cloud) im Handel. 

Diese Public-Cloud-Anwendungen werden vor allem wegen ihrer Skalierbarkeit und Integrationsgeschwindigkeit geschätzt. Andere Handelsunternehmen setzen stärker auf hybride Multi-Cloud-Strategien, um sensible Daten in geschützten Umgebungen zu halten. 

So ist 21 Prozent der befragten Handelsunternehmen wichtig, dass die Daten primär oder ausschließlich auf europäischen Serverstrukturen gelagert sind. 

Die größten Sorgen der Unternehmen liegen weniger in der Technologie selbst als im Umgang mit sensiblen Informationen. 
Wiederholt werden Kontrollverlust, Abhängigkeiten von globalen Anbietern und die Gefahr einer zweckentfremdeten Datennutzung genannt.

Weitere Informationen.

 

Quelle: EHI 

Veröffentlichungsdatum: 18. September 2025