Artikel lesen

Südtirol: „Der Obstanbau ist ein Iron Man“

Vom langen Atem im Obstanbau, dem sich wandelnden Weltmarkt und der Bedeutung des Genossenschaftswesens im Südtiroler Obstanbau war bei der 71. Obstbautagung in Meran die Rede. Robert Zampieri, Generaldirektor des Raiffeisenverbandes Südtirol, unterstrich, welch ein Erfolgsmodell das Genossenschaftswesen über die Jahrzehnte wurde.

„Ganze 95% der Äpfel Südtirols werden über Mitgliedsgenossenschaften des Raiffeisenverbandes Südtirol vermarktet“, so Robert Zampieri, „können wir doch dank des Genossenschaftswesens Stabilität, Konformität gemäß ESG und vor allem höhere Preise in Verhandlung mit den Einkaufskolossen garantieren. Zudem warnte er: „Die vernetzte Welt ist engmaschiger geworden, und jedes Kriegsgeschehen auf der Welt tangiert auch uns.“ Dabei unterstrich er die Bedeutung, im Austausch mit den Mitgliedern zu bleiben, um Strategien bezüglich Vermarktungstendenzen aber auch neue Maßnahmen ganz allgemein zu erläutern. „Unser Erfolg ist auf unsere Werte wie Transparenz, Vertrauen und Ehrlichkeit zurückzuführen.“ 

Dies hob Stefan Pircher, Obmann des Absolventenvereins auch in seiner Begrüßung hervor: „Was einer alleine nicht schafft, schaffen wir gemeinsam. Ohne die Genossenschaften gäbe es unsere kleinen Betriebe schon lange nicht mehr.“ Im Austausch zu bleiben und neue Tendenzen zu erkennen, auch dazu diene die alljährlich organisierte Obstbautagung. 

Arnold Schuler, Landesrat für Landwirtschaft, blickte in seiner Rede auf seine vergangenen Jahre zurück und sprach Schwerpunkte wie die Wahrnehmung der Landwirtschaft in der Gesellschaft an, seinen Fokus auf Pflanzenschutz, Umstellung der Technik zur Reduzierung der Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln und die massive Aufstockung der Mittel für die Forschung in eine nachhaltige Landwirtschaft.  

Helwig Schwartau von der Agrarmarkt Informationsgesellschaft (AMI) in Hamburg zeichnete auf der Obstbautagung ein vielschichtiges Bild über die Herausforderungen für die Obstbauern mit Witterungsextremen, derzeit erfolgreichen Sorten, neuen Märkten weltweit, die erhöhte Wertschöpfung durch einen geschlossenen Auftritt in der Vermarktung. „Als Teil eines großen Ganzen sollten wir nie vergessen, dass nur 8,8% der Weltbevölkerung in einer Demokratie leben.“ Ängste hinsichtlich der eigenen Zukunft führen erfahrungsgemäß immer wieder zu einem verhaltenen Kaufverhalten, was sich in der Preispolitik ganz generell und mit Blick auf Bio-Obst ganz besonders bemerkbar mache. 

Der Einsatz in der Forschung bleibt für den Chefpomologe am Versuchszentrum Laimburg Walter Guerra der Schlüssel zum Erfolg. In seinem Vortrag über die gezielte Unterlagenwahl unterstrich er: „Die Forschung in der Unterlagenzucht ist vergleichbar mit einem Iron Man, die nur in einer langfristigen Optik zu sehen ist.“ Dabei strich er Themen wie Bodenmüdigkeit, biotischen und abiotischen Stress und den internationalen Forschungsverbund hervor, in den das Versuchszentrum zum Wohle der Obstwirtschaft eingebettet ist. 

„Denn es geht stets um Wertschöpfung für unsere Obstbäuerinnen und Obstbauern“, wie der Obmann des ALS Stefan Pircher resümierte. 


Quelle: Raiffeisenverband Südtirol

Veröffentlichungsdatum: 15. Januar 2024