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Schweiz: Nischenobst - Potential, Herausforderungen und begrenzte Perspektiven

Der Obstanbau in der Schweiz umfasst eine Vielzahl von Sorten, darunter auch spezielle Nischensorten. Das Nischenobst hat auch eine gewisse Bedeutung – allerdings nur im Zusammenhang mit Direktvermarktung. Teil 1 der LID-Sommerserie, der Landwirtschaftlicher Informationsdienst.

In der Schweiz wachsen sogenannte Minikiwis. (lid) Foto © LID
In der Schweiz wachsen sogenannte Minikiwis. (lid) Foto © LID

David Szalatnay, Leiter des Bereichs Spezialkulturen am Kompetenzzentrum Strickhof des Kantons Zürich, betont, dass Nischen im Obstanbau eher kleine Flächen umfassen. Es sei allerdings schwierig, den genauen Anteil an Nischenobst zu bestimmen, da die Grenze zwischen Nischen- und anderen Obstsorten nicht klar definiert sei. Schätzungsweise bewege sich das Nischenobst im sehr niedrigen einstelligen Prozentbereich.

Trotzdem haben diese speziellen und seltenen Obstarten und Obstsorten im Schweizer Obstanbau ihren Platz. Die Bedeutung hält sich allerdings in Grenzen: «Es ist eine Entwicklung, die nicht mit dem Handel zusammenhängt, sondern vor allem mit der Direktvermarktung und mit der Individualität der einzelnen Betriebsentwicklungen», erklärt Ernst Lüthi, Leiter des Fachzentrums Direktvermarktung beim Schweizer Obstverband. So lasse sich mit Nischenobst in der Regel nur wenig Geld verdienen, betont er. Dennoch können einzelne Betriebe von einer Nische profitieren und diese gezielt fördern.

Herausforderung und Potential von Nischenobst

Bei den Obstarten wird vor allem mit Nischen experimentiert, die unter spezifischen Sortennamen verkauft werden, wie beispielsweise bestimmte Apfel- oder Birnensorten. Darüber hinaus gibt es in begrenztem Umfang auch Möglichkeiten für den Anbau spezieller Obstarten wie der PawPaw, auch Indianderbanane genannt, Pfirsiche oder Nektarinen, Mandeln oder Tafeltrauben, die eben insbesondere im Bereich der Direktvermarktung ihren Absatz finden. Jedoch spielen solche Nischen im Gesamtumsatz auf den meisten Betrieben laut David Szalatnay eine vernachlässigbare Rolle.

Gerade der Anbau von Nüssen stelle in der Schweiz aber auch eine Herausforderung dar, sagt Ernst Lüthi. In der Vergangenheit wurde das Pflanzen von Nussbäumen durch das Direktzahlungssystem begünstigt, nun sind diese Bäume herangewachsen und die Erträge steigen. Allerdings fehlt es an Verarbeitungsanlagen und ausreichend Abnehmern. Die Schweizer Nüsse konkurrieren zudem mit ausländischer Ware, die für den Detailhandel preislich attraktiver ist. Trotz des Potentials eines grösseren Ausbaus in der Schweiz wäre ein nachhaltiger Erfolg in grösserem Stile daher fraglich – als Nische kann die Nuss für den einzelnen Betrieb aber durchaus von Erfolg gekrönt sein.

Perspektiven, wenn auch begrenzt

In Bezug auf die zukünftige Entwicklung von Nischenobst im Schweizer Obstanbau glaubt David Szalatnay allerdings nicht, dass sich grundlegend etwas ändern wird. Der Klimawandel könnte zwar wenige neue Nischen ermöglichen, aber insgesamt erschwert er eher die Produktion durch erhöhtes Frostrisiko, Wetterextreme wie Stürme, Hagel oder Trockenheit.

Trotzdem suchen einige Obstbäuerinnen und Obstbauern durch den Anbau von Nischenprodukten nach neuen Einkommenschancen. Es gibt Betriebe, die mit dem Anbau von Nischenprodukten sehr erfolgreich sein können, aber dies ist nicht die Regel.

Insgesamt ist der Anbau von Nischenobst im Schweizer Obstanbau ein komplexes Thema. Während einige Betriebe von Nischen profitieren können, bleibt es eine Herausforderung, aufgrund der begrenzten Grösse und des Wettbewerbs mit importierten Früchten nachhaltig erfolgreich zu sein. Dennoch bieten Nischensorten weiterhin Chancen für Obstbaubetriebe, die auf Direktvermarktung und Individualität setzen.

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Quelle: Lid.ch

 

Veröffentlichungsdatum: 20. Juli 2023