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DIHK-Fachkräftereport 2022: Fachkräfteengpässe nehmen zu

Der Fachkräftemangel wird zum immer drängenderen Problem der deutschen Wirtschaft. Er gefährdet nicht nur Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe, sondern auch die Umsetzung wichtiger Transformationsaufgaben. Im Fachkräftereport 2022, den die DIHK Mitte Januar präsentiert hat, gaben mehr als die Hälfte der fast 22.000 teilnehmenden Unternehmen an, nicht alle offenen Stellen besetzen zu können – ein Rekordwert. Die DIHK sieht deshalb neben der Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe auch die Umsetzung wichtiger Transformationsaufgaben in Gefahr.

Grafik © DIHK
Grafik © DIHK 

Der aktuellen Umfrage von Ende 2022 zufolge haben sich die Stellenbesetzungsschwierigkeiten in den Unternehmen im Vorjahresvergleich nochmals verschärft – und das, obwohl die Betriebe vielfach ein wirtschaftlich schwieriges Jahr erwarten und ihre Personalplanung heruntergeschraubt haben.

"Wir gehen davon aus, dass in Deutschland rund zwei Millionen Arbeitsplätze vakant bleiben", berichtete Achim Dercks, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), bei der Vorstellung der Umfrageergebnisse. "Das entspricht einem entgangenen Wertschöpfungspotenzial von fast 100 Milliarden Euro."

Er warnte: "Die derzeit noch stabile Arbeitsmarktentwicklung und die vielen offenen Stellen dürfen nicht zu dem Fehlschluss verleiten, alles laufe relativ rund und den meisten Unternehmen gehe es gut. Unter der Oberfläche braut sich seit geraumer Zeit eine gefährliche Mischung zusammen." Der Fachkräftemangel koste Wertschöpfung und erhöhe beispielsweise die Herausforderungen zur Finanzierung der öffentlichen Haushalte. In Kombination mit hohen Energiepreisen und den Herausforderungen der Transformation in Richtung Klimaneutralität könnten die immer größeren Personalengpässe bis hin zur Verlagerung von Produktion und Dienstleistungen ins Ausland führen.

Dercks mahnte weiter: "Das Fehlen von Fachkräften belastet nicht nur die Betriebe, sondern gefährdet auch den Erfolg bei wichtigen Zukunftsaufgaben: Energiewende, Digitalisierung und Infrastrukturausbau – für diese Aufgaben brauchen wir vor allem Menschen mit praktischer Expertise." Und die sind rar wie nie zuvor.

Schmerzliche Engpässe in Logistik  

Mit an der Spitze der von Engpässen besonders betroffenen Branchen stehen zudem weiterhin: im Bereich Verkehr und Lagerei suchen 65 Prozent der Unternehmen vergeblich nach Personal – mit weitreichenden Folgen, wie Achim Dercks erläuterte: "Das Fehlen von Fahrern bei den Logistikbetrieben erschwert zunehmend die pünktliche Belieferung mit Endprodukten im Handel, aber auch mit Rohstoffen und Vorleistungen in der Industrie." Im Gastgewerbe berichten 60 Prozent der Betriebe von Personalengpässen. Das bedeutet zwar eine leichte Entspannung gegenüber dem Vorjahr (66 Prozent), geht vielfach aber auch einher mit eingeschränkten Angeboten und reduzierten Öffnungszeiten.     

Weitere Informationen.

Quelle: Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK)

 

Veröffentlichungsdatum: 23. Februar 2023