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Fairtrade: Wichtiger Schritt für existenzsichernde Löhnen auf Bananenplantagen

Ab Juli 2021 führt Fairtrade ein Grundgehalt für Beschäftigte auf zertifizierten Bananenplantagen ein. Damit rückt das Ziel eines existenzsichernden Lohnes für Arbeiter*innen auf Bananenplantagen einen großen Schritt näher. Weitere sind Schritte notwendig, um die Situation in der Bananenproduktion zu verbessern.

Fairtrade Bananen Dominikanische Republik, Dec 2020. Foto © Fairtrade Deutschland (Transfair e.V.)
Fairtrade Bananen Dominikanische Republik, Dec 2020. Foto © Fairtrade Deutschland (Transfair e.V.)

Plantagen verpflichten sich, ihren Beschäftigten künftig mindestens 70 Prozent eines existenzsichernden Nettolohnes zu zahlen. Als existenzsichernd gilt ein Lohn dann, wenn er nicht nur die Kosten für Lebensmittel und Wohnen deckt, sondern auch Investitionen in Gesundheit und Bildung sowie Rücklagen für Notlagen ermöglicht. Die Höhe eines solchen Lohnes variiert je nach Land und Region. Im Rahmen der Global Living Wage Coalition, in der Fairtrade Mitglied ist, wurden mithilfe der Anker-Methode Richtwerte für einzelne Länder ermittelt. Diese helfen aufzuzeigen, wie groß die Lücke zwischen den aktuell gezahlten und existenzsichernden Löhnen derzeit jeweils ist. Während die landesspezifischen Löhne beispielsweise in Kolumbien oder Ecuador bereits knapp unter existenzsicherndem Niveau liegen, müssten sie in anderen Ländern wie etwa der Dominikanische Republik deutlich angehoben werden, um dieses Level zu erreichen. Das Grundgehalt von Fairtrade ist besonders hier ein wichtiger Schritt, um die Lücke zu verkleinern. Überall dort, wo das Grundgehalt noch nicht erreicht ist, muss der Lohn entsprechend angehoben werden – selbst dann, wenn der staatliche Mindestlohn darunter liegt. Gesenkt werden dürfen Löhne dagegen nicht.

LogoUm die Lohnsituation langfristig zu verbessern, setzt Fairtrade zudem auf einen aktiven und kontinuierlichen Dialog zwischen Beschäftigten und Arbeitgeber*innen. Ein direkter Austausch ist ein wichtiges Instrument, um den Beschäftigten Gehör zu verschaffen und ihre Position zu stärken. Außerdem ist Fairtrade überzeugt, dass starke Gewerkschaften die effektivste Interessensvertretung sind, um entsprechende Tarifverträge und damit auch Löhne auszuhandeln.

Tarifverträge werden nicht über Nacht ausgehandelt. Für eine kurzfristigere finanzielle Unterstützung der Beschäftigten und ihrer Familien soll deshalb die Fairtrade-Prämie sorgen.

FAIRTRADE-PRÄMIE FÜR HÖHERE LÖHNE

Sofern ein existenzsichernder Lohn noch nicht erreicht ist, müssen künftig bis zu 30 Prozent der Prämieneinnahmen als sogenanntes Cash-Payment an die Beschäftigten ausgezahlt werden. Weitere 20 Prozent können ausbezahlt werden, sofern die Arbeiter*innen dies möchten. Die Fairtrade-Prämie ist ein finanzieller Aufschlag, den die Beschäftigten unabhängig vom Lohn erhalten. Die Prämie liegt bei einem US-Dollar pro Kiste Bananen, die unter Fairtrade-Bedingungen verkauft wird.

FAIRTRADE-STRATEGIE FÜR EXISTENZSICHERNDE LÖHNE

Der Grundlohn, die Stärkung der Gewerkschaften und die Teilauszahlung der Prämiengelder sind wichtige Maßnahmen, um das Lohnniveau im Bananensektor anzuheben. Darüber hinaus sind weitere Schritte notwendig, um die Situation in der Bananenproduktion zu verbessern: Nachhaltige Preise entlang der Lieferketten, denn erst stabile Preise machen höhere Ausgaben und Investitionen wie das Grundgehalt möglich; eine geteilte Verantwortung aller Akteur*innen der Lieferkette sowie eine genaue Datenerfassung, um Fortschritte oder Lücken zwischen tatsächlich gezahltem und existenzsicherndem Lohn stetig zu evaluieren. Außerdem ergreift Fairtrade länderspezifische Maßnahmen, um die Plantagen über die Zertifizierung hinaus gezielt zu unterstützen - beispielsweise ihre Produktivität zu steigern oder Kapazitäten aufzubauen.

Quelle: Fairtrade Deutschland (Transfair e.V.)

Veröffentlichungsdatum: 03. Februar 2021