Demeter Kommentar: Konzerninteressen setzen sich gegen Verbraucher:innen und Landwirtschaft durch
Wie sich in den vergangenen Wochen abzeichnete, haben sich die Trilog-Parteien unter Leitung der dänischen Ratspräsidentschaft in Brüssel auf einen Kompromisstext zur Regulierung der Neuen Gentechniken (NGT) geeinigt.
Das Ergebnis ist alarmierend: Für rund 94 Prozent aller mit NGT veränderten Pflanzen sind künftig keinerlei wirksame Schutzmechanismen mehr vorgesehen und die Patentierung von Pflanzeneigenschaften wird bewusst in Kauf genommen.
Foto © Demeter
Jörg Hütter, politischer Sprecher von Demeter, kommentiert:
„Die Verhandlungsführer:innen streichen zentrale Sicherheits- und Transparenzregeln. Die zur Kompromissfindung beigetragenen Nachhaltigkeitskriterien sind ein Feigenblatt: Die Deregulierung gefährdet die Arbeit vieler Züchter:innen in Deutschland und der EU und öffnet Tür und Tor für Patente auf Pflanzeneigenschaften. Das führt zu einer massiven Konzentration von Marktmacht bei wenigen Konzernen und bedroht jahrzehntelange Züchtungsarbeit, die unsere Landwirtschaft zukunftsfähig und tatsächlich nachhaltiger machen soll.”
„Was vergangene Nacht ein Stück weiter zementiert wurde, ist ein beispielsloser Angriff auf die Souveränität Europas Landwirtschaft, auf unabhängige Züchtung und auf das hohe Gut des Vorsorgeprinzips und des Verbraucherschutzes. Stattdessen wurde auf wenige Konzerninteressen gehört, flankiert von einem kleinen Teil der Wissenschaft, die ihre Heilsversprechen auf isolierte genomische Veränderungen stützen, während es schon längst Züchtung und Wissenschaftsdisziplinen gibt, die erfolgreich in Ökosystemen denken und arbeiten.”
„Verbraucher:innen müssen von dem nun vorliegenden Kompromisstext alarmiert sein. Die Kennzeichnungspflicht für NGT-Produkte soll künftig nur noch für Saatgut gelten. Verbraucher:innen könnten nicht mehr erkennen, ob ihre Lebensmittel gentechnisch verändert sind, obwohl Umfragen zeigen, dass eine große Mehrheit klare Kennzeichnung fordert.”

„Das Europäische Parlament und der Rat müssen nun dem Kompromisstext noch zustimmen. Demeter appelliert an beide Institutionen: Lehnen Sie diesen Entwurf ab! Europa braucht eine souveräne Landwirtschaft und Züchtung, klare Regeln für Sicherheit, Transparenz und Wahlfreiheit, gerade um wettbewerbsfähig zu bleiben und die gesamte gentechnikfreie Lebensmittelwirtschaft zu schützen.”
Quelle: Demeter
Veröffentlichungsdatum: 05.12.2025