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ICOP 2025

„Obst- und Gemüsebranche: Ein Überlebenskünstler – sie wird auch diesen Wandel überstehen“

25. November 2025

Die geplanten Änderungen in der neuen GAP-Periode ab 2028 sorgten bei der 19. Internationalen Konferenz für Erzeugerorganisationen (EOs) für Obst und Gemüse (ICOP) für Aufruhr und Unsicherheit und bildeten wohl den heißesten Themenpunkt der diesjährigen Konferenz.


Wolfgang Braunstein, ​gfa-consulting Geschäftsführer. (Foto © gfa-consulting / FruitVeB)

In altbewährter Manier als Dreitages-Event angelegt, fand der ICOP-Kongress vom 19.-21. November 2025 nahe der ungarischen Hauptstadt Budapest statt. 

Organisiert wurde die Veranstaltung wiederum vom österreichischen Beratungsunternehmen gfa-consulting gmbh in Kooperation mit dem ungarischen Partner vor Ort – FruitVeB.

Rund 170 Branchenvertreter aus 15 europäischen Nationen nahmen teil.


Foto © gfa-consulting / FruitVeB

Der erste Konferenztag stand, wie üblich, im Zeichen internationaler Trends und Entwicklungen am Markt. Die Referenten Cindy van Rijswick (Rabobank), Luc Vanoirbeek (Copa Cogeca), Ferenc Apáti (FruitVeB) sowie Gergely Kóra von Spar Ungarn und Nikki Hulzebos vom niederländischen Fresh Produce Centre skizzierten verschiedene relevante Marktentwicklungen aus unterschiedlichen Perspektiven. 


Ferenc Apáti, FruitVeB. (Foto © gfa-consulting / FruitVeB)

Im Expertenportfolio kamen dabei sowohl internationale Lebensmittel- und Nachhaltigkeitsexperten, politische Interessensvertreter als auch Handel und die Produzentenseite zu Wort.

Dabei kristallisierte sich bei allen Vorträgen das Paradoxon der Obst- und Gemüsebranche heraus: In der Theorie ist die Branche der Inbegriff von Gesundheit, Vitalität und positivem Image. 

In der Praxis jedoch ist der Obst- und Gemüsekonsum in den letzten Jahren kontinuierlich zurückgegangen. Der Konsument TUT also nicht das, was er SAGT bzw. GESAGT BEKOMMT. 

Die Lösung dieses Problems muss sich die Branche also auf die Fahnen schreiben, um auch künftig bestehen zu können.

Nach dem öffentlichen Teil ging es zu einem Networking Dinner im entspannten Rahmen – sehr geschätzt von allen Teilnehmern.

„Die Kommission hat gesprochen! Nun ist es an Ihnen, zu antworten!“, so kommentierte die Sprecherin der Europäischen Kommission, Kristine Bori, die emotionalen Reaktionen auf ihren Vortrag zu Beginn des zweiten Konferenztages. 

In selbigem wurden massive Änderungen im Förderregime für Obst und Gemüse ab 2028 angekündigt. Vor allem die geplante Kofinanzierung seitens der Mitgliedsländer und ohne definiertes Mindestbudget bedeuten eine fundamentale und nachteilige Änderung des Fördersystems für Erzeugerorganisationen. 


 Foto © gfa-consulting / FruitVeB

Die anwesenden Branchenvertreter sehen darin eine Gefährdung des Obst- und Gemüsesektors.

Das Mittel des sogenannten Operationellen Programmes – wichtigstes Förderinstrument der EOs für Obst und Gemüse – wird laut Plan der Europäischen Kommission gänzlich anders aufgestellt und kalkuliert.

Erste und zweite Säule des Förderregimes sollen künftig zu einem einzigen Fonds verschmelzen. Eine Kofinanzierung durch den Mitgliedsstaat ist angedacht. 

Übergangsfristen, wie sonst immer zwischen den GAP-Perioden möglich, fallen komplett weg. Ab 2028 soll alles nach den neuen Regeln abgewickelt werden.

Das stellt viele in der Branche vor grobe Schwierigkeiten, definierte Mindestanforderungen für laufende Förderprogramme zu erfüllen und mehrjährige Projekte, die zu einem erheblichen Teil weit über 2027 hinausgehen, zu finanzieren. 

Massive rechtliche und wirtschaftliche Unsicherheiten hinsichtlich laufender Programme und der neuen GAP-Periode sind die Folge.

Bereits am ICOP selbst haben sich die anwesenden Interessensvertreter daher zusammengesetzt und ihre Bedenken und Forderungen definiert, mit denen sie an ihre Nationalen Regierungen herantreten werden. 

Angestrebt wird die Beibehaltung des Systems der sektoralen Interventionen und der Schutz der Erzeugerorganisationen im Landwirtschaftssektor. 

Das Prinzip der Kofinanzierung (50% öffentliche Mittel bzw.:50% Eigenfinanzierung durch die EO´s) soll verteidigt werden und die öffentliche Unterstützung fest an den Wert der vermarkteten Produktion gekoppelt. 

In einem Brief an die Kommission sollen weiters die essenziellen Themen der wichtigen Übergangsphase und der künftigen Haushaltszuweisungen für Obst und Gemüse im Finanzrahmen 2028–2034 hinterfragt werden.


Péter Kelemen, Medifruct. (Foto © gfa-consulting / FruitVeB)

Die weiteren Vortragenden im ersten Themenblock des 2. Tages waren Márton Bittsánsky (Ungar. Ministerium), Lisa Martini (AREFLH), Péter Kelemen (Medifruct) und Philippe Appeltans (BelOrta), sowie Sándor Nagypéter von der größten ungarischen EO Délalföldi Kertészek Szövetkezete. Damit kamen (fusionierte) Erzeugerorganisationen, Ministerien und Interessensvertretungen zu Wort.

Wolfgang Harreither vom diesjährigen Hauptsponsor Valibiotics und Siegfried Rappel (EOS), Matthias Nachtmann (Friends of Digital Farming), Benedikt Pircher (Metos), Ton van Dalen (Oxin Growers) und Gregor Witzmann (Farm-ING) boten in der Folge Einblicke in smarte Lösungen für eine zukunftsorientierte, ökonomisch und ökologisch sinnvolle Landwirtschaft.

Highlight des zweiten Konferenztages war eine Networking-Veranstaltung inkl. Sightseeing auf einem Schiff in Budapest.


Wolfgang Braunstein, ​gfa-consulting Geschäftsführer. (Foto © gfa-consulting / FruitVeB)

Tag 3 der ICOP-Konferenz teilte sich in drei Fachexkursionen mit Obst-, Gemüse- oder Pilzfokus.

gfa-consulting Geschäftsführer Wolfgang Braunstein hob in seinen abschließenden Worten zur Konferenz hervor, dass die Obst- und Gemüsebranche eine flexible sei, die schon vielen Herausforderungen getrotzt hat. 

Der Sektor sei jedoch, ob der vielen Unklarheiten, was auf sie tatsächlich zukommt, stark verunsichert und brauche Antworten.

„Wir sind in der Lage auch den angekündigten Wandel zu überstehen und uns anzupassen! Aber wir müssen wissen, WAS uns tatsächlich erwartet und wie die Rahmenbedingungen gestaltet sein werden, um entsprechend reagieren zu können!“, so Braunstein.


ICOP

Die Internationale Konferenz für Erzeugerorganisationen für Obst und Gemüse wurde vor 20 Jahren vom österreichischen Beratungsunternehmen gfa-consulting gmbh ins Leben gerufen. Ziel war es, eine Plattform für den Austausch für die europäischen Erzeugerorganisationen für Obst und Gemüse und ihre Mitglieder und Partner zu schaffen.

ICOP war bereits in vielen europäischen Städten wie Brüssel, Rotterdam, Hamburg, Madrid, Dublin, Nantes, Wien, Graz, Lissabon, Almería, Vilamoura, Budapest zu Gast. Politische und ökonomische Rahmenbedingungen stehen ebenso im Zentrum der Veranstaltung wie Themen der Innovation, Trends etc.

In 2026 wird die 20. Jubiläumsausgabe der ICOP-Konferenz vom 18.-20. November 2026 in Österreich über die Bühne gehen, so die Veranstalter. Den genauen Veranstaltungsort ließ man noch offen.

Veröffentlichungsdatum: 25.11.2025

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