Belgien: YouGov-Studie – Nachhaltige Produkte haben mit Preis und Glaubwürdigkeit zu kämpfen
Belgische Verbraucher sind sich der Umweltprobleme zunehmend bewusst, handeln aber nicht immer entsprechend. Dies zeigt eine Verbraucherforschung von YouGov. Mehr als ein Drittel der belgischen Haushalte gibt an, dass wirtschaftlicher Druck es schwerer macht, umweltfreundliche Gewohnheiten beizubehalten, berichtet Vilt.be.
Es gibt auch ein Vertrauensproblem: 2 von 3 Belgiern glauben, dass die meisten Nachhaltigkeitsversprechen lediglich Marketingstrategien sind. Was können Einzelhändler dagegen tun?
Klimawandel, Lebensmittelverschwendung und Plastikverwendung gehören zu den größten Sorgen der Verbraucher, doch das Kaufverhalten spiegelt diese Sorgen nicht immer wider. Und das liegt nicht allein an den Verbrauchern, auch Hersteller können laut einer YouGov-Studie mehr tun, um Kunden zu überzeugen.
Die Studie teilt belgische Verbraucher in verschiedene Segmente ein. Ganz am Ende des Spektrums befinden sich die „Öko-Aktiven“. Sie müssen nicht lange überzeugt werden, nachhaltig einzukaufen. Fairebel, eine lokal verwurzelte Marke, wird von „Öko-Aktiven“ auch doppelt so häufig gekauft.
Ein ähnlicher Trend ist bei Garden Gourmet, einem Hersteller von vegetarischen Fleischalternativen, zu beobachten. Diese Zahlen zeigen, dass Nachhaltigkeit für diese Verbrauchergruppe Hand in Hand mit regionalen und pflanzlichen Lebensmitteln geht.
Belgier sehen Mehrwert in regionalen Produkten
YougGov beobachtet bei allen belgischen Verbrauchern eine Vorliebe für lokale Produkte, nicht nur bei jenen, die bewusst umweltbewusst sind. Der durchschnittliche Belgier bevorzugt zudem wiederbefüllbare Verpackungen und vollständig recycelbare Materialien.
Zwei Drittel der Bevölkerung geben an, sehr frustriert über Plastikmüll zu sein. Die Mehrheit der Belgier ergreift aktiv Maßnahmen, um ihren Plastikverbrauch zu reduzieren. Die Einführung von Mehrweg-Einkaufstaschen in Supermärkten und Mehrwegbechern bei Veranstaltungen wird in Belgien zunehmend akzeptiert.
YouGov sieht dies als Zeichen dafür, dass die Belgier gerne nachhaltig handeln, sofern die Lösungen greifbar, einfach anzuwenden und lokal relevant sind.
84 % befürworten, dass Supermärkte ausschließlich Mehrwegtüten anbieten. 77 % akzeptieren die Abschaffung von Einweg-Plastiktüten für Obst und Gemüse.
Unklare Aussagen
Die Hürde: nachhaltige Alternativen sind oft zu teuer für den Durchschnittsverbraucher. Hinzu kommt ein Vertrauensproblem. Viele Verbraucher bezweifeln, ob alle als „nachhaltig“ beworbenen Produkte es tatsächlich sind. Denn die Angaben auf vielen Produkten sind recht vage.
Marken müssen klar, glaubwürdig und transparent kommunizieren, wenn sie Verbraucher überzeugen wollen. Ein Aufkleber mit dem Wort „ökologisch“ reicht nicht aus.
Konkrete Angaben, wie beispielsweise ein Etikett mit den Worten „100 % recycelbar, hergestellt aus 85 % Recyclingmaterialien“, sind für Verbraucher viel verständlicher, insbesondere wenn dies durch Zertifizierungen oder nachvollziehbare Daten belegt werden kann.
Dasselbe gilt für regionale Produkte. Wenn ein Produkt belgischer Herkunft ist, wird diese Tatsache oft nicht ausreichend hervorgehoben. Marketing durch Storytelling, beispielsweise Erfahrungsberichte über die positiven Auswirkungen der kurzen Lieferkette auf lokale Landwirte und Unternehmer, hat sich als sehr effektiv erwiesen. Auf Marketingebene scheinen die Lösungen relativ einfach, doch die Preisgestaltung ist komplexer.
YouGov schlägt vor, dass Hersteller von konventionellen Produkten lernen. Beispielsweise werden pflanzliche Produkte in Vorteilspackungen nicht ausreichend angeboten.
Die Studie prognostiziert, dass Produzenten, die in der Nachhaltigkeitskommunikation eine Vorreiterrolle einnehmen, dafür belohnt werden.
Quelle: Vilt.be
Veröffentlichungsdatum: 17.11.2025