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Russlands Frühkartoffeln finden keinen Markt

13. Juni 2025

Um die knappe Vorjahresernte zu ergänzen, wurden wohl zu viele Importkartoffeln gekauft. Leidtragende sind die Frühkartoffelerzeuger im Süden des Landes. 2025 wird der Kartoffelanbau wohl wachsen. Auch für die Verarbeitung soll es mehr werden, es fehlt aber an Importpflanzgut.


Infografik © AMI

In den südlichen Regionen Russlands hat die Ernte von Frühkartoffeln begonnen, meldet der nationale Kartoffelverband. In rund 10 Tagen werden aus einigen Gebieten deutlich steigende Mengen erwartet.

Laut Berichten bleibt der Preis für Frühkartoffeln deutlich hinter den Erwartungen der Landwirte zurück. Der Anbau von Frühkartoffeln ist aufgrund des hohen Anteils an Handarbeit recht teuer, insbesondere wenn man bedenkt, dass die Löhne in letzter Zeit im Vergleich zum Vorjahr um das Zwei- bis Dreifache gestiegen sind, da ein Arbeitskräftemangel herrscht.

Bisher kommen die geernteten Frühkartoffeln nicht in die Regale der Einzelhandelsketten. Einzelhändler hatten angesichts der Informationen über den Mangel an Kartoffeln in Russland aus der Ernte 2024 schon im vergangenen Jahr erhebliche Mengen Kartoffeln im Ausland bestellt und dafür Anzahlungen geleistet.

Deshalb ist es für Einzelhandelsketten derzeit unrentabel, den Einkauf einheimischer Kartoffeln zu organisieren, um keine Konkurrenz mit importierten Kartoffeln zu schaffen, die bereits bezahlt sind und sich teilweise in Lagern befinden, stellen Beobachter vor Ort fest.

Da die Frühkartoffelproduzenten in diesem Jahr keine Möglichkeit haben, ihre Produkte zu einem angemessenen Preis lokal zu verkaufen, müssen sie sie für umgerechnet 55,00 bis 66,00 EUR/dt verladen. Es besteht das Risiko, dass Kartoffelbauern, die viel Mühe in den Frühkartoffelanbau gesteckt haben, ihre Produktion in der nächsten Saison aufgeben und sich anderen Feldfrüchten zuwenden.

Insgesamt haben die Importe in dieser Saison laut Angaben des Kartoffelverbandes bereits 0,5 Mio. t überschritten. Den zweiten Platz nach Ägypten belegt China, das den fernöstlichen Markt und in einigen Regionen Sibiriens vorsorgt.

Traditionell wurden die größten Mengen Kartoffeln aus China im Juni und Juli importiert. Dementsprechend könnte das Gesamtimportvolumen den Rekord der Dürresaison 2010/11 erreichen, als fast 1,5 Mio. t Kartoffeln von Russland importiert wurden, so eine Meinung.

Kartoffelareal dürfte wachsen

Iswestija hat unter Berufung auf den Pressedienst des Landwirtschaftsministeriums berichtet, dass zur Steigerung der Kartoffelproduktion eine Ausweitung der Anbaufläche in diesem Jahr um mehr als 10.000 ha auf 290.000 ha geplant sei. Nach Angaben des Ministeriums liegt der Kartoffelanbau in den meisten Regionen über dem Vorjahresniveau. 

Stand 2. Juni wurde auf einer Fläche von 237.200 ha (82 % der Prognose) gepflanzt, das sind 19.000 ha mehr als im Vorjahr. Bei günstigen Wetterbedingungen wird die Ernte im kommerziellen Sektor 7,5 Mio. t erreichen, gegenüber 7,3 Mio. t im Jahr 2024, erwartet das Ministerium. Hinzu kommt noch die übliche riesige Menge aus Privatgärten, die vor allem in ländlichen Regionen den Bedarf deckt.

Für Landwirte besteht in diesem Jahr ein Problem mit der Pflanzgutbeschaffung. Mit der zuständigen Stelle Rosselkhoznadzor muss noch immer die Bereitstellung des erforderlichen Dokumentenpakets für die Lieferung von Pflanzkartoffeln aus Deutschland nach Russland geklärt werden. Es bestehen jedoch Zweifel, dass das Problem gelöst wird. 

Nach Angaben des Verbandes konnten Kartoffelbauern in 2024 rund 290 t hochwertige Pflanzkartoffeln aus Deutschland kaufen, in dieser Saison wird jedoch höchstwahrscheinlich keine einzige Tonne importiert. Der Mangel an hochwertigem Ausgangsmaterial vor allem an Sorten für die industrielle Verarbeitung zu Pommes Frites und Chips führt vor dem Hintergrund der Tatsache, dass neue Fabriken für die Verarbeitung von Kartoffeln entstehen, dazu, dass hochwertiges Pflanzgut deutlich im Preis gestiegen ist und die Nachfrage danach als fieberhaft beschrieben wird. 


Quelle en Copyright: AMI-informiert.de (AMI, 12.06.2025) 


 

Veröffentlichungsdatum: 13.06.2025

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