
Stabilität in schwierigen Zeiten – Fenaco präsentiert solide Zahlen, aber offene Baustellen bleiben
Die Agrargenossenschaft Fenaco zieht für das Geschäftsjahr 2024 eine weitgehend positive Bilanz. Trotz sinkendem Umsatz, hoher Kosten und einem angespannten Marktumfeld zeigt sich das Unternehmen an seiner Bilanzmedienkonferenz zufrieden mit dem Erreichten, berichtet der Landwirtschaftliche Informationsdienst (LID). Doch bei näherem Hinsehen wird deutlich: Der Spielraum für künftiges Wachstum ist enger geworden.
David Käser, Christian Consoni, Philipp Zgraggen, Heinz Mollet, Michael Feitknecht, Martin Keller, Marta Puneddu und Pierre-André Geiser an der Bilanzmedienkonferenz der Fenaco. (Foto © LID / rho)
Trotz eines von geopolitischer Unsicherheit, Wetterextremen und gedrückter Konsumentenstimmung geprägten Jahres blickt die Agrargenossenschaft Fenaco auf ein stabiles Geschäftsjahr 2024 zurück.
An ihrer Bilanzmedienkonferenz präsentierte das Unternehmen nicht nur solide Zahlen, sondern auch personelle Weichenstellungen für die Zukunft – und bekräftigte einmal mehr ihre Rolle als Rückgrat der Schweizer Land- und Ernährungswirtschaft.
«Die Fenaco versorgt die Schweiz mit Lebensmitteln, Alltagsgütern und Energie – gemeinsam mit den Landi-Filialen und den Landwirtinnen und Landwirten erfüllen wir essenzielle Bedürfnisse des Lebens», sagte Verwaltungsratspräsident Pierre-André Geiser. So hätten doch alle vier Geschäftsfelder – Agrar, Lebensmittelindustrie, Detailhandel und Energie – ihre Marktanteile halten oder teilweise sogar leicht ausbauen können.
Rückläufiger Umsatz, aber stabile Erträge
Wie CEO Martin Keller erklärte, sank der Nettoerlös der Fenaco preisbedingt um 3,3 Prozent auf 7,29 Milliarden Franken. Hauptgründe waren tiefere Preise für fossile Energieträger sowie für Dünger und Futtermittel.
Dennoch blieb das Betriebsergebnis (EBIT) mit 107,2 Millionen Franken stabil. «Unsere Geschäftsmodelle erwiesen sich einmal mehr als krisenresistent», so Martin Keller. Besonders stolz zeigte er sich über die Entwicklung der Eigenkapitalquote, die sich seit seinem Amtsantritt von rund 40 auf 65,6 Prozent verbessert hat.
Auch die Mitglieder profitierten: Rund ein Drittel des Betriebsergebnisses – 35,7 Millionen Franken – floss über Rückvergütungen, Zinsen und Prämien an die Landi-Genossenschaften und ihre Mitglieder zurück.
Herausforderung Pflanzenbau
Das Jahr 2024 stellte viele Landwirtinnen und Landwirte erneut vor grosse Herausforderungen – insbesondere im Pflanzenbau. Denn während der Detailhandel, die Tierproduktion und die Energieversorgung solide liefen, offenbarte der Pflanzenbau erneut seine Verletzlichkeit.
«Beim Brotgetreide fielen die Erträge so tief aus wie zuletzt vor 25 Jahren», betonte Martin Keller. In der Bioproduktion lag die Kartoffelernte gar über 50 Prozent unter dem langjährigen Mittel.
Diese schwierigen Bedingungen wirken sich laut Martin Keller auch auf die Verarbeitungsbetriebe der Fenaco aus: Wenn die Ernteerträge quantitativ und qualitativ stark schwankten, liessen sich die Anlagen nicht verlässlich auslasten.
« Das macht es für die Lebensmittelindustrie noch anspruchsvoller, rentabel zu wirtschaften und wenn die Rentabilität fehlt, kann nicht investiert werden – das wiederum gefährdet die ganze Wertschöpfungskette und damit die Versorgungssicherheit in der Schweiz», so Martin Keller.
Technologischer Wandel als Hoffnungsträger
Grosse Hoffnungen setzt das Unternehmen in neue Technologien: Drohnen zur Unkrautbekämpfung, präzise Agrartechnik, Forschungskooperationen mit HAFL, FiBL und ETH. Doch wie rasch solche Innovationen auf die Fläche kommen und ob sie tatsächlich zur Entlastung der Bauernbetriebe führen, ist immer schwer abzuschätzen.
Immerhin: Die Idee, als Genossenschaft risikobehaftete Technologien vorzufinanzieren und damit marktfähig zu machen, ist ein zeitgemässer Rückgriff auf das solidarische Genossenschaftsprinzip.
Zwischen Preisdruck und Versorgungsauftrag
Der Widerspruch zwischen dem genossenschaftlichen Zweck der Fenaco – der Unterstützung der Landwirtschaft – und den realen Marktmechanismen wurde auch beim Thema Preisgestaltung deutlich.
«In der Schweiz gibt eine Konsumentin oder ein Konsument rund neun Prozent des Einkommens für Lebensmittel oder Essen aus – das ist im europäischen Vergleich ein bemerkenswert tiefer Wert», so Martin Keller.
Er kritisierte, dass gerade Frischprodukte stark im Fokus preisorientierter Marketingstrategien stünden – trotz hoher Produktionsstandards und wachsender Herausforderungen in der landwirtschaftlichen Urproduktion.
Gleichzeitig würden die steigenden Produktionskosten, etwa durch klimatische Extreme, nicht in den Verkaufspreisen abgebildet. «Wenn die Rohstoffpreise steigen, weil wir den Landwirtinnen und Landwirten faire Einkommen sichern wollen, und gleichzeitig die Konsumentenpreise nicht mitziehen, wird die Luft bei der Bruttomarge dünn», so Martin Keller.
Die stark gestiegenen Personal-, Energie- und Verpackungskosten könnten nicht im gewünschten Mass an den Markt weitergegeben werden. Dies stelle nicht nur Verarbeiter wie die Fenaco vor Probleme, sondern gefährde letztlich auch die ganze Wertschöpfungskette. Gleichzeitig gehört die Fenaco selbst zu den wichtigsten Akteuren im Verarbeitungs- und Detailhandelsbereich – also dort, wo Preissignale gesetzt werden.
Quelle: LID
Veröffentlichungsdatum: 15.05.2025