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AMI: Der Gemüsemarkt zwischen Kostendruck und Nachfrageschwäche

23. Dezember 2022

Zwischen Kostendruck und Nachfrageschwäche – so lässt sich die Gemüsesaison 2022 beschreiben. Doch hinter dieser Kurzbeschreibung stecken zahlreiche Aspekte. So hat die Witterung den Saisonverlauf erneut stark geprägt. Höhere Erzeugerpreise, die als Ausgleich für die gestiegenen Produktionskosten dringen notwendig wären, konnten nur in Teilen der Saison erzielt werden, so die Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH (AMI).

Bildquelle: Shutterstock.com Gemuese
Bildquelle: Shutterstock.com

Im Februar 2022 begann Russland seinen Angriffskrieg auf die Ukraine mit weitreichenden Folgen für die Preise für Energie und Düngemittel, aber auch mit Folgen für internationale Warenströme und die Stimmung der Verbraucher. Die ohnehin schon stark gestiegenen Lebenshaltungskosten machten einen weiteren Sprung nach oben, so dass die Verbraucher mit Ausgaben deutlich vorsichtiger umgingen. Monat für Monat war die Inflationsrate ein wichtiges Thema in den Medien. Oft wurden die Meldungen mit Bildern von Gemüse präsentiert, obwohl Gemüse zunächst kaum zur Teuerung bei frischen Nahrungsmitteln beigetragen hat. So bekamen die Verbraucher ein falsches Bild vermittelt und verhielten sich auch bei den Gemüsekäufen zurückhaltend.

Auf der Produktionsseite stiegen die Preise für Betriebsmittel stark. Betroffen waren zunächst vor allem Düngemittel, Treibstoffe und Energie. Im frühen Bereich der deutschen Gemüsesaison kamen eine zurückhaltende Nachfrage und ein großes Angebot zusammen. Denn starke Einstrahlung und hohe Temperaturen ließen die Erntemengen in den frühen Sätzen schnell und stark steigen, und es kam zu Überschneidungen eigentlich gestaffelter Anbausätze. Vor diesem Hintergrund war es zunächst nicht möglich, die eigentlich nötigen höheren Erzeugerpreise durchzusetzen.

Die Witterung blieb im weiteren Saisonverlauf ein großes Thema. Insbesondere die langanhaltende Sommertrockenheit drückte auf die Erträge.

Flächeneinschränkungen bei Gemüse

Nachdem die Anbaufläche von Gemüse und Erdbeeren in Deutschland im Jahr 2021 auf ein Rekordniveau gestiegen war, zeigen erste Angaben für das Jahr 2022 eine komplett gegenläufige Entwicklung. Voraussichtlich wird die Anbaufläche wieder auf das Niveau des Jahres 2020 zurückfallen. AMI-Schätzungen gehen für den Freilandanbau von Gemüse (inklusive Spargeljunganlagen) von einer Fläche von 122.900 ha aus.

Sommertrockenheit hinterlässt Spuren

Waren es im Jahr 2021 die starken und anhaltenden Regenfälle, die ab Mitte Juli zu Ausfällen und niedrigeren Erträgen geführt hatten, war im Jahr 2022 die Sommertrockenheit als großes Thema zurück. Schon im Frühjahr fielen die Niederschläge unterdurchschnittlich aus, im Sommer blieben sie dann über längere Zeit ganz aus. Bei gleichzeitig hohen Temperaturen reichten auch zusätzliche Wassergaben nicht aus, um die üblichen Erträge zu erreichen. Für die Betriebe bedeutete die Bewässerung jedoch zusätzlichen Aufwand und zusätzliche Kosten. Die durchschnittlichen Erträge dürften eher auf dem Niveau von 2018 gelegen haben als auf dem Niveau des Vorjahres. Somit wirkten die Einschränkungen der Anbaufläche gleich doppelt. Nach AMI-Schätzungen beläuft sich die Ernte an Freilandgemüse 2022 auf knapp 3,5 Mio. t. Das wären 14 % weniger als im Vorjahr.

Ausblick 2022/23

Selten war es so herausfordernd, einen Ausblick auf die kommende Gemüsesaison zu werfen wie in diesem Jahr. Das im Freilandgemüseanbau mit der Witterung eine große Unbekannte im Spiel ist, ist nichts neues. Doch diesmal lassen sich auch weitere Faktoren, sowohl auf der Produktions- als auch auf der Verbraucherseite, nur schwer einschätzen. Ob sich die Laune der Verbraucher bessert, wird davon abhängen, wie gut die Entlastungspakete der Regierung greifen und wie viel Geld die Haushalte während der Wintermonate tatsächlich für Energie ausgeben müssen. Stehen im Frühjahr größere Nachzahlungen an die Energieversorger an, würden die Verbraucher an anderer Stelle sicher noch zurückhaltender agieren. Ein Ende des Krieges in der Ukraine ist momentan nicht in Sicht, und damit auch keine kurzfristige Entspannung bei den Energiepreisen. Somit ist mit weiter steigenden Produktionskosten zu rechnen. Hinzu kommt, dass der Mindestlohn im Oktober 2022 noch einmal deutlich auf nun 12 EUR/h angehoben wurde. Vor diesem Hintergrund muss es gelingen, höhere Erzeugerpreise durchzusetzen. Dazu muss die Wertschöpfungskette durchlässig sein. Sicher hat auch der LEH mit Mehrkosten zu kämpfen, von den höheren Verbraucherpreisen muss aber auch etwas bei den Produzenten ankommen.

Mit dem Beginn des Jahres 2023 werden immer mehr Statistiken zum Gemüsejahr 2022 in ihrer endgültigen Fassung vorliegen. Dann ist es Zeit, noch einmal umfänglich auf das Jahr 2022 zurückzublicken und zu schauen, ob die Entwicklungen kurzfristige Tendenzen waren oder doch im langjährigen Trend liegen. Die AMI-Marktexperten im Bereich Gartenbau werden das in Analysen, Charts, Tabelle und Vorträgen tun.
Weitere Informationen.
 

Quelle und Copyright: AMI-informiert.de (AMI, 21.12.2022)
 

Veröffentlichungsdatum: 23.12.2022

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