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Copa - Cogeca: Vom Hof auf den Tisch - Es ist an der Zeit, die Daten ernst zu nehmen!

14. Oktober 2021

Die Akteure der Lebensmittelkette pflichten alle den wichtigsten Grundsätzen der Strategie „Vom Hof auf den Tisch“ bei und sind sich vollkommen darüber im Klaren, dass ständige und wesentliche Verbesserungen vorgenommen werden müssen, um einen nachhaltigeren Ansatz für unsere Lebensmittelsysteme zu gewährleisten.

Quelle: Six Dun / Shutterstock.com  The European Parliament hemicycle
The European Parliament hemicycle. Quelle: Six Dun / Shutterstock.com

Jedoch weisen kürzlich veröffentlichte Studien zur Strategie „Vom Hof auf den Tisch“ darauf hin, dass die derzeitigen Ziele, wenn sie wie vorgeschlagen umgesetzt werden, einen hohen Tribut von den Landwirten in der EU und der Lebensfähigkeit der gesamten europäischen Agrarindustrie fordern werden.

Die Zeit für politische Botschaften zur Strategie „Vom Hof auf den Tisch“ ist vorbei. Es ist nun an der Zeit, die derzeit verfügbaren Daten zu analysieren. In den vergangenen Monaten haben verschiedene zentrale Berichte und Studien versucht, die Auswirkungen der Ziele, die die Europäische Kommission im Mai 2020 mit der Strategie „Vom Hof auf den Tisch“ und der Biodiversitätsstrategie vorgelegt hat, zu bewerten und zu messen.

Die Studien des US-Landwirtschaftsministeriums, der HFFA Research, der Gemeinsamen Forschungsstelle der EU (GFS), der Universität Kiel sowie der Universität Wageningen (WUR) kommen alle zu dem Schluss, dass die Ziele beträchtliche Folgen, Zielkonflikte und Schwachpunkte aufweisen, die von den politischen Entscheidungsträgern in der EU (und darüber hinaus) dringend in Betracht gezogen werden müssen.

Einige Beispiele:

•    Die Studie der GFS prognostiziert, dass der von der Umsetzung der Ziele der Strategie „Vom Hof auf den Tisch“ erwartete Rückgang der Treibhausgasemissionen aus der europäischen Landwirtschaft um 40 bis 60 % zu einer Verlagerung der europäischen Agrarproduktion einschließlich ihrer Emissionen in Drittländer führen wird.
•    Die Studie der Universität Kiel rechnet damit, dass Europa zu einem Nettoimporteur von Nahrungsmitteln werden könnte, was in direktem Widerspruch zu der von der Europäischen Kommission während der COVID-Krise propagierten offenen strategischen Autonomie steht.
•    Die Studie des US-Landwirtschaftsministeriums kommt zu dem Schluss, dass die Ziele der Strategie „Vom Hof auf den Tisch“ zu Ernährungsunsicherheit für 22 Millionen Menschen führen könnte.

Warum schaut sich Europa die Daten nicht an?

All diese Studien, mit ihren unterschiedlichen Methoden, Schwerpunkten und Einschränkungen, ergänzen sich gegenseitig. Sie kommen alle zu den gleichen Ergebnissen. Die landwirtschaftliche Produktion in der EU wird zurückgehen – in einigen Bereichen und für einige Erzeugnisse recht drastisch. Was die kumulativen Auswirkungen der Zielvorgaben betrifft, zeigt die jüngste Studie der Universität Wageningen einen durchschnittlichen Produktionsrückgang von 10-20 %[1] mit einem Rückgang von bis zu 30 % bei bestimmten Anbaukulturen.

Hinsichtlich der Viehzucht geht die Studie der Universität Kiel von einem durchschnittlichen Rückgang der Rindfleischerzeugung in der EU um 20 % und der Schweinefleischerzeugung um 17 % aus. Ein weiteres Positionspapier der Universität Wageningen (das demnächst veröffentlicht wird) bestätigt einen allgemeinen Rückgang der Rindfleisch-, Schweinefleisch- und Milchproduktion, was nicht nur zu einem Preisanstieg für die Verbraucher in der EU führt, sondern auch fragwürdige Auswirkungen auf die Einkommen der Viehzüchter hat.

Die Daten weisen eindeutig auf Auswirkungen auf den Handel, auf die Einkommen der Landwirte und letztlich auf die Verbraucherpreise hin. Unter diesen Bedingungen wird es schwieriger sein, das Lebensmittelsystem zu verändern, und die Einführung von Verbrauchssteuern, wie sie das Europäische Parlament vorschlägt, könnte zu sozialer Ungerechtigkeit führen.

Download: Den vollständigen Artikel finden Sie hier (Pdf).

Quelle: Copa and Cogeca

 

Veröffentlichungsdatum: 14.10.2021

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