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BLE: Handel zeigt großes Interesse an Bio-Zwiebeln

02. August 2021

Bio-Zwiebeln sind für den Lebensmitteleinzelhandel ein interessantes Produkt. Wurden zunächst klassische gelbe Bio-Speisezwiebeln im Sortiment gelistet, haben rote Bio-Zwiebeln zuletzt einen regelrechten Boom erfahren. Bio-Zwiebeln aus dem deutschen Anbau ganzjährig anzubieten, ist eine große Herausforderung. Dies geht aus dem "BLE Marktberichte der Biobranche" des Oekolandbaus hervor.

Bildquelle: Shutterstock.com Zwiebeln
Bildquelle: Shutterstock.com

Bio-Zwiebeln entwickelten sich in den vergangenen vier Jahren zum Aufsteiger im ohnehin deutlich wachsenden Bio-Gemüsemarkt. Die Einkaufsmengen der Haushalte in Deutschland an Bio-Zwiebeln legten 2020 um 26 Prozent zu, ein im Vergleich zum Gesamtmarkt erneut überdurchschnittliches Wachstum. Mittlerweile greift ein Drittel der Haushalte mindestens einmal im Jahr zu Bio-Zwiebeln. Im Ranking der am meisten gekauften Bio-Gemüsearten überholten sie zuletzt die Tomaten und eroberten sich Platz drei. Der Mengenanteil der Bio-Zwiebeln an den gesamten Zwiebelkäufen der Haushalte erhöhte sich zuletzt auf 7,7 Prozent. Aufgrund des deutlich höheren Preisniveaus liegt der Anteil an den Ausgaben knapp doppelt so hoch. Damit sind Bio-Zwiebeln auch für den organisierten Lebensmitteleinzelhandel ein interessantes Produkt.

Rote Bio-Zwiebeln boomen

So kam es dazu, dass Vollsortimenter und Discounter verstärkt in die Vermarktung von Bio-Zwiebeln eingestiegen sind. Zuerst waren es meist die klassischen gelben Speisezwiebeln, doch immer stärker wurden auch rote Bio-Zwiebeln im Sortiment gelistet. Im Discountbereich, in dem die angebotene Produktpalette deutlich enger ist als bei den Vollsortimentern, ersetzen zum Teil rote Bio-Zwiebeln die konventionell erzeugte Variante. Diese Entwicklung hatte den Markt 2019 kräftig durcheinandergewirbelt. Damals listete ein großer Discounter bundesweit rote Bio-Zwiebeln anstelle der konventionellen Ware. Rote Bio-Zwiebeln waren bis dahin eher eine Nische. Diese für viele Marktteilnehmerinnen und Marktteilnehmer überraschende Umstellung führte zu einer äußerst knappen Marktversorgung mit roten Bio-Zwiebeln. Ein leergefegter Markt, ein hoher Importanteil und hohe Erzeugerpreise waren die Folge. Erst im Folgejahr stellte sich auch der deutsche Anbau verstärkt auf diese Situation ein. Mittlerweile entfallen knapp ein Viertel der verkauften Bio-Zwiebeln auf rote Sorten.

Diese Entwicklungen führten dazu, dass mittlerweile der organisierte Einzelhandel und in diesem Segment wiederum die Discounter in der Vermarktung von Bio-Zwiebeln die Nase vorne haben. 2020 wurden etwa 47 Prozent der Bio-Zwiebeln in Discountern gekauft. Danach folgen die Vollsortimenter im klassischen Einzelhandel mit einem Anteil von 35 Prozent. In den Einkaufsstätten außerhalb des organsierten Einzelhandels, dazu zählt vor allem der Naturkostfachhandel, aber auch die Käufe auf Wochenmärkten oder bei der Erzeugerin oder beim Erzeuger, werden knapp 15 Prozent der Zwiebeln gekauft. Die verbleibenden drei Prozent gelangen über Online-Bestellungen, meist in Form von Bio-Kisten, an die Verbraucherinnen und Verbraucher. Überdurchschnittlich profitiert vom starken Einkaufsjahr 2020 haben nur die Discounter.

Deutsche Zwiebeln ganzjährig im Angebot?

Doch egal, wer Bio-Zwiebeln anbietet oder kauft, allen gemeinsam ist der Wunsch nach einem hohen Anteil deutscher Ware. Besser noch: die ganzjährige Verfügbarkeit deutscher Zwiebeln. Dies ist zwar keine Illusion, allerdings gelingt es bis jetzt nur sehr wenigen Anbietern, bis knapp an die neue Ernte Zwiebeln aus dem Lager anzubieten. Dies ist eine Herausforderung, denn Zwiebeln werden im Oktober geerntet und eingelagert. Gekühlt müssen sie bis in den Sommer des Folgejahres eine stabile, vermarktungsfähige Qualität aufweisen. Das bedeutet eine Lagerdauer von einem Dreivierteljahr, denn die neue Zwiebelernte setzt erst im Übergang auf den Juli wieder ein.

Allerdings versuchen die Produzenten von Bio-Zwiebeln in Deutschland mit der Marktentwicklung Schritt zu halten. Die Anbauflächen mit Bio-Zwiebeln sind vor allem in den vergangenen beiden Jahren kräftig gestiegen. Allein 2020 legte der Anbau um 17 Prozent zu und erreichte eine Fläche von 1.111 Hektar. Damit liegt der Bio-Anteil an den Zwiebelflächen bei neun Prozent. Nahezu bundesweit werden Bio-Zwiebeln angebaut. Die erste sehr frühe Ware stammt aus den klimatisch begünstigten Regionen im Südwesten. Bei den ersten Zwiebeln handelt es sich um gepflanzte beziehungsweise überwinterte Zwiebeln, denn die im Frühjahr ausgesäten Zwiebeln sind in Deutschland nicht vor Anfang August erntereif. Anders als bei vielen anderen Gemüsekulturen kann man bei Zwiebeln also nicht über einen langen Zeitraum vom Feld aus dem Vollen schöpfen. Der Erntezeitraum ist aufgrund der von der Tageslänge abhängigen Entwicklung der Zwiebel in unseren Breiten auf die Monate Juli bis Oktober begrenzt. Anbau und Lagerung haben also ihre Tücken.

Importe vor allem aus den Niederlanden

Daher wird der Bedarf an Bio-Zwiebeln in Deutschland zu einem hohen Maß mit Importware gedeckt. Die Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) schätzt den Importanteil für die Saison 2019/20 auf etwa 44 Prozent. Daran hat sich in den vergangenen Jahren trotz steigendem Anbau in Deutschland nichts verändert, denn der Gesamtmarkt ist zu stark gewachsen. Wichtigstes Lieferland sind die Niederlande, gefolgt von Ägypten. Für den Zeitraum zwischen Lagerende und Beginn der neuen Saison ist man noch auf Zufuhren aus Südeuropa oder Nordafrika angewiesen, da weder in Deutschland noch in den Niederlanden bedarfsdeckende Mengen an Lagerzwiebeln aus speziellen Langzeitlagern verfügbar sind. Dies trifft vor allem für die im Anbau und der Lagerhaltung noch empfindlicheren roten Zwiebeln zu.

Quelle: Marktberichte Ökolandbau.de
 

 

Veröffentlichungsdatum: 02.08.2021

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