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Brandenburg: Kirschessigfliege kann sich schnell vermehren und setzt heimischem Obst zu

22. Juli 2020

Die seit 2012 auch in Brandenburg auftretende Kirschessigfliege findet hier derzeit ideale Vermehrungsbedingungen vor und kann neben Kirschen auch an weiteren weichschaligen Obstkulturen massiven Schäden anrichten. Darauf weist der Pflanzenschutzdienst des zum Agrarministerium gehörenden Landesamtes für Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft und Flurneuordnung hin.

Bildquelle: Shutterstock.com  Kirschessigfliege
Bildquelle: Shutterstock.com

Die ursprünglich aus Südostasien stammende Kirschessigfliege Drosophila suzukii findet in Brandenburg geeignete Lebensbedingungen. Mäßig warme Sommer und wiederholte Niederschläge bieten für das mit unseren heimischen Essigfliegen verwandte kleine Insekt ideale Bedingungen für die Eiablage und Larvenentwicklung. Und auch der letzte, viel zu milde Winter bot den überwinternden Weibchen gute Bedingungen.

Mit dem Vegetationsbeginn und den ersten Früchten des Jahres, wie sie an Misteln und Efeu zu finden sind, können Eier abgelegt werden. Richtig startet die Populationsentwicklung aber erst mit der Reife der Süßkirschen. In diesem Jahr waren bereits die sehr zeitig reif werdenden Sorten vom Befall durch die Kirschessigfliege betroffen. Die Weibchen sind in der Lage, mit ihrem sägeartigen Legeapparat Eier in gesunde, unbeschädigte, halbreife Früchte zu legen. Innerhalb weniger Tage entwickeln sich darin dann weißliche Maden, die das Fruchtfleisch zerstören und die Früchte zum Kollabieren bringen. Damit ist die Ernte vernichtet. Je nach Temperatur und Feuchtigkeit dauert die Entwicklung vom Ei bis zur Fliege 9 bis 18 Tage, damit können 6 bis 8 Generationen hier ausgebildet werden.

Nicht nur Kirschen befallen

Der Name dieses invasiven Schadinsekts ist trügerisch, weil es neben Kirschen auch viele andere, vor allem rot- und blauschalige Obstarten, Wein und Wildfrüchte, wie beispielsweise Mahonien befällt. Bislang waren massive Ausfälle meist bei Him- und Brombeeren sowie Holunder zu verzeichnen. Im Herbst, wenn das Angebot an Früchten deutlich abnimmt, legen die Weibchen ihre Eier auch an grünschalige Früchte wie Mini-Kiwis ab.

Möglichkeiten der Bekämpfung

Im Hobbygarten kann man lediglich vorbeugen. Eine sichere Methode ist das rechtzeitige Einnetzen anfälliger Kulturen. Das erschwert allerdings die Ernte von Kulturen, deren Früchte nicht alle gleichzeitig reifen und deshalb häufiger geerntet werden, wie bei Kirschen und Erdbeeren, Äpfeln oder Birnen. Die Maschenweite der Netze sollte bei 0,8 mal 0,8 Millimeter liegen, um einen sicheren Schutz zu bieten. Handelsübliche Fenster-Fliegennetze bieten einen teilweisen Schutz, können die Fliegen aber nicht vollständig abwehren.

Zusätzlich sollten die Kulturen möglichst luftig formiert werden, da sich die Fliegen bevorzugt im Schattenbereich und bei höheren Luftfeuchten am wohlsten fühlen. Das heißt also, wo möglich, auslichten, überzählige Triebe entfernen, bei Wein die Traubenzone freistellen und Blattarbeiten vornehmen sowie Unkrautaufwuchs beseitigen. Erntedurchgänge sollten rechtzeitig und regelmäßig vorgenommen werden, das Hängenbleiben von überreifen Früchten fördert die Entwicklung der nächsten Fliegengeneration. Das befallene Obst samt Maden kann durch Solarisation – Früchte in schwarzen Plastikbeuteln über mehrere Tage der Sonne aussetzen – oder durch Verjauchen in Wassergefäßen unschädlich gemacht werden. Anschließendes Kompostieren mit Abdeckung ist möglich. Nur trocken-heiße Witterung mit Temperaturen über 30 °C kann der massiven Vermehrung etwas Einhalt gebieten.

Quelle: MIL Brandenburg

Veröffentlichungsdatum: 22.07.2020

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