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Phänomen Pink Lady15. Januar 2017

Die Preisentwicklung bei Äpfeln in Europa stagniert oder geht leicht zurück, man freut sich über jeden Cent in der Entwicklung, falls es einmal nach oben geht. Insgesamt geht der Apfelkonsum jedes Jahr um 1-2% zurück und die Branche sucht nach Ursachen. Die Produktion denkt laut über eine Änderung des Sortiments weg von Massenträgern hin zu „geschmackvolleren“ Äpfeln nach. Die Preise zum Konsumenten sollten sich bei der „guten“ (Sack)Ware um € 1,- je Kilo bewegen, für gelegte Ware wären € 2,- dem Konsumenten gerade noch zumutbar.

Pink Lady
Foto: Gottfried Lafer, Haidegg

In all dieser Stimmung tritt Pink Lady auf. Ganz selbstverständlich mit einem Konsumentenpreis von € 3,73 im Regal (hochgerechnet von der 800 Gramm-Tasse), Hauptmerkmal ist die unverkennbare Schalenfarbe und ein überdurchschnittlich hartes Fruchtfleisch. Über Geschmäcker kann man bekanntlich vorzüglich streiten. In der Produktion ist diese Sorte eine der sichersten Massenträger.

Das größte Phänomen dabei ist, dass es ständig massive Umsatzzuwächse mit diesem Artikel gibt, die übrige Branche schwächelt und alle nehmen Pink Lady als „Best-Practice“-Beispiel laufend in den Mund.

Wo liegt nun das Geheimnis von Pink Lady im weltweiten Frischmarkt?

Um eine belastbare Beurteilung zu erhalten frage ich bei den eigenen Experten nach. Für die Marketingexperten ist die Sache klar: Pink Lady hat ein großes Marketingbudget. Wenn sie auch ein solches Budget hätten, dann würden sie sicher auch eine ähnliche Erfolgsgeschichte schreiben.

Für die Qualitätssicherer ist es klar, Pink Lady hat eine rigorose Qualitätsphilosophie. Nur Früchte mit über 70% Deckfarbe kommen in die Premiumschiene. Wenn sie auch so rigoros handeln dürften, dann würde sich das eigene Produkt auch bestmöglich verkaufen lassen.

Die Packhauschefs erklären mir, wenn sie nur Sorten hätten mit einem Packout wie Pink Lady, dann könnten sie pro Kilo westlich  billiger packen.

Die Produzenten erklären mir, wenn sie einen Zugang zur Lizenz und Produktion von Pink Lady hätten, dann würden sie nur diesen Massenträger produzieren wollen.

Weil bei uns jeder nur in seiner Kategorie denkt, ergibt sich noch lange kein Premiumprodukt, also kommt es von sonst woher. Die Erfolgsgeschichte von Pink Lady ist kein Geheimnis. Man kann sie nicht nur an den Marktdaten, sondern sogar in jedem guten Lehrbuch nachlesen.

Anstatt die Erfolgsgeschichte auswendig zu lernen sind wir eben mit anderen „wichtigen“ Dingen beschäftigt.

Fritz Prem 02/2017

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